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Walpurgisnacht: Hexenfest zu Ehren einer Heiligen

Tanzende Hexen und vertriebene Geister, Frühlingserwachen und Liebesbekundungen: Um kaum einen anderen Abend ranken sich so viele Mythen und Traditionen wie um die Walpurgisnacht. Auch die Fantasie von Dichtern wie Goethe, Heine und Eichendorff beflügelte die sagenumwobene Nacht. Doch woher kommen die zahlreichen Geschichten und Bräuche rund um die Nacht zum ersten Mai eigentlich?
DAL, 29.04.2016

Der Tipp gilt nur für Maifeuer: Ein Sprung durch die Flammen soll reinigen und Krankheiten fernhalten.

David Castor / Public Domain

An vielen Orten in Nord- und Mitteleuropa wird in der Nacht zum ersten Mai traditionell ein riesiges Feuer entfacht. Schon unsere Vorfahren sollen diesen Brauch gekannt haben. Die Kelten trieben mit Freudenfeuern und Tänzen die Geister des Winters aus und begrüßten den Frühling. Einige Theorien gehen deshalb davon aus, dass die Tradition der Walpurgisnacht von dem keltischen Frühjahrsfest "Beltane" abstammen könnte. Immerhin nennt man das Frühlingsfest vor dem ersten Mai in Irland noch heute so.

Gedenktag für Walpurga

Der Name der Walpurgisnacht ist jedoch christlichen Ursprungs. Er geht auf die Klosteräbtissin Walpurga aus Mittelfranken zurück. Diese lebte im 8. Jahrhundert und war eine der ersten bedeutenden Missionarinnen des Landes. Der Legende nach hat die Kirchenfrau Wunder bewirkt. So soll sie ein Kind mit drei Ähren vor dem Verhungern bewahrt und Kranke geheilt haben. Walpurga gilt deshalb unter anderem als Schutzheilige gegen Krankheiten und Seuchen, aber auch als Patronin der Bauern, die vor Missernte bewahrt.

Am ersten Mai 870 wurde Walpurga heiliggesprochen – und der erste Mai etablierte sich daher lange als feierlicher Gedenktag zu Ehren der Heiligen. Zur Vorbereitung auf das Fest hielten die Geistlichen in der Nacht zuvor eine Vigilfeier ab – eine nächtliche Messe. Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai wurde zur Walpurgisnacht.

Idealer Treffpunkt für Hexen und Geister: Auf dem Brockengipfel tritt an über 300 Tagen im Jahr Nebel auf.
Jahresversammlung der Hexen

Die Vorstellung, dass sich Hexen in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai mit dem Teufel treffen und ein großes Fest abhalten, etablierte sich dagegen erst einige Jahrhunderte später. Mit dem Aufkommen der Hexenlehre ab dem 15. Jahrhundert tauchten auch in der Literatur vermehrt Erzählungen über den sogenannten Hexensabbat oder Teufelstanz auf.

Der berühmteste Schauplatz solcher angeblichen geheimen Treffen ist im deutschen Volkglauben wohl der Brocken im Harz in Sachsen-Anhalt – auch Blocksberg genannt. In den berüchtigten Hexenprozessen des 16. und 17. Jahrhunderts gehörte es zu den "klassischen" Anklagepunkten, dem Angeklagten vorzuwerfen, sich auf dem Brocken mit dem Teufel verbündet zu haben oder an satanischen Feiern teilgenommen zu haben.

Später ließ Johann Wolfgang von Goethe diese Vorstellung wiederaufleben. In seinem "Faust" tanzen die Hexen auf dem Brocken. Der Dichter beschreibt die Walpurgisnacht als die große Jahresversammlung der Hexen. Damit prägte er den Mythos von dem nur einmal im Jahr stattfindenden Hexensabbat, vermuten Experten.

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