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Statt Binde und Tampon: Alternative Menstruations-Helfer

Einmal im Monat wird es für fast die Hälfte der Menschheit blutig: Die monatliche Periode beginnt. Meist greifen Frauen dann zu Hygieneprodukten wie Binden und Tampons. Aber einmal verwendet landen diese Artikel im Müll. Es gibt inzwischen aber auch Alternativen, die nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel schonen.
ABO, 18.09.2020

Eine gewöhnungsbedürftige, aber mittlerweile eine bekannte Alternative ist die Menstruationstasse.

iStock.com, Elena Feodrina

Binden und Tampons sind die führenden Produkte für Frauen in ihrer monatlichen Periode. Sie sollen die Monatsblutung sicher abfangen und verhindern, dass unschöne Flecken an der Kleidung entstehen. Ein großes Problem dabei ist allerdings der immer größer werdende Müllberg, der durch diese Einwegprodukte und deren Kunststoffverpackung anfällt. Denn jede einzelne Binde und jeder Tampon sind meist extra in Plastik eingepackt. Insgesamt landen dadurch jedes Jahr weltweit 45 Milliarden Einweg-Binden und Tampons im Restmüll.

Hinzu kommt, dass für die Herstellung der kommerziellen Hygieneartikel chemische Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Duft- und Farbstoffe verwendet werden, auf die viele Frauen allergisch reagieren. Auch passen nicht alle Produkte zu jeder Frau, weil sie beispielsweise durch Verrutschen unangenehm zu tragen sind. Das Wissen um nachhaltigere und weniger gesundheitsschädigendere Menstruationsprodukte ist dennoch kaum verbreitet. Deshalb hier ein Überblick über die Alternativen.

Biologisch gedacht

Das Offensichtlichste zuerst: Die Klassiker Tampons und Binden lassen sich auch umweltfreundlicher produzieren. Zum Beispiel gibt es fair produzierte Tampons aus Bio-Baumwolle, die ohne Plastik und ohne synthetische Farb- und Duftstoffe auskommen. Manche Frauen berichten, dass ihre Regelschmerzen und Periodenkrämpfe nach dem Wechsel auf Bio-Baumwoll-Tampons besser geworden sind.

Auch Binden aus Bio-Baumwolle sind in unterschiedlichen Stärken, mit Flügel und ohne, erhältlich. Im Gegensatz zu klassischen Binden sind die umweltbewussteren Alternativen oft atmungsaktiv und damit besser für das Scheidenklima . Die Materialien können nach dem Gebrauch biologisch abgebaut werden. Obwohl bereits viele Drogeriemärkte diese Alternativen anbieten, sind sie dort und auch in Biomärkten oder online häufig teurer als herkömmliche Binden und Tampons.

Die Menstruationstasse

Etwas gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile am bekanntesten ist die Menstruationstasse. Erfunden wurde sie schon 1937 von der Amerikanerin Leona Chalmers - ihre Verbreitung geschah jedoch schleppend. Denn schon kurz darauf musste die Produktion vorübergehend wieder eingestellt werden, weil die Materialien für die Neuentwicklung fehlten. Heutzutage erfährt sie - im Zuge des steigenden Interesses an Nachhaltigkeit - wieder einen deutlichen Aufschwung.

Bei der Menstruationstasse handelt es sich um einen kleinen Silikonbecher, der am unteren Ende einen Stiel besitzt. Zum Tragen wird sie zunächst der Länge nach gefaltet und dann in die Scheide eingeführt. Dort entfaltet die Tasse sich und fängt das Menstruationsblut auf.  Die Tassen können bis zu zwölf Stunden im Körper verbleiben und haben ein sehr viel größeres Fassungsvermögen als Tampons. Um die Tasse wieder zu entfernen, wird sie am unten befindlichen Stiel wieder aus der Scheide gezogen. Anschließend wird sie ausgewaschen und nach Ende der Monatsblutung zur Sterilisation abgekocht.

Die Tassen bestehen aus leicht verformbarem Kunststoff, Natur-Kautschuk, medizinischem Silikon oder Latex – meist ohne chemische Zusatzstoffe. Mittlerweile gibt es sie in unterschiedlichen Farben und Modellen, die bis zu 48 Milliliter Menstruationsblut auffangen. Manche Formen sind extra auf einen tief stehenden Muttermund angepasst. Menstruationstassen trocknen - im Gegensatz zu Tampons - die Scheidenschleimhaut nicht aus und helfen so, unangenehme Pilzinfektionen zu vermeiden. Auch sollen sie weniger Schmerzen verursachen und - weil man sie kaum spürt - sogar beim Sport nicht stören.

Und auch für den Geldbeutel und die Umwelt sind sie eine Chance:  Menstruationstassen kosten zwar erst einmal mehr als das Einweg-Pendant. Weil sie aber bis zu zehn Jahre genutzt werden können, sind sie auf Dauer sogar günstiger – und produzieren weniger Müll. Menstruationstassen sind in Drogerien, Unverpackt-Läden sowie online erhältlich.

Die Schattenseite: Das Einführen der Tasse ist nicht immer angenehm und fordert Übung. Zusätzlich ist das Leeren der Tasse in der Öffentlichkeit manchmal schwierig. Auch kann es passieren, dass eine Tasse ausläuft, wenn sie nicht frühzeitig geleert wird. Zudem besteht bei unzureichender Reinigung eine erhöhte Infektionsgefahr.

