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Slowakei

Slowakei, Geographie und Wirtschaft

Die Slowakei ist ein überwiegend bergiges und waldreiches Land. Der äußere Gebirgsbogen im Westen und Norden umfasst die stark gegliederten Westkarpaten und die langgestreckten Sandsteinketten der Beskiden. Die Kernzone besteht aus der Niederen Tatra und dem Hochgebirge der Hohen Tatra mit dem höchsten Berg, der Gerlsdorfer Spitze (2655m), sowie der Großen und der Kleinen Fatra. Die zerklüfteten Felsen und Hochwälder mit ihren zahllosen Bergbächen waren das Reich des "guten Räubers" Jurai Janošik, der in zahlreichen alten slowakischen Volksliedern noch immer weiterlebt. In der Hohen Tatra sind die sogenannten Meeraugen ein besonderes Erlebnis kleine, kristallklare Seen, umsäumt von steil aufragenden Felsen. Im Slowakischen Erzgebirge südlich der Tatra, das zuerst durch deutsche Bergleute erschlossen wurde, werden Eisen, Magnesit und Antimon gewonnen. Im äußersten Süden reicht die Slowakei bis an die Donau und hat mit einem schmalen Saum Anteil an der Pannonischen Tiefebene. Die fruchtbaren Lößböden haben das Tiefland zur Kornkammer der Slowakei werden lassen. Die früher häufig überschwemmte Große Schüttinsel ist heute ein weiter Garten mit Obst- und Gemüseanbau geworden.

Die Slowaken stellen mit 4,6 Millionen Menschen 86% der Gesamtbevölkerung. Stärkste Minderheit sind die 569000 Ungarn, die vorwiegend im Süden des Landes leben. Neben rund 86000 Sinti und Roma leben noch Tschechen, Ukrainer und Russen in der Slowakei. Die Volkskultur der Slowaken, die wie auch die Polen, Tschechen und Sorben zur westslawischen Völkergruppe gehören, zeichnet sich durch eine reiche, bunte Volkstracht und vielfältig entwickelte Figurentänze aus.

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Mit 110 Ew./km² ist die Slowakei wesentlich dünner besiedelt als die Tschechische Republik. Die Bevölkerung konzentriert sich vor allem auf die Hauptstadt Preßburg (Bratislava) im Südwesten des Landes, die über 450000 Einwohner zählt. Preßburg, die einstige Krönungsstadt der ungarischen Könige, ist mit seinen zahlreichen Hochschulen und den gut erhaltenen mittelalterlichen Gebäuden das Kulturzentrum des Landes. Durch die Lage an der Donau in der Nähe des Dreiländerecks Slowakei, Österreich, Ungarn kommt der Stadt auch als Verkehrsknotenpunkt große Bedeutung zu.

Wirtschaft und Umbruch

Die Umstrukturierung der Wirtschaft von einer zentral gesteuerten Planwirtschaft zu einer auf dem Weltmarkt konkurrenzfähigen Marktwirtschaft stellte die Slowakei durch die einseitige Industriestruktur und die starke Ausrichtung des Außenhandels auf den ehemaligen Ostblock vor große Probleme. Hinzu kam die Trennung von der wirtschaftlich wesentlich stärkeren Tschechischen Republik, als deren Folge sich die Geld- und Warenströme aus der tschechischen Schwesterrepublik drastisch verringerten. Inzwischen ist der Umbau weit fortgeschritten, die Wirtschaft verzeichnet seit 1994 wieder ein positives Wachstum.

Die Industrialisierung der Slowakei wurde vor allem seit 1948 nach sowjetischem Vorbild vorangetrieben, wobei das Schwergewicht einseitig auf den Ausbau der Schwer- und Rüstungsindustrie gelegt wurde. Eine gewisse Bedeutung erlangten außerdem die chemische, die Textil- und die Nahrungsmittelindustrie.

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Traditionsgemäß spielt die Landwirtschaft in der Slowakei noch eine relativ große Rolle. Sie beschäftigt ca. 9% der Erwerbstätigen und nutzt die fruchtbaren Böden der Tiefebene für den Anbau von Getreide, Gemüse, Sojabohnen und Tabak. An den Hängen des hügeligen Vorlandes herrschen Wein- und Obstbau vor. In den höher gelegenen Landesteilen dehnen sich Hochweiden aus mit Rinder- und Schafzucht. Die Wälder der Gebirgsregionen sind wichtige Holzlieferanten und Anziehungspunkte für einen zunehmenden Fremdenverkehr.

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