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Trends: Essgewohnheiten im Laufe der Zeit

Street Food

pixabay.com, chosang

Im Laufe der Zeit verändert sich fast alles, was unsere Gesellschaft betrifft. Die Veränderungen in der Arbeitswelt, technologische und medizinische Fortschritte, Globalisierung und vieles mehr hat einen großen Einfluss auf unser tägliches Leben. Doch eins bleibt konstant: Essen müssen wir immer.

Mit diesem Grundsatz bezeichnet sich die Gastronomie als eine der sichersten Branchen überhaupt. Zurecht, denn mit immer höher steigenden Lebensstandards weltweit und einem schnelllebigeren Alltag essen mehr und mehr Menschen auswärts.

Gastarbeiter brachten in der Nachkriegszeit die ersten Pizzen und Schaschlik-Spieße nach Deutschland und ebneten mit ihren ersten Restaurants neuen kulinarischen Erfahrungen den Weg. Doch wie haben sich Essgewohnheiten insgesamt in den letzten Jahrzehnten verändert und wie sehen hier die Trends für die Zukunft aus?

Fast Food übernimmt?

Schon am Begriff, für den es im Deutschen kein wirkliches Äquivalent gibt, erkennt man, wie jung diese Entwicklung eigentlich ist. Das schnelle Essen, der kurze Imbiss unterwegs, ist ein nicht mehr wegzudenkender Aspekt in der Ernährung heutzutage. Vor erst etwa fünfzig Jahren kam dieser Trend in Europa wirklich an. Die erste McDonald’s-Filiale öffnete erst im Jahr 1971 in Amsterdam, kurz darauf folgte ein Restaurant in München. Davor war der schnelle Burger zwischendurch praktisch gänzlich unbekannt – kaum mehr vorstellbar für jüngere Generationen.

„To go“ ist ein weiterer Begriff, bei dem der Anglizismus die Herkunft aus Amerika, aber auch die kulturelle Jugend durchblicken lässt. Erst im Jahr 2017 hat das Bundeszentrum für Ernährung „to go“ nochmals als wichtigen Trend der Gastronomie und Lebensmittelindustrie bezeichnet. Insbesondere der schnelle Kaffee für unterwegs gehört nun fest zu Stadtbild, und die Tendenz ist weiterhin steigend.

Doch das ist nicht alles importiert aus Übersee – die Notwendigkeit des tragbaren Snacks erkannte man auch hierzulande. Nicht zufällig wurde etwa 1972 erstmals in Berlin ein Döner-Imbiss eröffnet. Die frühen 70er Jahre scheinen also in dieser Entwicklung der Esskultur eine wichtige Rolle zu spielen. Dass hier die Schlussphase des Wiederaufbaus und Wirtschaftswunders zusammenfallen, ist wahrscheinlich kein Zufall.

Essen bestellen ist die neue Norm

Nicht selbst zu kochen, sondern auswärts zu essen, ist also in verschiedenen Ausprägungen ein immer wichtigerer Teil unserer Kultur geworden. Doch es muss nicht immer der Gang ins Restaurant oder zum Foodtruck sein. Wie in vielen anderen Branchen ist Komfort ein wichtiger Aspekt für Kunden – und was ist komfortabler, als ohne Aufwand frisches Essen geliefert zu bekommen?

Parallel zum E-Commerce-Trend wird auch Essen vermehrt bestellt und direkt an die Haustür geliefert. Der Klassiker war hier auch der Pizza-Lieferservice, aber mittlerweile ist vom Döner, über Chinesisch bis hin zu Sushi alles erhältlich. Jede Nation hat hier ihre eigenen Vorlieben, aber Pizza und asiatisches Essen haben hier noch die Nase vorn.

Eine Neuentwicklung hier: Essen online zu bestellen, beispielsweise per App. Bequemer geht es kaum und die Auswahl ist mittlerweile besonders in Städten riesig. Für das Jahr 2024 wird diesem Markt ein Umsatz von über 2.8 Milliarden Euro prognostiziert – ein Wachstum von über 100 Prozent seit 2017.

Gegenbewegung: Nachhaltigkeit, Qualität und Slow Food

Wer sich mit offenen Augen durch die Welt bewegt, hat diese Entwicklung in den letzten zehn Jahren vielleicht schon bemerkt. Während der Begriff Fast Food häufig mit einer eher niedrigen Qualität gleichgesetzt wird – denn schnell und günstig muss es sein – ist das heutzutage nicht mehr unbedingt der Fall.

In großen Kettenrestaurants werden die angebotenen Aktionsspeisen immer aufwendiger, denn sonst könnten sie vermutlich mit dem immer weiter wachsenden Trend kleiner Imbissläden und Verkaufsständen, die Wert auf hohe Qualität legen, kaum mehr konkurrieren. Obwohl es sich im Grunde um das gleiche Konzept handelt, hat sich hierfür der Begriff Street Food immer mehr durchgesetzt. Ein Blick auf die Suchanfragen zu diesem Terminus zeigt: Erst seit etwa 2015 ist das im deutschen Sprachgebrauch geläufig.

Doch Street Food ist nicht nur das, was der Name vielleicht vermuten lässt: Essen, das sich auf oder an der Straße, im Vorbeigehen kaufen lässt. Ohne explizite Nennung wird hier zumeist eine frisch zubereitete Speise erwartet und sehr häufig ist ein internationaler oder multikultureller Hintergrund ganz selbstverständlich. Vielerorts haben sich Street Food Märkte oder Festivals gebildet, auf denen regelmäßig Verkaufsstände Speisen und Getränke aus aller Welt anbieten – und eine wahre Anhängerschaft, die dort ihren kulinarischen Horizont erweitert.

Dabei ist Street Food schon in seinen Wurzeln interkulturell: Insbesondere in den Metropolen Südostasiens gehören kleinste Stände mit günstigem, aber gutem Essen fest zum Straßenbild. Wer einmal Bangkok oder Singapur besucht hat, kennt die Ursprünge dieser Entwicklung.

Auch der Begriff Slow Food ist eine recht neue Prägung. Es handelt sich um eine noch recht junge Gegenbewegung, die sich für die gegenteiligen Werte zum Fast Food einsetzt: Nachhaltigkeit, bewusstes Essen und Genießen von regionalen Restaurants oder Produzenten.

Dass diese Werte für viele Menschen immer wichtiger werden zeigen auch die immer stärker wachsenden Zahlen von Personen, die sich regional, biologisch, vegetarisch oder gar vegan ernähren. Immer neue Produkte und Alternativen kommen hier auf den Markt, die in Supermärkten bereits viel Platz in den Regalen füllen – beispielsweise das Seidentofu. Längst handelt es sich hier also um eine Mainstream-Bewegung.

Fazit: Esskultur ist facettenreich

Es zeigt sich also einerseits, dass selbst kochen zwar eine immer kleinere Rolle im Alltag spielt – doch das bedeutet längst nicht mehr, dass günstiges Fast Food vorherrscht. Bewusste Ernährung, ein Blick auf Nachhaltigkeit und Gesundheit, aber vor allem auch weltoffener Genuss von kulinarischen Highlights aus aller Welt sind die großen Trends des 21. Jahrhunderts.

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