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So entstehen Stempel – früher und heute

Ein Holzstempel besteht aus zwei Teilen: Ein Teil ist der Griff und das zweite Teil ist der Stempelfuß, auf dessen Unterseite noch eine Kautschuk- oder Gummiplatte aufgebracht wird.

Pixabay, ulleo (CC0 Public Domain)

Die Menschen verwenden Stempel oder stempelartige Gegenstände schon viele Jahrtausende. Schätzungen zufolge schon seit über 6500 Jahren. Verzierungen auf Ton- oder Keramikgegenständen entstanden mithilfe von Stempeln. Auch Münzen wurden früher mit Stempeln geprägt. Der „Diskos von Phaistos“ ist der älteste erhaltene Stempelabdruck auf einer gebrannten Tonscheibe. Sie entstand etwa 1700 Jahre vor Christus. In Deutschland gab es die ersten Stempel im 12. Jahrhundert. Vor dem Stempel gab es das Siegel. Ein Siegel entsteht, wenn ein Siegelring in heißes Wachs gedrückt wird. Damit wurden Briefe und Dokumente verschlossen. Dieses Verfahren wandten in erster Linie Geistliche und Adlige an. Die ersten Stempel waren aus Knochen, Holz, Ton und Metall. Menschen haben Zeichen und Motive eingeritzt, graviert oder geschnitzt oder sie gegossen.

Vor dem Stempel gab es Siegel wie diese.

Pixabay, Bru-nO (CC0 Public Domain)

Holzstempel früher und heute

Die Stempelherstellung hat sich im Lauf der Zeit weiterentwickelt. Ein beliebter Ausgangsstoff sind auch heute noch Holz und Metall. Holzstempel bestehen noch immer aus zwei Holzteilen, die gedrechselt sind. Ein Teil ist der Griff und das zweite Teil ist der Stempelfuß, auf dessen Unterseite noch eine Kautschuk- oder Gummiplatte aufgebracht wird. Die Entdeckung des Gummis war ein Meilenstein in der Stempelgeschichte und revolutionierte die Gestaltungsmöglichkeiten. In diese Gummiplatte ist das gewünschte Stempelmotiv – in der Regel ein Schriftzug – eingearbeitet. Früher haben die Stempelmacher diese Arbeit von Hand erledigt, heute übernehmen das Maschinen.

Die heutigen Holzstempel sind immer noch gedrechselt, doch dies geschieht alles maschinell und nicht mehr von Hand. Darüber hinaus sind die Stempel mit einer Lackschicht versehen, die sie vor Feuchtigkeit, Verunreinigungen und UV-Strahlen schützt.

Die modern Form hat ein integriertes Stempelkissen.

Pixabay, SANBONG (CC0 Public Domain)

Kunststoff- und Metallgehäuse für moderne Stempel

Weitaus beliebter sind heute Stempel mit Gehäusen aus Kunststoff oder Metall. Das Stempelkissen ist dabei integriert. Die Gehäuse machen die Stempel robust und leicht zu verstauen. Für die Fertigung der Stempelplatten gibt es mehrere Verfahren:

  • Lasergravur,
  • Polymere oder
  • Vulkanisation.

Allerdings fertigen heute nicht mehr die Stempelmacher vor Ort die Stempel, sondern sogenannte Flexografen. Dieser Begriff leitet sich aus den flexiblen Druckformen aus Gummi oder Kunststoff ab, den sogenannten Flexodruckplatten. Heute gibt es mehr als 300 verschiedene Stempelarten, die in vielen Bereichen zum Einsatz kommen: Fahrkartenentwertung, Datumstempel, Stempeluhr oder Adressstempel. Dabei entstehen die meisten modernen Stempel am Computer. Unternehmen wie Trodat oder Colop vertreiben ihre Produkte auf der ganzen Welt und auch im Internet.

