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Was ist beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos zu beachten?

Leise, klimafreundlich und sicher – Elektroautos werden immer beliebter und ihre Zahl wächst. Das eröffnet auch die Möglichkeit, statt eines teuren Neuwagens ein gebrauchtes E-Auto zu kaufen. Doch beim Kauf eines gebrauchten Stromers sollte man einiges beachten. Die Anforderungen an ein solches E-Auto unterscheiden sich in einigen entscheidenden Details von denen eines gebrauchten Autos mit Verbrennungsmotor. Der ADAC gibt Tipps für den Kauf.
ABO, 03.05.2021

Gibt es beim Kauf eines Elektro-Gebrauchtwagens besondere Risiken?

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Interesse an E-Autos wächst

Statt mit Verbrennungsmotoren werden heute immer häufiger Fahrzeuge mit Strom angetrieben. Solche Elektroautos gelten als leiser und umweltfreundlicher als ihre Vorgänger und sollen zudem sicher sein. Und obwohl die geringere Reichweite und das Tempo sowie unter anderem die benötigten Materialien für die Batterien oft kritisiert werden, wächst der Bestand an Elektroautos in Deutschland stetig: Laut Kraftfahrt-Bundesamt hat sich allein die Zahl der rein mit Strom angetriebenen Autos von rund 140.000 Anfang 2020 bis auf ungefähr 310.000 im Januar 2021 erhöht.

Die Zunahme der Elektroautos führt dazu, dass inzwischen auch immer mehr  gebrauchte Stromer erhältlich sind. Das eröffnet Interessierten die Chance, ein solches Elektroauto deutlich günstiger zu erwerben. Doch wie vor dem Kauf eines Gebrauchtwagen mit Verbrennungsmotor sollte man vorab das angebotene Auto genau unter die Lupe nehmen. Beim gebrauchten Stromer gibt es dabei einige zusätzliche Dinge zu beachten.

Wofür brauche ich den Stromer?

Schon bei der Wahl des Modells sollte man sich genau überlegen, wofür man das Elektroauto braucht und welche Anforderungen es erfüllen soll: Wie viele Personen möchte ich mitnehmen? Brauche ich einen großen Kofferraum für einen Kinderwagen oder den Wocheneinkauf? Möchte ich auch in kleine Parklücken passen? Und sind Extras wie Innenbeleuchtung oder Ähnliches nötig?

Hat man sich ein erstes Bild von dem gewünschten Gebrauchtwagen gemacht, ist es bei Elektroautos dann besonders entscheidend, für welche Reichweite man den Stromer benötigt. Wird der Elektrowagen zum Beispiel hauptsächlich zum Pendeln benötigt, sollte die Reichweite mindestens die Distanz für Hin- und Rückfahrt zwischen zu Hause und Arbeitsplatz umfassen.

Wie groß sollte die Reichweite sein?

Unabhängig davon, ob man den Stromer für den Weg zur Arbeit, nur zum Einkaufen oder etwa für die Strecke zu Freunden benutzen möchte, sollte man einen „Sicherheitspuffer“ zu der gewünschten Reichweite hinzurechnen. Denn die vom Hersteller angegebene Reichweite eines E-Autos ist meist deutlich größer als die tatsächliche Reichweite. Und auch in internationalen Tests unterscheiden sich die festgestellten Reichweiten von Elektrofahrzeugen stark.

Statt sich also auf die Herstellerangaben oder ein Testergebnis zu verlassen, empfehlen die Experten vom ADAC, dass man die tatsächliche Reichweite des gebrauchten E-Autos aus der nutzbaren Batteriegröße und dem Stromverbrauch abschätzt. Der Stromverbrauch hängt dabei maßgeblich vom Fahrverhalten, der Außentemperatur und den Wetterbedingungen ab. Außerdem verbraucht man im Sommer bei der Nutzung der Klimaanlage und im Winter durch die Heizung zusätzlichen Strom. Je nach Bedingungen kann man so im Winter statt den angegeben 200 Kilometer Reichweiten im Extremfall nur 100 Kilometer mit seinem Stromer fahren. Insgesamt kann sich die benötigte Reichweite, je nachdem wie stromsparend und wann man fährt, so um bis zu 30 Prozent unterscheiden.

Wie steht um den Batteriezustand, der maßgeblich vom Alter der Batterie und vom Ladeverhalten des Vorbesitzers abhängt?

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Batteriezustand prüfen

Ein weiterer Faktor ist der Zustand der Batterie, denn die Reichweite nimmt mit dem Alter der Batterie und der Häufigkeit der Ladezyklen ab. Wurde das E-Auto vom Vorgänger beispielsweise als Alltags-Auto täglich zweimal aufgeladen, kann die Reichweite des Wagens nach monatelanger Nutzung deutlich geringer sein, als wenn der Besitzer des Gebrauchtautos seinen Stromer nur am Wochenende genutzt und seltener geladen hat.

Deshalb sollte man den Verkäufer eingehend nach diesen Faktoren befragen und sich über den  Zustand der Batterie informieren. Bei regelmäßigen Wartungen und Inspektionen werden auch die Antriebsbatterien auf ihren Zustand überprüft. Können die Prüfprotokolle zusammen mit dem Scheckheft vorgezeigt werden, wirkt das vertrauensbildend. Wenn nicht, sollte man vorsichtig sein – insbesondere, weil Reparatur oder Ersatz einer Elektroauto-Batterie deutlich teurer sein kann, als wenn ein Verbrennungsmotor repariert werden muss.