Naturschwamm als nachhaltige Tampon-Alternative

Der Schwamm

Ziemlich unbekannt, aber hundert Prozent natürlich: das Menstruationsschwämmchen –auch Levantiner Schwämmchen genannt. Auch dieser Schwamm ist eine Alternative zu Tampons, da er nach dem Befeuchten in die Scheide eingeführt wird und das Blut aufsaugt. Sobald der Schwamm mit Blut gefüllt ist, kann er mit der Beckenbodenmuskulatur herausgedrückt werden. Der Wechselrhythmus ist ähnlich dem eines Tampons. Nach dem Auswaschen ist der Schwamm  wieder verwendbar. Im Anschluss an die Monatsblutung sollte er zur Reinigung in Essigwasser eingelegt und im Anschluss in einem luftdurchlässigen Behälter aufbewahrt werden.

Vorteilig ist, dass die Schwämme beim Aufsaugen des Blutes nicht die vaginale Schleimhaut austrocknen – so wie es bei Tampons häufig vorkommt. Bei richtiger Handhabung ist er leicht einzusetzen, kaum zu spüren und ohne Umstände zu entfernen. Je nach Häufigkeit der Benutzung hält der Schwamm zwischen sechs und zwölf Monaten. Er soll auch beim Schwimmen und beim Sex angenehm zu tragen sein.

Auch aus Sicht der Gesundheit überzeugt diese Alternative inzwischen viele Frauen: Die Levantiner Schwämme sind reines Naturprodukt, da sie an der namengebenden levantinischen Küste in Griechenland geerntet werden. Dort werden sie als Lebewesen aus dem Mittelmeer gefischt und sterben dabei  – sie sind daher nicht vegan. Damit sie beim Tragen gut sitzen, schneidet man sie zu Hause mit einer Schere individuell zurecht.

Die Herausforderungen: Beim Auswaschen der gefüllten Schwämme muss sich an den direkten Kontakt mit dem Blut gewöhnt werden. Zu kaufen gibt es die Menstruationsschwämmchen lediglich in Apotheken oder online.

Stoffbinden

iStock.com, KevinDyer

Die Stoffbinde

Auch nachhaltige Alternativen für herkömmliche Binden finden immer mehr Aufschwung: Stoffbinden sind aus einem Baumwollmaterial genähte Binden mit saugfähigem Kern, die gewaschen und so immer wieder verwendet werden können. Diese Mehrwegbinden sind atmungsaktiv, geruchsneutral und hautfreundlicher als Einwegbinden, die Kunststoff enthalten. Damit sie nicht verrutschen, werden sie mit einem Druckknopf am Slip befestigt.

Es gibt sie in vielen verschiedenen Größe und Dicken, von der Slipeinlage bis zur saugstarken Binde für starke Tage. Auf diese Weise sollen die Stoffbinden einen ebenso komfortablen Schutz bieten wie herkömmliche Produkte.

Zur Reinigung wäscht man sie bei bis zu 90 Grad Celsius in der Waschmaschine. Und bei richtiger Pflege halten sie jahrelang – damit relativieren sich auch die höheren Kosten bei der Erstanschaffung.

Bis man die richtige Form für sich gefunden hat, muss man meist mehrere Stoffbinden anprobieren. Problematisch ist dabei, dass sie meist nur in Bio-Läden oder online erhältlich sind. Wer möchte, kann sie aber auch selber nähen und nach Belieben zurecht schneiden.

Die Periodenunterwäsche

Eine alte Idee ganz neu im Trend: Derzeit auf dem Vormarsch ist die Periodenunterwäsche - auch Period Pantys genannt. Hierbei handelt es sich um ein Höschen mit speziell eingenähten Stoffschichten, die das Menstruationsblut auffangen. Dadurch funktionieren die Menstruationshöschen wie Stoffbinden mit dem entscheidenden Vorteil, dass sie nicht verrutschen können. Da eine der Stoffschichten bakterienhemmend wirkt, kommt es nicht zu unangenehmen Gerüchen.

Laut den Herstellern fängt eine Period Panty so viel Flüssigkeit wie zwei bis drei Tampons auf. Bei stärkeren Blutungen muss die Unterwäsche daher öfter gewechselt werden. Sie lässt sich einfach in der Waschmaschine waschen und hält insgesamt etwa zwei Jahre – sofern sie nach der Blutung direkt gereinigt wird.

Periodenunterwäsche unterscheidet sich optisch kaum von herkömmlichen Slips und fühlt sich wie gewöhnliche Unterwäsche an. Bedeutend ist, dass sich die Höschen trotz der großen Flüssigkeitsaufnahme meist trocken anfühlen und es sie mittlerweile in verschiedenen optisch ansprechenden Ausführungen gibt.  Dennoch besteht das Risiko, dass es bei starken Blutungen zum Auslaufen kommt. Unterwegs muss man so am besten einen Hose zum Wechseln mitnehmen. Derzeit stellt sich auch die Anschaffung als etwas aufwendiger heraus: Die Unterhosen sind nämlich meist nur online erhältlich.

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