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Unterwegs zu den Gärten von Cork und Kerry

„Irland besitzt ein superbes Klima für den Gartenbau“, so beginnt ein Buch über „Irische Gärten“. Die nächsten Zeilen belegen das Urteil: milde Luft, kaum Frost, reichlich Regen und selten brennenden Sonnenschein. Hinzu komme eine nährstoffreiche, torfhaltige Erde, „insbesondere in Cork und Kerry“.

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Das war Grund genug für uns, die beiden Grafschaften zum Revier unserer „Operation grüner Daumen“ zu machen. Wo sonst als auf der „grünen Insel“ sollten wir Anregungen sammeln für die zweifellos unterentwickelte Gestaltung unseres heimischen Gartens? Die Vorbereitungen waren einfach: Flug nach Cork, Leihwagen und ab nach Kinsale, das wir für die nächsten Tage zu unserer „Heimatbasis“ erkoren hatten. Gewiss, es hätte geografisch günstigere Orte gegeben zwischen den Gärten, die auf unserer Liste standen. Aber das große kulinarische Angebot von Kinsale war uns die täglichen Extrakilometer wert.

Fota war unser erstes Ziel, eine kleine Insel in der Bucht von Cork, nicht weit vom Hafen Cobh entfernt. Fota war einst einer der bekanntesten Gärten Irlands, aber in den 1970er Jahren fehlte das Geld für den Unterhalt. Inzwischen hat auch ein Wildtierpark Raum gefunden auf dem Areal, so setzt sich Fotas Bewohnerschaft aus Spezies wie Gazellen, Kängurus, Pinguinen und Flamingos zusammen. „Alle können sich mehr oder minder frei bewegen“, erklärt der Ranger. „Nur die Geparden sind hinter weitläufigen Gittern“, ergänzt er grinsend, „sonst wären unser Tierbestände hier wahrscheinlich nicht sehr langlebig.“

Ähnlich multi-kulti geht es im Arboretum zu, dem Teil der Anlage, der uns nach Fota geführt hatte. Hier wachsen, mit dem Golfstrom quasi zu Füßen, Prachtbäume aus aller Welt in den irischen Himmel: Palmen aus den Subtropen, Eukalyptus von down under und andere Spezies, sei es aus der Wärme Ostafrikas oder aus der eher frischen Bergwelt Bhutans. Eindrucksvoll und fotoaktiv (Hochformate!), aber wir ahnten schon - nichts für unseren Haus-Hortus.

Mit ähnlichen Erwartungen starteten wir am nächsten Tag in den Norden der Grafschaft, zu Annes Grove bei Castletownroche. Unser Guidebook hatte uns „einen jener Gärten versprochen, die - dank idealer klimatischer Bedingungen - in einem Menschenleben entstehen können.“ In dem Fall war es das Leben von Richard Annesley, der freundschaftliche Beziehungen dem berühmten Botaniker Frank Kingdon Ward pflegte und so an eine einzigartige Samen-Sammlung vom Himalaja und aus China kam.

Was er daraus machte, sieht man heute in dem bewaldeten Revier, das immer neue Blickachsen öffnet. Vom Flussufer über den Wassergarten bis zur Terrasse des Herrenhauses. Längst sind Bäume und Pflanzen aus anderen Teilen der Welt hinzugekommen. Wir tat das, was für diese Tage unsere Hauptbeschäftigung war: staunen und fotografieren. Ansonsten bedauerten wir, dass unser heimisches Gärtchen keinen Raum bot für einen durchströmenden Fluss - von möglichen Beschwerden unserer Nachbarn ganz abgesehen.

Die dritte Etappe unserer Bio-Tour durch Cork war ein „Muss“, schließlich fehlt Garinish in keinem Irland-Bildband, der auf sich hält. Die Gartenanlage, die als eine der schönsten der Welt gilt, bestand 1910 aus nichts als blankem Fels und modrigem Sumpf auf der Insel Ilnacullin, etwa 15 Bootsminuten von Glengariff entfernt. „Die Nachbarn hielten John Annan Bryce für verrückt“, sagt der Bootsführer, „aber der ließ unverdrossen Tonnen von Muttererde rüberschippern, um seine Gartenidee wahr zu machen.“ Genauer gesagt, war es der Plan des renommierten Gartenarchitekten Harold Peto, der zu einem italienisch akzentuierten, immer in Kolonnaden, Terrassen oder ähnlichem mündenden, aber doch noch „wilden“ Park heranwuchs. Das übrigens auch mit der Hilfe von Mr. Annesley, der seinem Freund auf der Insel wertvolle Samen und Schösslinge zukommen ließ.

Es war unser dritter Besuch in Garinish, was der Begeisterung keinen Abbruch tat. Im Gegenteil. Aber Teil unserer Mission war es doch auch, Ideen für unserer mickriges Pflanzfeld mitzunehmen. Vielleicht ein Lilienpool? Ein paar Stufen in dem brettflachen Terrain? Am liebsten hätten wir auch zuhause solch einen Blick über die Meeresbucht, mit Felsen, auf denen sich Seehunde sonnen. Aber das war 500 Kilometer abseits der Küste nicht wirklich realistisch. Wir entschieden uns botanisch für Darjeeling im Teepavillon.

Die nächste Tagestour war grenzüberschreitend, Killarney in der Grafschaft Kerry war das Ziel. Die kleine Stadt am See, von spektakulärer Bergkulisse geradezu umzingelt, zählt das Muckross House zu recht zu seinen Attraktionen. Das viktorianische Herrenhaus von 1843 macht was her, es verwundert nicht, dass sich Queen Victoria 1861 hier sichtlich wohl fühlte, als sie mit Familie das damals schon berühmte Touristenziel Killarney erkundete.

Auch die Gärten haben das Prädikat „königlich“ verdient, verkündete die Führerin, die gerade eine Gruppe Amerikaner durch Azaleen und Rhododendren schleuste. Das gilt vor allem für den Wassergarten und den Felsengarten, der unmittelbar aus dem Kalkstein des Nationalparks Killarney gehauen wurde. Muckross hat auch eine kleine Farm angelegt, wie in den Jahren um 1930 in ganz Irland zu finden waren. Pferde ersetzten damals die Motoren, Kerzen die Elektrizität, das Waschbrett die Waschmaschine. Ein spannender Tag in einem irischen Garten wieder ganz eigener Art. Und schließlich auch Handfestes für die Rückreise und den erfolgreichen Abschluss der „Operation grüner Daumen“: In Killarney konnten wir eine Tüte mit Fuchsien-Samen erstehen - Irlands künftiger Außenposten in unserem Garten.

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