Wie steht es mit der Garantie?

Da die Batterie des E-Autos für dessen Leistung so entscheidend ist und das teuerste Bauteil eines Stromers, sollte man vor dem Kauf des Gebrauchtwagens die gültigen Garantieregeln klären. Die meisten Hersteller geben Garantie über acht Jahre oder 100.000 bis 200.000 Kilometer Laufleistung. Eine Garantieleistung ist dann fällig, wenn die Batteriekapazität in dieser Zeitspanne eine vom Hersteller definierte Grenze unterschreitet - meist liegt diese bei 70 Prozent Restkapazität. Ob man eine Garantie einfordern kann, kann man im Serviceheft nachlesen oder anhand der Prüfprotokolle der Werkstatt herausfinden.

Um das Risiko eines beschädigten oder leistungsschwachen Akkus zu vermeiden, kann man auch nach Angeboten mit einer Mietbatterie suchen. Mietet man eine Batterie, fallen zwar monatliche Zusatzkosten zu dem Autokauf an, aber es besteht dann die übliche Herstellergarantie für die Batterie.

Ladetechnologie und Ladeleistung entscheiden maßgeblich darüber, wie flexibel ein Elektroauto einsetzbar ist.

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Auf die Ladetechnik kommt es an

Außerdem ist es wichtig, auf die Ladetechnologie des Fahrzeugs zu achten. Sie bestimmt, welche Ladesäule man benutzen kann: Bei Ladesäulen mit Wechselstrom ist der Typ2-Stecker europaweit Standard. Ältere Stromer mit Typ1-Steckanschluss benötigen dafür eine Adapterkabel, um aufgeladen zu werden.

Je nach Ladesäule unterscheidet sich zudem, wie schnell die Batterie wieder aufgeladen werden kann. Bei Wechselstrom-Anlagen dauert es einige Stunden oder die ganze Nacht, um wieder eine nennenswerte Reichweite aufzubauen. Die Zeit hängt davon ab, ob die Bordladegeräte nur eine, zwei oder drei Phasen nutzen. Die möglichen Ladeleistungen variieren dabei von 3,6 bis 22 Kilowatt. Dauert einem das Laden an Wechselstromanlagen zu lange, kann man auch zum Beispiel ein Elektroauto mit einem sogenannten Combined Charging System-Ladesystem wählen. Dieses kann den Stromer über Gleichstrom schnellladen, sodass es in relativ kurzer Zeit wieder für eine längere Strecke einsatzbereit ist.

Gesamtzustand checken

Während die Reichweite und die Leistung der Batterie beim Kauf eines gebrauchten E-Autos besonders beachtet werden sollten, ist wie bei einem normalen Gebrauchtwagenkauf ein Gesamtcheck ratsam. Ein Fachmann wie etwa vom ADAC kann dazu auch etwa die Reifen und andere Fahrzeugteile prüfen. Den Verkäufer und Vorbesitzer nach bisherigen Schäden und Reparaturen des Gebrauchtwagens zu fragen, ist auch empfehlenswert. Auch dazu bietet sich ein Blick in das Serviceheft an. Zudem sollte man auch das Ladekabel oder sonstiges Zubehör, das zum Fahrzeug gehört, vor dem Kauf auf den Zustand prüfen.

Außerdem ist es ratsam, auch eine Probefahrt mit dem Wunschauto zu machen. Dabei kann man zunächst die Reichweite testen: Dafür sollte das Fahrzeug vollgeladen und der Bordrechner auf null gestellt sein. Verbraucht man dann beispielsweise für 50 Kilometer die halbe Ladung, kann man davon ausgehen, dass man bei voller Batterie auch nur etwa 100 Kilometer fahren kann, selbst wenn das Fahrzeug 130 Kilometer oder mehr Reichweite anzeigt. Zudem sollte man bei der Probefahrt auch das persönliche Fahrgefühl prüfen und ob das Auto etwa ungewöhnliche Geräusche macht.

Überblick über Kaufpreise machen

Hat man sich für einen elektrischen Gebrauchtwagen entschieden, empfiehlt es sich zuletzt noch, sich den Kaufpreis genauer anzuschauen. So sollte man Kaufpreise von verschiedenen Elektro-Gebrauchtwagen und Anbietern vergleichen. Zudem bietet der ADAC auch einen Preisrechner an, bei dem man die Daten für das Wunschauto eingeben kann und einen durchschnittlichen Preis für Fahrzeuge mit einem ordentlichen Fahrzeugzustand angezeigt bekommt.

Zusätzlich hat man bei gebrauchten E-Autos Anspruch auf einen staatlichen Zuschuss. Anträge können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gestellt werden und werden dann bewilligt, wenn verschiedene Förderbedingungen zutreffen. So darf das gebrauchte E-Fahrzeug zum Beispiel nicht länger als zwölf Monate erstzugelassen und höchstens 15.000 Kilometer gefahren worden sein. Zudem darf für den gewählten Stromer vorher noch keine Förderung beantragt worden sein.

Quelle: ADAC

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