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Was unsere Stimme verrät

Der Ton macht die Musik: Wenn wir uns unterhalten, können wir unsere wahren Gefühle meist nur schwer verbergen. Denn mit jedem gesprochenen Wort vermittelt unsere Stimme unwillkürlich unsere Emotionen. Aber warum ist das so? Und wie gut können andere lesen, was unsere Stimme verrät?
CLU, 15.06.2017

Sei es im Gespräch oder bei einem Vortrag - die Stimme ist hinsichtlich der Wirkung auf andere Menschen ein entscheidender Faktor.

thinkstock.com, Ingram Publishin

Sie klingt fröhlich, wenn wir gut gestimmt sind, kann aber auch tiefe Trauer vermitteln – und das alles sogar ohne Worte. Unsere Stimmlage und die Melodie des Gesprochenen verraten unserem Gegenüber relativ gut, wie es uns gerade geht. Sind wir deprimiert, sprechen wir eher flach und ohne große Betonung. Regen wir uns auf oder sind wir richtig wütend, brüllen wir und spucken die Worte gerade heraus. Kein Wunder also, dass unsere Stimme vielleicht das wichtigste Transportmittel für unsere Emotionen ist. Und: Sie lässt sich nur schwer manipulieren.

Emoticons statt Stimme, Mimik und Gestik - da sind die kleine Symbole oft überfordert.

thinkstock.com, nicomenijes

Gefühle nonverbal vermittelt

Wie wichtig die Stimme als Emotionsträger ist, zeigt sich in Chatprogrammen: Weil Worte allein einfach nicht ausdrücken können, was wir gerade fühlen, haben Emoticons diese Aufgabe der Stimme übernommen. "Sie sind in der Schriftsprache Stellvertreter für unsere Gefühle", sagt Sabine Hammer von der Hochschule Fresenius. "Da wir beim Lesen von Nachrichten oft nicht erkennen können, welche eigentliche 'Sprechabsicht' der Absender verfolgt, verwenden wir Bilder, um zum Beispiel Freude, Ärger, Trauer oder Ironie zu vermitteln."

Wenn wir direkt miteinander reden, ist das dagegen viel leichter: "In der Kommunikationswissenschaft wird angenommen, dass wir beim Sprechen 60 bis 80 Prozent der Information nonverbal vermitteln, das heißt über Mimik, Gestik, Körperhaltung und nicht zuletzt auch über unsere Stimme und deren Klang", erklärt Hammer.

Widersprüche fallen auf

Inwiefern die Stimme variiert, hängt von verschiedenen physischen und psychischen Faktoren ab. Sind wir gestresst, fühlen wir uns müde und erschöpft oder sind wir gerade vollständig mit uns selbst im Reinen? All das spiegelt sich in unserer Stimme wider. "Wenn die Gesprächsabsicht mit Inhalt und Tonalität übereinstimmt, wirken wir authentisch", sagt Hammer. Teilen wir jemandem beispielsweise etwas Trauriges mit, dann drückt sich unsere Betroffenheit auch in unserer Stimme aus.

"Problematisch ist es, wenn diese Übereinstimmung fehlt und das, was wir sagen oder sagen wollen, nicht mit der Stimme im 'Einklang' ist", erklärt die Expertin. Klassisch ist beispielsweise die Antwort  "Mir geht es super!" auf die Frage nach der Stimmung. Sind wir in Wirklichkeit niedergedrückt und kämpfen mit Problemen, dann verrät dies unsere Stimme, selbst wenn wir uns bemühen, dies zu kaschieren. Gerade jemand, der uns gut kennt, nimmt uns dann das "Mir geht es gut" nicht ab.

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