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Treibstoff aus Zuckerrohr

Goldgräberstimmung herrscht in der brasilianischen Zuckerindustrie, seitdem – bedingt durch die Sorge um das Weltklima und das Bestreben vieler Staaten, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern – die Nachfrage nach Biokraftstoffen weltweit rapide angestiegen ist.

aus dem n-tv Atlas 2008

Brasilien produziert mehr als ein Drittel des Bioethanols weltweit und liegt damit nahezu gleichauf mit den USA, die ihn aus Mais gewinnen. Da Zuckerrohr jedoch weitaus ergiebiger ist und Brasilien seine Anbauflächen offensichtlich noch ausweiten kann, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis das Land zum internationalen Marktführer geworden ist. Zwar wird auch bei der Verbrennung von Bioethanol das klimaschädliche CO² freigesetzt, jedoch nur in dem Umfang, wie es vorher in der Pflanze gebunden war. Dennoch haben Umweltschützer Bedenken gegen die von der brasilianischen Regierung forcierte Bioethanol-Erzeugung. Sie fürchten, der Zuckerrohranbau könne indirekt den Kahlschlag in den Regenwäldern fördern, indem er den Anbau von Soja in ökologisch prekäre Gebiete verdrängt. Zwar wurde der international kritisierte Holzeinschlag in Amazonien seit Beginn des 21. Jahrhunderts gebremst, aber beileibe nicht gestoppt. Seit 1966 ging etwa ein Fünftel der Wälder Brasiliens durch Rodung verloren – unter Klimagesichtspunkten ein verheerender Befund, denn damit verschwand auch ein gewaltiger Kohlendioxidspeicher.


Rosige Zeiten für Flex-Fuel

Im Land selbst hat die Nutzung von Biokraftstoffen eine lange Tradition. Jede Tankstelle ist verpflichtet, mindestens einen Zapfhahn für Bioethanol zu reservieren, und mittlerweile sind vier von fünf neu zugelassenen Autos so ausgelegt, dass sie sowohl mit herkömmlichem Benzin als auch mit Biokraftstoff fahren können. Solchen Flex-Fuel-Fahrzeugen könnte die Zukunft gehören – rosige Zeiten für die brasilianische Automobilindustrie, ohnehin schon die größte der Dritten Welt. 14 ausländische Konzerne, darunter VW, Fiat, Ford und General Motors, sind in Brasilien vertreten. Sie sehen ihre Chancen außerdem in der Entwicklung von preiswerten Kleinwagen für den heimischen Markt und für die Märkte anderer Schwellenländer.

 

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