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Top-Level-Domains

.lol, .suck oder doch lieber .sex? Ab Januar 2013 enden Internetadressen nicht mehr nur auf .de oder .com. Die Vergabeorganisation für Top-Level-Domains, Icann, hat eine neue Bewerbungsrunde ausgeschrieben und knapp 2000 Anfragen erhalten.
Julia Räsch

 

Was sind Top-Level-Domains?

Webbrowser im Internet
shutterstock.com/Vicente Barcelo Varona
Top-Level-Domain (TLD) bezeichnet die Endung einer Webadresse, etwa das „de“ bei www.wissen.de. Das kalifornische Non-Profit-Unternehmen Icann (kurz für Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) regelt die Vergabe der Adress-Endungen. Bisher gibt es Top-Level-Domains für Länder, etwa .de für Deutschland oder .nl für die Niederlande. Daneben gibt es aber auch allgemeine Adress-Endungen (gTLD), beispielsweise .org (Organisationen), .com (Wirtschaft) oder .gov (Regierungsseiten). Rund zwei Dutzend dieser TLDs stehen bisher bereit. Aber es sollen mehr werden. Die Icann hat zum dritten Mal Top-Level-Domains ausgeschrieben. Unternehmen, Städte oder Organisationen konnten sich von Januar bis Mai 2012 darum bewerben, Privatpersonen waren ausgeschlossen. Insgesamt gab es 1930 Anfragen, 70 kamen aus Deutschland. Die Wünsche reichten von Firmennamen wie .bmw oder .sap über Städtenamen wie .berlin oder .hamburg bis hin zu allgemeinen Endungen wie .app, .blog oder .home. Die ersten Adressen mit den neuen Endungen sollen 2013 online gehen. Bis dahin kann jeder Einwände gegen einen Antragsteller oder eine Domain an die Icann übermitteln. Das Unternehmen prüft dann, ob Markenrechte bei den verschiedenen Wünschen verletzt werden oder ob Bewerber versuchen, sich TLDs zu sichern, um sie später gewinnbringend weiterzuverkaufen.

 

Was wird sich durch die neuen TLDs ändern?

Neben der Vielzahl von Endungen gibt es weitere Neuerungen. In Zukunft sind bei den Top-Level-Domains nicht nur lateinische Schriftzeichen zugelassen, sondern auch arabische, chinesische oder kyrillische. Die Icann verspricht sich davon einen Zuwachs an „kulturellen, linguistischen und geografischen Nutzergemeinschaften“. Auch einzelne Regionen und Städte können eine eigene Top-Level-Domain erhalten. Die Vergabestelle will mit den neuen Top-Level-Domains dem wachsenden Internet und den damit gestiegenen Anforderungen gerecht werden. Profitieren sollen Unternehmen und Webnutzer gleichermaßen. Endungen wie etwa .mail, .news oder .hotel sind leichter zu merken und sollen das Surfen im Netz erleichtern. Auf der anderen Seite erhalten Firmen die Möglichkeit, ihre Markennamen besser zu vermarkten. Kritiker erkennen in den neuen Adress-Endungen dagegen keinen nennenswerten Vorteil. Vielmehr würden sie Verwirrung stiften. 

 

Was sind die beliebtesten Endungen?

Besonders viele Bewerbungen gingen für die Endungen .app, .shop oder .music ein. Wenn mehrere Unternehmen an der selben Top-Level-Domain interessiert sind, sollen die Firmen untereinander klären, wer sie am Ende erhält. Einigen sie sich nicht, dann versteigert Icann die Top-Level-Domain an den Höchstbietenden. 

 

Was passiert mit den neuen Adress-Endungen?

Die Inhaber einer Domain entscheiden, wer eine Webseite mit der Adress-Endung besitzen darf. Sie können sie beispielsweise an Privatpersonen oder Unternehmen verkaufen. So sind Endungen wie .hotel für jede Herberge interessant. Damit werden die Top-Level-Eigner zu Internet-Unternehmen. Deshalb hat die Icann die Hürden der Bewerbung hoch angesetzt. Die Bewerber müssen nachweisen, dass sie die Technik bereitstellen können, die zum Betrieb der Domain nötig ist. Außerdem hat die Icann für jeden Antrag 185.000 US-Dollar verlangt. Rund 350 Millionen Dollar hat das Non-Profit Unternehmen damit eingenommen. Der Suchmaschinenriese Google hat sich um 101 der Adress-Endungen beworben und dafür knapp 19 Millionen Dollar hingeblättert. Dass man mit Top-Level-Domains auch Geld verdienen kann, zeigt das Beispiel des pazifischen Inselstaates Tuvalu, dem vor Jahren das Länderkürzel .tv zugeteilt wurde. Diese gängige Abkürzung für Television (Fernsehen) ist besonders bei Fernsehsendern und Studios beliebt. Für 50 Millionen Dollar hat der Kleinstaat die Vermarktungsrechte der Top-Level-Domain das Unternehmen Dot.tv verkauft.

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