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Ursprung von Sprache: Gibt es einen Sprachinstinkt?

Grammatik im Kopf

Seit Generationen streiten Sprachwissenschaftler, Anthropologen, Philosophen, Psychologen und Biologen darüber, ob der Mensch mit einer Grammatik im Kopf geboren wird oder nicht. Schon Charles Darwin war sich nicht ganz sicher. So schreibt er in seinem Werk “Die Abstammung des Menschen“ (1871):

Sicher ist die Sprache kein echter Instinct, da eine jede Sprache erlernt werden muß. Sie weicht indessen von allen gewöhnlichen Künsten sehr weit ab, denn der Mensch hat eine instinctive Neigung zu sprechen, wie wir in dem Lallen junger Kinder sehen, während kein Kind eine instinctive Neigung zu brauen, backen oder schreiben hat.

Heutige Befürworter der Nativismus- oder Vererbungstheorie wie Noam Chomsky und seine Anhänger gehen davon aus, dass jeder Mensch über eine Art Universalgrammatik verfügt. Je nachdem, in welche Sprachgemeinschaft man hineingeboren wird, werden einzelne Aspekte dieser Allround-Grammatik aktiviert. Ein Beweis sei die Beobachtung, dass Kinder zu Beginn ihrer Sprech-Karriere quer durch alle Sprachen hindurch verblüffend ähnliche Fehler machen. Außerdem sei laut Chomsky-Schüler Steven Pinker nicht einzusehen, wie sich Kinder ohne einen angeborenen “Sprachinstinkt“ zurecht finden können im Sprachdschungel, der vor unregelmäßigen Verben, bizarren Pluralformen und obskuren Konstruktionen nur so wimmelt. Die gegnerische Seite vertritt unter Berufung auf den Behavioristen Burrhus Frederic Skinner die Ansicht, alles sei erlernbar, vorausgesetzt man verfüge über Intelligenz, ausreichend viele Beispiele und jemanden, der Fehler korrigiert.

Katja Schmid

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