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Stimmprobleme: Wie kann man die Stimme pflegen und trainieren?

Die Stimme ist wohl das älteste Musikinstrument der Welt. Damit sie erklingt, ist ein komplexes Zusammenspiel von Lippen, Zunge, Kiefer, Kehlkopf, Stimmbändern und Halsmuskeln nötig. Meist funktioniert dies, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Aber was, wenn die Stimme versagt? Woher kommen Stimmprobleme und wie kann man sie vermeiden?

Personen, die ihre Stimme viel beanspruchen, sollten die Stimmbänder entsprechend gut pflegen.

unsplash.com, Austin Distel

Was sind Stimmprobleme?

Mediziner sprechen bei einer Stimmstörung von einer „Dysphonie“. Darum handelt es sich, wenn die Stimme nicht optimal belastbar und leistungsfähig ist. Die Folge: Heiserkeit, Anstrengung und Schmerzen.

Welche Symptome gehören dazu?

Die typischen Symptome bei einer Stimmstörung sind:

  • Heiserkeit
  • belegte Stimme
  • Brennen und Kratzen im Hals
  • Räuspern
  • Reizhusten
  • Mundtrockenheit
  • Schluckbeschwerden
  • Stimmverlust

Ist eine Krankheit (zum Beispiel Erkältung) die Ursache für Stimmprobleme, können weitere Beschwerden hinzukommen, etwa Halsschmerzen, Husten mit Auswurf und Fieber.

Woher kommen Stimmprobleme?

Meist beruhen Stimmprobleme auf einer Überbelastung. Das ist insbesondere bei Schauspielern und Sängern, aber auch bei Lehrern, Callcenter-Mitarbeitern oder Erziehern der Fall. Der Grund: Langes, intensives Sprechen (oder Singen) greift den dünnen Sekretfilm auf der Mund- und Rachenschleimhaut an. In der Folge wird die Stimme heiser und belegt.

Ein möglicher Auslöser sind auch Krankheiten. Besonders bei Erkältungen sorgen für eine Entzündung der Stimmlippen entzündet und eine Schwellung von Kehlkopf sowie Mund- und Nasenschleimhaut. Denkbar ist auch eine Entzündung im Rachenraum durch Streptokokken und Viren oder eine Kehlkopfentzündung durch chemische Reize wie Zigarettenrauch oder Dämpfe.

Wie kann ich meine Stimmbänder richtig pflegen?

Bei angegriffener Stimme muss nicht immer sofort der Weg zum Arzt nötig sein. Wichtig ist es vor allem, die Stimme zu stärken und den richtigen Umgang mit ihr zu kennen.

Stimme stärken: Wie geht das?

Wer sich richtig verhält, kann Stimmproblemen in der Regel gut vorbeugen. Die folgenden Tipps helfen dabei:

  • viel trinken
  • Speichelfluss-anregende Bonbons oder Tabletten lutschen
  • Verzicht auf besonders würzige, scharfe, kalte oder heiße Speisen und Getränke
  • Räuspern vermeiden (besser leicht hüsteln)
  • Verzicht auf Tabak, Alkohol, Kaffee, koffeinhaltige sowie kohlensäurehaltige Getränke und Kamillentee (diese trocknen die Schleimhäute aus)
  • regelmäßige Sprechpausen
  • ausreichend Schlaf
  • Aufwärmübungen vor dem Sprechen oder Singen
  • richtige Atemtechnik anwenden

Vor allem Personen, die ihre Stimme viel beanspruchen, sollten die Stimmbänder gut pflegen. Nur so bleiben sie fit und immer einsatzbereit.

Stimmbänder trainieren: Wie geht das?

Wichtig ist es außerdem, die Stimmbänder regelmäßig mit den richtigen Maßnahmen zu trainieren. Zu einem Stimmtraining gehören zum Beispiel folgende Übungen:

  • Nasenatmung statt Mundatmung: In der Nase wird die Luft gefiltert und aufgewärmt, bevor sie die Lunge erreicht.
  • Summen: Durch die Nase einatmen und beim Ausatmen ein „mmh“ summen.
  • Gähnen: Das senkt den Kehlkopf und entspannt die Stimmmuskulatur.
  • Aufrichten: Eine gesunde Körperhaltung sorgt für bessere Luftversorgung.
  • Entspannung: Schultern und Kiefer lockern für weniger Anstrengung beim Sprechen.
  • Zunge schnalzen: Das stärkt die Zungenmuskulatur und sorgt für eine klarere Artikulation.
  • Abwechslung: Beim Sprechen oder Singen zwischen laut und leise, schnell und langsam sowie verschiedenen Sprachmelodien variieren.

Insbesondere vor besonderen „Sprechereignissen“ wie einer Rede oder einem Gesangsauftritt ist es ratsam, diese Tipps zu befolgen.

Stimmprobleme behandeln: Wann muss ich zum Arzt?

Dauern die Stimmprobleme länger an und lassen sich nicht mit Stimmübungen in den Griff bekommen, ist ein Termin bei einem spezialisierten Mediziner unausweichlich. Die richtige Adresse ist meist ein Facharzt für Phoniatrie (Phoniater) oder für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO). Im Zweifelsfall ist ein Allgemeinmediziner ebenfalls als erste Anlaufstelle geeignet.

Ärztliche Untersuchung

Zunächst wird der Arzt durch gezielte Fragen versuchen herauszufinden, was die Ursache für die Stimmprobleme ist und wie stark diese ausgeprägt sind. Danach folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung. Dazu gehören zum Beispiel das Abhören der Lunge mit einem Stethoskop, eine Inspektion des Rachenraums, das Abtasten des Kehlkopfes oder eine Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie).

Therapie: Wie werden Stimmprobleme behandelt?

Häufig verordnet der Arzt eine Stimmtherapie. Diese kann bei einem Logopäden, Sprachheilpädagogen oder Sprechlehrer erfolgen. Zu ihr gehören im Wesentlichen die oben genannten Stimmübungen. Beruhen die Stimmprobleme auf einer Erkältung, wird diese symptomatisch behandelt. Die Stimmstörung verschwindet dann in der Regel von selbst wieder.

Wie funktioniert die Stimme eigentlich?

Die Stimme selbst ist kein Organ und existiert nicht physisch. Vielmehr muss der Körper sie durch bestimme Vorgänge erzeugen. Das funktioniert so:

Beim Ausatmen wird die Luft über den Kehlkopf hinausgepresst. An den elastischen Stimmlippen stößt sie auf Widerstand und drückt diese auseinander. Durch den Luftstrom in der Luftröhre entsteht ein Unterdruck an den Stimmlippen, die so wieder zusammengepresst werden. Diese Bewegung der Stimmlippen erzeugt schließlich einen Ton. Damit dieser auch für das menschliche Ohr hörbar ist, muss er erst noch verstärkt werden. Als „Lautsprecher“ dienen dabei sogenannte Resonanzräume: Mund- und Nasenhöhlen sowie Rachenraum.

Wie hoch die Stimme einer Person ist, hängt von der Länge der Stimmlippen ab: Je kürzer sie sind, desto höher die Stimme und umgekehrt. Durchschnittlich sind sie bei Frauen 1,3 bis 2 Zentimeter lang, bei Männern 1,7 bis 2,4 Zentimeter.[i]



[i] Universität Stuttgart: Apparative phonetische Methoden: Elektrolaryngographie (ELG) bzw. Elektroglottographie (EGG). URL: https://www2.ims.uni-stuttgart.de/sgtutorial/elg.html (12.02.2021).

 

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