Das Flexografenhandwerk im Wandel der Zeit

Früher haben die Stempelmacher oder Flexografen die Stempelplatten noch manuell geschnitten. Heute gibt es dafür Maschinen und modernere Materialien. Das am häufigsten eingesetzte Verfahren zur Herstellung von Stempeln ist die Lasergravur. Die Technologie selbst hat sich kaum verändert. Die Laser sind jedoch besser geworden. Heute arbeiten die Flexografen beispielsweise mit rotativen Lasern, die eine größere Geschwindigkeit erlauben. Damit ist es möglich, eine Stempelplatte in wenigen Minuten anzufertigen. Die Ergebnisse sind dennoch präzise. Selbst bei unflexiblen Materialien ist es möglich, feinste Details herauszuarbeiten, auch beispielsweise aus Glas oder Metall.

Die Herstellung erfolgt dabei in der Regel nach folgendem Schema: Zunächst wird eine Vorlage am PC erstellt. Danach graviert der Flexograf das gewünschte Motiv mit einem Laserstrahl in die Gummiplatte. Die nichtdruckenden Bereiche werden dabei weggebrannt. Dann wird diese Platte noch mit Moosgummi unterfüttert und passgenau auf die Unterseite des Stempelgrundkörpers geklebt.

Vulkanisation – seit Langem erfolgreich

Eines der ältesten Verfahren für die Herstellung von Stempelplatten ist die Vulkanisation von Kautschuk. Diese Technologie ist auch heute noch sehr beliebt, weil sie kostengünstig ist und weniger zeitintensiv ist. Die vulkanisierten Stempelplatten sind stabil und dabei sehr elastisch.

Um eine vulkanisierte Stempelplatte zu erhalten, legt der Stempelmacher eine Gummiplatte in eine Vulkanisierpresse, in der schon eine Druckform liegt. Die Gummiplatte wird im nächsten Schritt erhitzt, wodurch sie weich und elastisch wird. Unter dem Druck der Vulkanisierpresse entsteht das Druckbild auf der Gummiplatte. Wenn die Gummiplatte wieder abgekühlt ist, wird sie aus der Druckform entnommen und auf die notwendige Größe zugeschnitten.

Wird es Stempel noch lange geben?

In der Druckbranche sind viele Dinge im Wandel. Auch hier hält die Digitalisierung Einzug. Profis erzeugen Stempel am Computer, mit wenigen Klicks liegt nach kurzer Zeit bereits das Endergebnis vor. Es gibt kaum Einschränkungen. Welchen Mehrwert bieten heute Firmen- oder Kunststempel?

Eine Zeit lang waren Stempel einfach nur „old school“. Heute erleben sie ein Revival. Im DIY-Bereich, für Kinder und in Bastelläden gab es Stempel schon immer, genauso wie die Stempel fürs Büro oder für Unternehmen. Durch die neue DIY-Bewegung und die neuen Bullet-Journals erleben die Stempel ein Comeback. Hier kommen Motivstempel zum Einsatz oder einzelne Buchstaben. Daraus lassen sich immer wieder neue Wörter bilden. Motiv- und Buchstabenstempel können Terminkalender oder Bullet Journals aufhübschen, Kindern eine Freude machen. Mit ihnen lassen sich auch Einladungskarten gestalten und vieles mehr.

Auch bei selbst hergestellten Schreibwaren, beispielsweise für eine Hochzeit, eine Taufe oder eine Kommunion, sind Stempel ebenfalls sehr beliebt. Es ist etwas Besonderes Dinge selbst und von Hand zu produzieren, anstatt einen klassischen Druck und die Massenproduktion zu wählen. Auch kleine Geschäfte, Online-Shops oder Künstler finden wieder mehr Gefallen an Stempeln. Dabei geben viele ihren Stempeln einen ganz eigenen Touch, indem sie sie selbst schnitzen.

Im Büro wird es immer Stempel geben. Viele Workflows sind zwar schon digitalisiert und durch den Einsatz der Computer einfacher geworden. Doch einige Stempel lassen sich einfach nicht wegdenken, wie der Firmenstempel, Stempel für Warenein- und -ausgänge oder für Freigabeprozesse. Auch bei Ärzten und Ämtern geht es noch lange nicht ohne Stempel, wenn beispielsweise das Datum auf ein Dokument muss oder Name und Anschrift.

Stempel sind zwar schon uralt. Doch durch neue Produktionstechniken gibt es immer wieder neue Gestaltungsmöglichkeiten für Motive und Stempelarten.

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