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Tag der Arbeit

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Am 1. Mai ist der Internationale Tag der Arbeit: In vielen Ländern der Erde  - ob in Finnland, Uruguay, Japan oder Indien – ist dies ein Feiertag. Menschen gehen auf die Straße, für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Gewerkschaften nutzen ihn, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Warum aber ausgerechnet der 1. Mai der Tag der Arbeit wurde, wissen wohl nur wenige. Hier ein Blick zurück in die Geschichte.

Ursprung in den USA

Rote Nelken
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Der Ursprung dieses Tages liegt in den USA. Seit Ende des Bürgerkriegs 1865 boomten dort vor allem die industriellen Zentren des mittleren Westens wie Chicago und Detroit. Die Arbeitsbedingungen allerdings waren hart: Arbeitszeiten von elf bis 13 Stunden waren die Regel, der Durchschnittslohn lag bei drei US-Dollar am Tag. Die US-Gewerkschaften versuchten bis in die 1880er Jahre hinein, diese Bedingungen zu verbessern – mit nur mäßigem Erfolg. Anfang 1886 beschlossen sie dann, ernst zu machen: Für den 1. Mai 1886 riefen sie zu einem landesweiten Generalstreik auf.

Der Grund für diesen Termin war damals ein ganz praktischer: Der 1. Mai galt in den USA traditionell als "Moving day", als Stichtag für den Abschluss oder die Aufhebung von Arbeitsverträgen. Für viele, die an diesem Tag ihren Job verloren oder einen  neuen begannen, bedeutet das daher einen Umzug – aus einer zu teuren Wohnung in eine günstigere oder in ein Domizil am neuen Arbeitsplatz. Die Tatsache, dass an diesem Tag neue Arbeitsverträge unterzeichnet wurden, bot in den Augen der Gewerkschaften eine Chance für einen Neuanfang. Sie forderten, die Arbeitszeit in den neuen Verträgen fortan auf acht Stunden zu begrenzen.

Der große Streik beginnt

Am 1. Mai 1886 begann der große Streik. Insgesamt traten zwischen 300.000 und 5000.00 Arbeiter in den Ausstand, allein in Chicago, dem Zentrum der Bewegung, waren es rund 90.000. Am Abend des 1. Mai fand auf dem auf dem Haymarket in Chicago eine Kundgebung statt. August Spiess, Herausgeber einer Arbeiter-Zeitung, hielt eine flammende Rede. Einer seiner Slogans dabei: "Man kann nicht ewig wie ein Stück Vieh leben!"

Das blieb nicht ohne Folgen, Arbeitgeber und Industrievertreter fürchteten Unruhen und waren wenig bereit, auf Teile ihrer Gewinne zu verzichten. Die Miliz wurde in Bereitschaft gebracht und in der Zeitung wurden Forderungen laut, die Rädelsführer des Massenstreiks zur Rechenschaft zu ziehen – oder sie am besten ganz außer Gefecht zu setzen.

Haymarket- Riots: Tödliche Schüsse und eine Bombe

Haymarket Riot
Historisch / Gemeinfrei

Wenige Tage, später, am 3. Mai eskalierte die Situation. Die Chicagoer Polizei versuchte, eine Kundgebung von Arbeitern des McCormick-Konzerns aufzulösen, eines Betriebs der Erntemaschinen herstellte. Dabei kam es zu Handgreiflichkeiten und schließlich wurden sechs Arbeiter erschossen und zahlreiche weitere verletzt. Aus Protest gegen diese Gewalt demonstrierten die mehreren Tausend Streikenden nun erst recht weiter, wieder konzentrierte sich die Menge auf dem Haymarket. Am nächsten Tag schaukelte sich die Situation noch weiter auf: Ein bis heute Unbekannter warf eine Bombe in die Menge der Protestierenden, die zwölf Menschen sofort tötete, sechs weitere starben später an ihren Verletzungen. Darunter waren auch sieben Polizisten.

Als Folge verstärkte die Polizei nun ihrerseits die Gewalt und eröffnete das Feuer auf die Menge, wieder gab es mehrere Todesopfer. Acht mutmaßliche Rädelsführer der Arbeiterproteste wurden verhaftet und des Mordes und der Beteiligung am Bombenanschlag angeklagt. Darunter war auch August Spiess. Obwohl es keine Beweise für ihre Schuld gab und auch die Identität des Bombenwerfers nie aufgeklärt wurde, befand das Gericht sie für schuldig. Vier der Angeklagten wurden erhängt, einer beging Selbstmord und die drei restlichen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Diese Urteile lösten nicht nur in den USA, sondern auch in andern Ländern eine Welle der Proteste und der Solidarität mit den streikenden Arbeitern und den Verurteilten aus. Zur Beerdigung der Hingerichteten in Chicago kamen 25.000 Menschen.

Knapp drei Jahre später, 1889, begann im Ruhrgebiet der erste organisierte Massenstreik im Bergbau. Auch hier ging es um den Achtstundentag, aber auch höhere Löhne und besser Arbeitsbedingungen. Wieder kulminierten die Streiks und Kundgebungen um den 1. Mai herum. Rund 90 Prozent der damals rund 104.000 Bergarbeiter im Ruhrgebiet beteiligten sich an diesem Arbeitskampf. Viel Erfolg brachte dies jedoch zunächst nicht.

Vom Kampftag zum Feiertag

Im Juli 1889 dann fand in Paris der Internationale Arbeiterkongress statt, an dem 400 Delegierte aus 20 Ländern teilnahmen. Aus Deutschland waren August Bebel und Karl Liebknecht angereist. Auch hier stand der Achtstundentag im Mittelpunkt der Forderungen. Es wurde beschlossen, fortan in allen Ländern ein einem einheitlichen Tag im Jahr Kundgebungen und Aktionen, durchzuführen, um dieses Ziel zu erreichen. Gewählt wurde dafür der 1. Mai – in Gedenken an die Chicagoer Proteste und den Haymarket Riot. Der 1. Mai wurde als "Kampftag der Arbeiterbewegung" ausgerufen – und wird seither als "Tag der Arbeit" begangen.

In Deutschland erklärte die Nationalversammlung der Weimarer Republik den 1. Mai 1919 erstmals zum gesetzlichen Feiertag – allerdings blieb dies wegen zu großer Widerstände zunächst eine einmalige Ausnahme. Ausgerechnet im Dritten Reich, ab 1933, wurde dann der 1.Mai dauerhaft zum Feiertag, damals noch als "Feiertag der nationalen Arbeit". Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Maifeiertag auch von der Bundesrepublik übernommen.

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