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Suchmaschinen im Internet

Bei den Suchmaschinen ist Google der unumstrittene Marktfüher – und hat kürzlich sogar noch weiter aufgerüstet. Besonders in Deutschland ist die Google-Dominanz beinahe erdrückend. Andere Suchmaschinenbetreiber forschen nach einem Konzept gegen den Bedeutungsverlust, allen voran das Internet-Urgestein Yahoo. Letztlich scheint jedoch in erster Linie die Browser-Vorliebe einer Nutzerin oder eines Nutzers darüber zu entscheiden, welche Suchmaschine mit der Internet-Recherche beauftragt wird. Als eine der ersten Suchmaschinen ging 1996 Altavista an den Start.
Christoph Hendrik Müller, 27.04.2012

Marktführer Google

Google
istockphoto.com/tomch
Im ersten Geschäftsquartal 2012 (Januar bis März) hatte Google bei der Internet-Recherche mit Suchmaschinen in Deutschland einen Marktanteil von fast 92 Prozent, aber doch drei Prozent weniger als im Abschlussquartal 2011 (Oktober bis Dezember). Weit abgeschlagen folgte die Microsoft-Suchmaschine Bing mit zwei Prozent: Dennoch ein Rekordergebnis für die relativ neue Plattform. Die Telekom-Tochter und Google-Partnerin T-Online folgte mit einem Prozent; knapp dahinter Yahoo. Alle anderen Suchmaschinen, darunter Web.de oder Ask, hatten einen zusammengezählten Anteil von 4,6 Prozent. Als Quelle der Zahlen dient die Analyse-Firma Webtrekk. Allerdings ist es schwierig, endgültige Zahlen zu bekommen: Comscore etwa schrieb Google 2011 sogar einen deutschlandweiten Marktanteil von 96 Prozent zu.

 

Google und die Welt

International betrachtet hat Google nach Zahlen von Net Applications einen Marktanteil von „nur“ 76 Prozent. In den USA halten Yahoo und Bing, die seit 2010 zusammenarbeiten, gemeinsam weiterhin etwa 18 Prozent. In China gehört dem inländischen Unternehmen Baidu landesweit fast die Hälfte des Marktes. Obwohl Baidu außerhalb Chinas kaum genutzt wird, ergibt sich daraus ein Weltmarktanteil von elf Prozent. Dennoch: Auch international hat vor allem Google das Sagen bei der Online-Recherche.

 

Die semantische Suche wird wichtiger

Die Presse bezeichnet Google als Suchmaschinen-Schwergewicht und als Internet-Riesen. Das Unternehmen aus Kalifornien wurde 1998 von Sergey Brin und Larry Page gegründet und ist seit 1999 am Netz. Wichtigste Einnahmequelle, wie auch beim Wettbewerber Yahoo, ist die Werbung. Google verdient dann sein Geld, wenn der Nutzer auf einen Link - eine Anzeige - am Rande des Suchergebnisses klickt. Und es wird weiter aufgerüstet: In Zukunft will das Unternehmen noch mehr direkte Antworten liefern und nicht mehr so viele Link-Listen. Dabei soll die sogenannte „semantische Suche“ zum Tragen kommen, bei der die Suchmaschine versucht, den Kontext einer Suchanfrage zu erraten. Zudem hat Google kürzlich die nicht verschlüsselten Angaben aus seinem neuen Sozialen Netzwerk Google+ in die eigene Suchmaschine eingespeist.

 

Was macht eigentlich Yahoo?

Yahoo, der Dino unter den Suchmaschinen, ist schwer angeschlagen. Der neuer Konzernchef Scott Thompson wurde kürzlich vom Online-Bezahldienst Paypal abgeworben. Er soll das Unternehmen erneuern: Selbst Yahoo-Mitbegründer Jerry Yang hat sich aus der Unternehmensführung zurückgezogen, um Thompson freie Hand zu geben. Ende 2011 hatte Yahoo weltweit noch 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vollzeit. 2000 dieser Stellen werden vom Jahr 2012 an gestrichen. Zudem hat Yahoo im Jahr 2010 eine Allianz mit dem Software-Schwergewicht Microsoft begründet.

 

Wolfram Alpha und der technische Fortschritt

Bereits im Jahr 2009 ging die semantische Suchmaschine Wolfram Alpha an den Start, die statt einer Link-Liste direkte Antworten liefert. Die semantische Suche gilt als Zukunft der Internet-Recherche und wird inzwischen auch von den „Großen“ intensiviert. Bei der Werbung droht Streit: Werbekunden bei Google zum Beispiel können bisher recht frei angeben, bei welchen Suchworten ihre Werbung am Rande der Suchergebnisse eingeblendet wird. Oft wählen die Werber dabei den Namen ihrer direkten Konkurrenz mit aus, so dass sie gleich bei der Suche als Alternative im Fenster erscheinen. In Australien hat ein Gericht diese Art der Internet-Werbung im April 2012 untersagt. In der Europäischen Union (EU) ist sie (noch) zulässig.

 

Entscheidet letztlich der Browser?

Es gibt Hinweise darauf, dass letztlich gar nicht die individuelle Entscheidung für eine Suchmaschine den Marktanteil definiert, sondern vielmehr die Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Browser. Wer als Browser den Internet Explorer von Microsoft installiert, wird auch eher die integrierten Microsoft-Suchmaschinen nutzen. Wer Browser-Alternativen wie Firefox, Chrome, Safari oder Opera auf der Festplatte hat, sucht mit größerer Wahrscheinlichkeit bei Marktführer Google und nicht bei der Konkurrenz. Da die deutsche Microsoft-Skepsis dazu geführt hat, dass hierzulande außergewöhnlich Viele auf Alternativen zum Internet Explorer ausgewichen sind, erklärt sich so womöglich die extreme Marktdominanz von Google in der Bundesrepublik. Der inzwischen fast vergessene Browser-Krieg der 90er Jahre zwischen Internet Explorer und Netscape basierte also auf der richtigen Vermutung: Wer den Browser stellt, hat auch sonst gute Karten im Internet-Geschäft.

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