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So viel Geld verdient der Staat jedes Jahr mit der Glücksspielsteuer

Ob klassisches Kasino oder Online-Spielbanken, der Staat kassiert mit.

pixabay.com, Stux (CC0)

Die Leidenschaft der Deutschen beim Glücksspiel ist ungebrochen. Trotz der Einführung diverser Steuern und Abgaben, mit denen die Spieler zu rechnen haben, steigt der Umsatz in diesen Jahren weiter an. Doch wie viel Geld verdient der Staat tatsächlich mit den tapferen Glücksrittern? Und wie kommt die Allgemeinheit in den Genuss der Gelder?

Die Art der Einnahmen

In der Tat hat das Glücksspiel in Deutschland in verschiedenen Formen Hochkonjunktur. Nach wie vor beliebt ist das klassische Lotto, welches aufgrund der großen Umsätze direkt zu einer staatlichen Angelegenheit gemacht wurde. Ebenfalls bekannt sind die einarmigen Banditen, die noch bis vor wenigen Jahren in zahlreichen Kneipen zu finden waren. Inzwischen verlagerten sich die Automatenspiele, wie sie wie auch diese Webseite zeigt, ins Internet. Der Staat nutzte diesen stetigen Umsatz aus, um damit eine weitere Steuerquelle zu generieren.

Um die Attraktivität des Glücksspiels dadurch nicht zu senken, sind die Gebühren oft erst auf den zweiten Blick erkennbar und werden bisweilen vor den Augen der Spieler verborgen. Denn während diese ihren ersten großen Gewinn nicht zu versteuern brauchen, zahlen die Anbieter noch vor der Auszahlung eine Gebühr von rund fünf Prozent. Inzwischen konnte sich auf diesem Bereich ein sehr diversifiziertes Steuermodell etablieren, welches in erster Linie aus den folgenden Pfeilern besteht:

  • Lotto - Lotterie Abgabe von 20 % des Einsatzes
  • Rennwetten - 5 % des Einsatzes
  • Sportwetten - 5 % des Wetteinsatzes
  • Spielautomaten - Vergnügungssteuer - auf Landesebene berechnet

Bereits diese Punkte offenbaren ein weit verzweigtes Netz an Einnahmen, welches in gleicher Form auch für Angebote aus dem World Wide Web gilt. Für die Buchmacher und Casinos ist es nicht mehr möglich, der Steuer zu entgehen, wenn sie eine der begehrten EU-Lizenzen erhalten möchten. Durch den großen Boom, welche die Branche in den vergangenen Jahren erlebte, stiegen natürlich auch die jährlichen Einnahmen des Staates weiter an. Allein auf dem Gebiet der Automatenspiele verdiente der Fiskus im Jahr 2016 und 1,12 Milliarden Euro. Hinzu kommen die diversen Einnahmen aus den anderen Glücksspielen, die mit 1,67 Milliarden Euro beziffert werden.

Bereicherung auf Kosten der Bürger?

Grundsätzlich wird bei diesen Zahlen diskutiert, welche moralischen Aspekte sich seitens des Staates dahinter verbergen. Einerseits wird durch Kampagnen und Regulierungen darauf aufmerksam gemacht, dass Glücksspiele eine Suchtgefahr in sich bergen und zum finanziellen Ruin des Spielers führen können. Auf der anderen Seite verdient der Staat mit genau diesem Laster Jahr für Jahr enorme Summen, auf die nicht so leicht zu verzichten wäre. Auch an dieser Stelle kann daher zurecht von einer Doppelmoral gesprochen werden, in der verschiedene amtliche Instanzen gegeneinander spielen. Ansonsten wäre es nicht möglich, zwei so konträre Ziele zu verfolgen und sie in den Mittelpunkt der eigenen Aktivitäten zu stellen, wie dies aktuell in Deutschland der Fall ist.

Die Verteilung des Geldes

Doch wohin fließt nun das Geld, welches durch das Glücksspiel eingenommen wurde? In der Tat lässt sich nicht einzeln nachvollziehen, wohin die Steuergelder der Casinos und Buchmacher fließen. Schließlich landen sie im allgemeinen Steuertopf, wo sich ihre Spur in der Folge verliert. Dennoch stecken diese Summen ebenso in unserer Infrastruktur, unseren Schulen und unseren amtlichen Instanzen, wie die ganz normale Einkommenssteuer aus der Tasche eines jeden Bürgers. 

