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Was Teenagern Lust auf Mathe macht

Mathe – das ist für viele Schüler das Angstfach schlechthin. Aber das muss nicht so bleiben. Schüler verändern ihre Sicht nachhaltig zum Positiven, wenn sie anschaulich erfahren, welchen Nutzen Mathematik für ihr Leben und für ihren Alltag hat. Es kommt also – wie bei so vielem – auch beim Matheunterricht auf die Verpackung an.
NPO, 01.10.2015

Wer weiß, wozu Mathe im Alltag nützlich ist, der lernt motivierter.

Dolgachov/Thinkstock

Bei den meisten Grundschülern ist die Mathe-Welt noch in Ordnung. Das Rechnen und die Zahlen sind für sie noch neu und faszinierend, deshalb haben sie nur selten Angst oder Abneigung gegen das Fach. Das allerdings ändert sich in der Mittelstufe rapide: Im Teenageralter sinkt die Lust auf Mathematik drastisch ab. Für viele Schüler ist Mathematik bestenfalls lästig, schlimmstenfalls ein Angstfach. Warum sie sich damit abmühen sollen, sehen nur die wenigsten ein.

Warum ist Mathe nützlich?

Aber das muss nicht so sein, wie ein Experiment von Wissenschaftlern der Universität Tübingen zeigt. Sie hatten in 82 neunten Klassen verschiedener Gymnasien ausprobiert, ob sich die Motivation für Mathe nicht durch eine simple Maßnahme steigern lässt. Denn aus der Bildungsforschung weiß man: Ob ich mich in einem Fach anstrenge, hängt stark damit zusammen, wie nützlich ich es finde.

Im Experiment bekamen einige Klassen die Aufgabe, zu dem Thema: "Wo überall ist Mathematik für mein Leben nützlich" zu recherchieren und einen kurzen Aufsatz darüber zu schreiben. Andere Klassen schauten sich Zitate von jungen Erwachsenen an, die erzählten, wie Mathe für ihren Alltag und ihr Leben nützlich ist. Einige Kontrollklassen schließlich erhielten einfach nur den normalen Mathematikunterricht.

Erfolgreich motiviert

Das Ergebnis: Die Schüler, die sich mit dem Nutzen der Mathematik beschäftigt hatten, schnitten bei Mathetests besser ab und waren motivierter als die Schüler der Kontrollkassen. Dieser Effekt hielt sogar noch fünf Monate nach dem Projekttag an. Besonders gut funktionierte die Motivation bei denen, die die Zitate erhalten hatten: Sie erkannten nicht nur den Nutzen des Faches für Schule und Leben, sondern waren auch mit mehr Spaß bei der Sache und schnitten bei einem Leistungstest in Rechnen am besten ab.

"Dass sich Zitate als besonders wirksame Methode zur Motivationssteigerung erwiesen haben, könnte mit ihrem Identifikationspotenzial zusammenhängen", erklärt die Tübinger Forscherin Hanna Gaspard. "Wenn eine Psychologiestudentin erzählt, wie wichtig Mathe für ihr Studium ist, macht das auf Neuntklässler gleich einen ganz anderen Eindruck. Maßnahmen zur Motivationsförderung müssen also auch immer an die Altersgruppe angepasst sein."

Der Versuch zeigt, dass schon eine so einfache und kurze Maßnahme wie diese die Motivation von Schülern langfristig verbessern kann. Und er unterstreicht mal wieder, dass wir nur dann bereitwillig  lernen, wenn wir darin einen Sinn sehen. Lehrer sollten das stärker beherzigen. Gerade bei so abstrakten und oft trockenen Fach wie Mathematik kann man mit Bezügen auf den Alltag und den Nutzen einiges ändern.

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