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Sprechen ist Handeln: Die Sprachwissenschaft entdeckt das Leben

Manuel Abreu

Ja, ich will!

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Die Entdeckung der Sprechakte war für die Linguistik ein großer Zugewinn an Lebensnähe. Im Unterschied zu anderen Bereichen der Sprachwissenschaft geht die Sprechakttheorie über den Satz hinaus und - mitten hinein in die menschliche Kommunikation. Sie interessiert sich dafür, wie Sprache im alltäglichen Leben funktioniert (oder nicht funktioniert), und wendet ihr Augenmerk auch den scheinbar weniger wichtigen Phänomenen zu, etwa dem Smalltalk. Nicht zuletzt kann sie Aufschluss über die Entstehung von Missverständnissen geben und sogar helfen, Verständnisprobleme zu lösen.

Unter Handlungen verstehen wir so komplexe Dinge wie Kraftwerke bauen, eine Blinddarmoperation durchführen, eine Symphonie komponieren, aber auch etwas so Konkretes wie Spaghetti kochen ... Was aber soll das Sprechen mit Handeln zu tun haben? Und inwiefern können Handlungen überhaupt ein Thema für die Sprachwissenschaft sein? Wer mit Sprachwissenschaft die Untersuchung grammatischer Phänomene wie der Syntax verbindet, dem wird die Sprechakttheorie zunächst befremdlich vorkommen.

Oft werden Sprechen und Handeln einander sogar entgegengesetzt. Man denke an Ermahnungen wie: “Anstatt immer nur zu reden, sollten wir endlich mal was tun!“ Was aber ist mit einem Satz wie “Ich wette einen Hunderter, dass du es nicht tust“ oder dem Urteilsspruch eines Richters? Obwohl sprachlich, sind diese Äußerungen Handlungen: Ein Urteil sprechen ist urteilen, “Wetten, dass ...“ sagen ist wetten.

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