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Tinnitus: Was tun gegen das Klingeln im Kopf?

Es piept, rauscht, zischt oder knattert: Wer unter Tinnitus leidet, nimmt Töne wahr, die eigentlich nicht da sein dürften. Die Phantomgeräusche haben keine äußere Schallquelle und setzen sich trotzdem hartnäckig im Ohr fest. Ihr eigentlicher Kern jedoch liegt im Kopf. Wir erklären, wie Tinnitus entsteht – und wie man lernt, mit ihm zu leben.

Ohrgeräusche kennt fast jeder. Sie tauchen ganz plötzlich auf, vergehen aber glücklicherweise genauso schnell wieder. Bei manchen Menschen nisten sich die Töne jedoch über Tage, Wochen, Monate und sogar Jahre ein: Der Tinnitus wird zum steten Begleiter. Für rund drei Millionen Menschen in Deutschland gehört er zum alltäglichen Leben dazu.

Häufig sind es hohe Pfeif- und Piepgeräusche, die die Betroffenen wahrnehmen. Ein Tinnitus kann sich aber auch in einem Rattern, Zischen, Rauschen oder tiefen Brummen äußern. "Genau genommen ist die Zahl der verschiedenen Geräuschempfindungen mindestens ebenso hoch wie die Zahl der Menschen, die Ohrgeräusche haben", schreibt die Selbsthilfeorganisation Deutsche Tinnitus-Liga.

Tinnitus entsteht meist im Gehirn

Doch woher kommen die Töne? In ganz seltenen Fällen ist für die Geräusche im Ohr tatsächlich eine objektive Schallquelle verantwortlich. Muss zum Beispiel in der Nähe des Ohrs Blut durch verengte Gefäße strömen, kann man das mitunter hören. Auch ein untersuchender Arzt ist in so einem Fall in der Lage, diese Töne wahrzunehmen.

In der Regel nimmt jedoch nur der Tinnitus-Patient selbst die Geräusche im Ohr wahr. Es handelt sich somit um Phantomgeräusche, Mediziner sprechen von einem subjektiven Tinnitus. Und der entsteht nicht im Ohr, sondern im Gehirn – darüber sind sich Wissenschaftler heute weitestgehend einig.

Zu den gängigen Untersuchungen bei Ohrgeräuschen zählt die Erstellung eines Audiogrammes.

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Kompensationsversuche als Auslöser

Die möglichen Auslöser für dieses Phänomen sind vielfältig. Oft entwickelt sich ein Tinnitus durch Störungen des Hörsystems, zum Beispiel bei Schwerhörigkeit, einem Hörsturz oder nach Lärmschäden. Defekte wie zerstörte Haarzellen im Innenohr führen dann dazu, dass die Betroffenen bestimmte Frequenzen weniger gut oder gar nicht mehr hören können.

Den fehlenden auditiven Input versucht das Gehirn zu kompensieren. Eine gängige Theorie geht davon aus, dass Neuronen der Hörrinde, die keine Signale von den geschädigten Haarzellen mehr erhalten, auf Informationen benachbarter Nervenzellen zurückgreifen. Die Frequenzen, die diese repräsentieren, sind durch die Fehlschaltung überrepräsentiert – und bilden nun das störende Geräusch.

Die eine konkrete Ursache für die Phantomgeräusche auszumachen, ist in vielen Fällen jedoch nicht möglich. Bei bis zu 45 Prozent der Patienten können Mediziner keinen eindeutigen körperlichen Auslöser des Tinnitus finden, er heißt dann idiopathischer Tinnitus.

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