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Syndrom “Liebe“

Herzschmerz, Schlaflosigkeit und Schmetterlinge im Bauch - bestimmt haben Sie das auch schon erlebt. Es handelt sich hier um ein weit verbreitetes Syndrom mit dem Namen "Liebe".
Monika Wittmann

Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr im Frühling – nicht zufällig ist der Mai der Monat der Verliebten. Um diese Zeit steigt die Zahl der Infizierten direkt proportional zur Menge der Sonnenstrahlen. Doch obwohl Dichter und Forscher seit Menschengedenken das Geheimnis der Seuche enträtseln wollen, ist noch kein Gegenmittel bekannt.

Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen handelt es sich um einen äußerst komplexen Vorgang. Den Verlauf steuern körpereigene chemische Substanzen: Hormone und sogenannte Neurotransmitter, also Stoffe, die Informationen zwischen Nervenzellen weiterleiten.
Je nachdem, welcher Stoff überwiegt, kommt es zu unterschiedlichen individuellen Erscheinungsbildern. In manchen Fällen erlischt das Fieber ebenso schnell wie es aufflammt. In anderen Fällen wird die Schwäche chronisch und geht in eine mildere Form über.

 

Akute Leidenschaft

Bei der akuten Leidenschaft handelt es sich meist um eine kurzfristige Überproduktion des Botenstoffs Noradrenalin. Dies führt zu einer vermehrten Ausschüttung der männlichen oder weiblichen Sexualhormone Testosteron bzw. Östrogen. Das macht Lust auf mehr.

Häufig mischt sich in den Stimmungscocktail noch ein Schuss von dem Stresshormon Adrenalin. Das Aufputschmittel macht uns zu körperlichen Höchstleistungen jeder Art bereit. Deshalb springt unser Herz sprichwörtlich im Dreieck, wenn wir nur an das Objekt unserer Begierde denken.
Außerdem erhöht Liebe den Ausstoß von Dopamin. Dieser Botenstoff aktiviert das sogenannte Belohnungszentrum in unserem Gehirn. Die Wirkung ist wahrhaft berauschend. Eine Dosis Kokain versetzt uns in einen ähnlichen Zustand, allerdings mit erheblich mehr Nebenwirkungen.
Ein weiterer Neurotransmitter - Serotonin - macht, dass wir uns glücklich fühlen. Bei Verliebten verhält sich der Serotonin-Spiegel wie bei Zwangsneurotikern: Höchst instabil. So kommt es zu dem berüchtigten Schwanken zwischen "himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt".

 

Sanftes Wohlgefühl

Nach rund einem Jahr drosselt unser Körper die hauseigene Chemie-Fabrik. An die Stelle von Rausch und Taumel tritt dann ein sanftes Wohlgefühl, hervorgerufen durch sogenannte Endorphine.

Damit können wir uns begnügen - oder uns auf die Suche nach einem neuen Kick begeben. Natürlich sind auch bei dieser Entscheidung Hormone im Spiel. Tierversuche mit leichtlebigen Bergwühlmäusen und monogamen Prärienagern jedenfalls haben ergeben: Die beiden Stoffe Oxytocin und Vasopressin verwandeln selbst unstete Mäuse-Casanovas in treusorgende Familienväter.

Würden Sie Ihren Schatz gern mit einem Zaubertrank an sich binden? Also gut, wir verraten Ihnen ein Geheimnis: Nach dem Orgasmus steigt das Bindungshormon Oxytocin sprunghaft ...

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