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Social Games: Trendsetter oder Auslaufmodell?
Farmville ist ein browserbasiertes, kostenloses Onlinespiel und über Seiten sozialer Netzwerke wie Facebook oder MySpace aber auch über den Hersteller Zynga direkt verfügbar. Es geht bei dem Spiel darum, über die eigene Social-Media-Plattform einen virtuellen Bauernhof aufzubauen und zu bewirtschaften. Auf einem zugeteilten Areal in der Größe 12×12 Spielfelder geht es los.
Sähen, pflanzen und ernten in der virtuellen Welt
Der Spieler pflanzt, sät und erntet. Verkauft er seine daraus gewonnenen Erträge, gibt es unterschiedliche Punkte – das virtuelle Geld. Das ist nötig, um die nächste Aussaat auf dem Feld auszubringen oder den Bauernhof zu vergrößern. Dauert dem Spieler dieser Vorgang zu lange, lassen sich mit echtem Geld Prozesse beschleunigen. Auch Tiere gibt es in der virtuellen Welt und Nachbarn. Hilfreich ist es Freunde aus dem Sozialen Netzwerk ebenfalls in das Spiel einzubinden. Es lässt sich leichter kommunizieren und gegenseitig aushelfen. Je mehr, desto besser. Und der eigene Bauernhof kann schneller wachsen.
Da die Ernte der verschiedenen Obst-, Gemüse- und Getreidesorten nicht zeitgleich erfolgt, verlangt das Spiel enorm viel Aufmerksamkeit. Denn ist der richtige Zeitpunkt verpasst, geht die Ernte kaputt. Der geleistete Einsatz wäre verloren. Ziel ist es, erfolgreich zu wirtschaften, Punkte zu sammeln und in Zusammenarbeit - aber auch in Konkurrenz - mit seinen Freunden erfolgreichster Farmer zu werden. Dann besteht die Möglichkeit in das nächste Level zu steigen, verbunden mit verbesserten Werkzeugen oder einer größeren Auswahl Saatgut.
Eigendynamik des Erfolgs
Über ein Ranking ist ein ständiges Vergleichen möglich. Das feuert an. Auch haben Entwickler herausgefunden: Je länger ein Spieler das Spiel nutzt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er Zusatzprodukte kauft. Der unbewusste Wunsch nach dem guten Gefühl, ein schwieriges Ziel erreicht zu haben, besser zu sein als andere - das treibt an.
Obwohl das Online Spiel im Vergleich zu den technischen Möglichkeiten eher grafisch primitiv daherkommt, ist es außerordentlich populär. Als im Juli 2009 das Spiel auf den Markt kommt, hatte es innerhalb von sechs Wochen 35 Millionen Nutzer pro Monat, Ende Februar 2010 bereits mehr als 80 Millionen. Darüber war selbst die amerikanische Herstellerfirma Zynga überrascht. Gründer Marc Pincus habe für Ende des Jahres 2009 vielleicht um die fünf Millionen Nutzer erwartet, hieß es. Experten vermuten als möglicher Auslöser für den rasanten Erfolg unter anderem eine Eigendynamik, ausgelöst durch ständige automatische Status Updates der Spieler.
In die Kritik ist Farmville allerdings inzwischen bei Verbraucherschützern geraten. Mit dem Herunterladen des Spiels beispielsweise auf das Facebook-Profil, erlaubt man, wie auch schon zuvor Facebook, dem Spielhersteller Zynga den Zugriff auf die eigenen Profildaten. Das individuelle Verhalten im Netz und besuchte Webseiten liefern wertvolle Informationen über den Nutzer. Auch vorhandene Daten, Fotos und Informationen des eigenen Netzwerkes. Diese Daten sind für gezielte Werbung der Branche außerordentlich nützlich. Und Zynga bringt das bares Geld.
Schnelllebiger Markt
Die Firma hat neben Farmville noch andere Social Games mit gleichem Spielprinzip entwickelt. Mit Fishville lassen sich Aquarien bauen, mit Petville Haustiere pflegen, mit Chefville ein Restaurant führen oder mit Mafia Wars in der Unterwelt kämpfen. Nach eigenen Abgaben hat die Spielefirma 2011 zusammen insgesamt mehr als 215 Millionen Spieler an sich gebunden.
Allerdings entwickeln sich die Zahlen in den folgenden zwei Jahren rückläufig. Die Social Games Sparte ließ sich nicht mehr so beleben wie erhofft. Als Resultat der Abwärtsspirale reagiert der Konzern 2013 mit Stellenabbau und Umfokussierung von Social Games hin zu Mobile Games. Zyngas größter Erfolg Farmville sollte als App für Smartphones und Tablets die Wende bringen. Der Erfolg jedoch blieb bislang aus.
ASC, 22.06.2015