Mit Sicherheit wäre es lohnenswert, auch über die Einführung des finnischen Modells zu diskutieren. Als der finnische Staat bemerkte, dass sich die Einnahmen aus dem Glücksspiel häuften, wurde dies in erster Linie als ein Warnsignal betrachtet. Dies führte zwar nicht unmittelbar zum Verbot der Spiele, bot aber genug Anlass, um über den Weg der Investitionen gründlich nachzudenken. Seither werden die jährlichen Einnahmen aus dem Glücksspiel in Finnland auch in Maßnahmen zur Prävention investiert, welche die Gefahr der Spielsucht eindämmen sollen. Während der deutsche Staat regelrecht darauf baut, die Spieler zu neuen Einsätzen zu bewegen, verfolgt man in Skandinavien also eine sehr langfristige und plausible Herangehensweise.

Streit um das Monopol

Hinzu kommen die ewigen Streitigkeiten rund um die aktuelle Regulierung des Glücksspielmarktes. Hier besitzt der Staat eine zentrale Position in einem verstrickten Oligopol. Dies bedeutet, dass außer den amtlichen Anbietern nur 12 private Unternehmen die Chance haben, eine dauerhafte Konzession zu bekommen. Dies widerspricht jedoch den Gesetzen des freien Marktes, die in Deutschland ansonsten ohne Einschränkungen gelten. Immer mehr Online Casinos und Buchmacher sind daher dazu gezwungen, ihre Angebote über andere Staaten der EU regulieren zu lassen und diese auch für deutsche Bürger zur Verfügung zu stellen. Einerseits sorgt dies für eine rechtliche Grauzone, in der es nur sehr schwer möglich ist, juristische Grundsätzen zu folgen. Auf der anderen Seite gehen dem Staat auch auf diese Art viele Steuereinnahmen verloren, ohne dass das Glücksspiel im Land eingedämmt werden würde. Denn die Abgaben fließen an Staaten wie Malta oder Gibraltar, welche den Anbietern nach wie vor die Gelegenheit bieten, dort ihren Hauptsitz zu errichten. Auch im Hinblick auf die Konzessionen handelt es sich also um eine verzwickte rechtliche Lage, die zumindest im Moment nicht als zufriedenstellend eingestuft werden kann.

Die richtige Regulierung

Doch gerade diese Regulierung ist von großer Bedeutung, um für die Sicherheit aller Spieler zu sorgen. Denn erst auf dieser Grundlage werden gewisse Gesetze eingehalten, die für den sicheren Umgang mit diversen Glücksspielen unentbehrlich sind. Dazu zählt, dass Spieler unter 18 Jahren keinen Zugang zu den Angeboten bekommen und gewisse Maßnahmen für die Prävention von Spielsucht auch hier eingehalten werden. Auf der anderen Seite ist es von Bedeutung, dass auch die Gefahr der Geldwäsche minimiert wird, wie sie leider immer wieder von Seiten der Online Casinos ausgeht. Erst unter der Voraussetzung, dass es auch in Deutschland wieder möglich ist, als privater Anbieter legal an eine Konzession zu kommen, werden sich weitere Schritte auf diesem Gebiet eröffnen. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt nur zu hoffen, dass sich eine gewisse Einsicht auf Seiten der Verantwortlichen einstellt. 

Alles in allem befindet sich das Glücksspiel derzeit in einer misslichen Lage. Zu viele Widersprüche stehen einem ordnungsgemäßen Ablauf entgegen, sodass auch an eine effektive Einsetzung der Steuergelder nicht zu denken ist. Während es andere Länder bereits geschafft haben, einen gesunden Mittelweg zwischen Steuereinnahmen und Sicherheit der Bürger zu finden, bleiben hierzulande viele Fragen offen. Es bleibt also zu hoffen, dass bei den entsprechenden Regelungen noch weitere Fortschritte gemacht werden, die langfristig positive Ergebnisse nach sich ziehen.

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