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Sprechen ist Handeln: Gesprächsstil und Verständigung

Manuel Abreu

"Das habe ich nicht so gemeint!"

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Was, wenn man im Gespräch nicht auf derselben Wellenlänge ist, wenn peinliche Pausen entstehen, man dann gleichzeitig losredet, sofort wieder schweigt... Gewöhnlich vergisst man solche Begegnungen schnell wieder. Schwierig wird es dann, wenn die Kommunikation in wichtigen Situationen fehl läuft wie zum Beispiel bei einem Bewerbungsgespräch oder in der Partnerschaft.

“Sollen wir ins Kino gehen?“

“Okay.“

“Willst du nicht?“

“Ich hab doch gesagt, okay!“

Gelungene Kommunikation ist auch eine Frage des Stils, genauer: des Gesprächsstils. Den Begriff hat die amerikanische Autorin Deborah Tannen geprägt. Die Gesprächsanalyse, eine Nachfolgerin der Sprechakttheorie, bezeichnet damit die von Mensch zu Mensch verschiedenen Kommunikationsgewohnheiten. Im Mittelpunkt stehen die jeweils unterschiedlichen Arten, indirekte Sprechakte einzusetzen. Manche ziehen es aus Sicherheitsgründen vor, äußerst indirekt zu sprechen, andere sind stolz auf ihre Direktheit. Laut Deborah Tannen sprechen die meisten Frauen übrigens lieber indirekt. Wie auch immer, wenn Extreme aufeinander treffen, kann die Situation überkochen. Am Ende heißt es dann:

“Ich habe immer weniger geantwortet, weil du so eindringlich gefragt hast!“

“Ich habe immer mehr gefragt, weil du so wenig geantwortet hast!“

Solche Spiralen hören übrigens nicht von selbst auf, sich zu drehen. Sobald man aber den Zusammenhang zwischen dem Gesagten und der Reaktion auf das Gesagte durchschaut, kann man sich gesprächsstilistisch in der Mitte treffen. Nur so wird gewährleistet, dass man, anstatt aneinander vorbei zu reden, aufeinander eingehen kann.

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