wissen.de Artikel

Wasser: Elixier des Lebens

Warum ist Wasser so wichtig?

Wasser ist der Rohstoff des Lebens: Jeder Organismus besteht zu einem gewissen Prozentsatz aus Wasser, und er braucht Wasser zum Überleben.

Das Leben entstammt sogar dem Wasser – genauer gesagt, dem Meerwasser. In den Ozeanen der Urzeit bildeten sich aus kleinen organischen Molekülen jene komplexen Verbindungen, aus denen schließlich lebende Organismen hervorgingen. Aus den ersten primitiven Lebensformen entwickelte sich eine große Artenvielfalt mit vielen eindrucksvollen Vertretern; in den ersten 3 Mrd. Jahren war das Leben jedoch ausschließlich an das Wasser gebunden. Und in gewissem Sinne hat sich das Leben nie vom Wasser entfernt, denn alle lebenswichtigen Vorgänge in den Zellen laufen in einer wässrigen Lösung ab.

Zu wie viel Prozent besteht unser Körper aus Wasser?

Der Mensch ist ein »Wasserwesen«, da sein Körper zu großen Teilen aus Wasser besteht. Dabei variiert der Wassergehalt im Alter: Während bei einem Neugeborenen 70–80 % des Körpergewichts aus Wasser bestehen, sinkt der Anteil im Lauf des Lebens immer weiter ab – bei Menschen, die älter als 85 Jahre sind, liegt er bei nur noch 45–50 %.

Das Blut, das größtenteils in den Gefäßen zirkuliert, besteht zu über 50 % aus Wasser. Das meiste Wasser befindet sich innerhalb der Körperzellen im sog. Intrazellulärraum, der Rest, etwa ein Drittel, im Extrazellulärraum, also außerhalb der Zellen.

Wozu braucht unser Körper Wasser?

Der menschliche Stoffwechsel funktioniert nur, wenn dem Körper ausreichend Wasser zur Verfügung steht.

Wasser regelt die Herzkreislauffunktion und die Verdauung, ist Lösungsmittel für Salze und Mineralstoffe, Transportmittel für Nährstoffe und Abbauprodukte. Zudem ist es für die Wärmeregulierung des menschlichen Körpers von zentraler Bedeutung. Durch Schwitzen, Atmen sowie durch die Ausscheidungen gehen unter normalen Umständen im Lauf eines Tages etwa 2–3 l Wasser verloren. Dieser Verlust muss über Nahrung und vor allem über Getränke wieder ausgeglichen werden, denn schon auf kleinste Veränderungen im Wasserhaushalt reagiert der Körper mit gravierenden Störungen.

Wann haben wir Durst?

Bei einem Flüssigkeitsverlust von etwa 0,5 % entsteht ein Durstgefühl, das mit weiter abnehmendem Wassergehalt des Körpers zunehmend stärker wird. Bei 2 % vermindert sich bereits die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, bei einer Abnahme um 5 % steigt die Körpertemperatur an. Ein Wasserlust von 10 % des Körpergewichts bedingt schwere Krankheitserscheinungen wie Bluteindickung, Kreislaufversagen, Verwirrtheit. Ein Defizit von mehr als 20 % führt unweigerlich zum Tod durch Nieren- und Kreislaufversagen: Ohne Nahrung kann ein Mensch je nach Fettreserven etwa vier Wochen überstehen, ohne Wasser jedoch nur wenige Tage.

Wie verwenden Pflanzen Wasser?

Wie für Menschen und Tiere ist Wasser auch für Pflanzen unentbehrlich. Es ist ebenfalls Hauptbestandteil der Flüssigkeit in den Zellen, die ihrerseits das Gewebe und die Organe der Pflanzen aufbauen.

Das Wasser hat darüber hinaus eine Schlüsselrolle bei der Photosynthese, ist Lösungsmittel für die lebensnotwendigen Nährstoffe und übernimmt den Stofftransport. Die Aufnahme geschieht in der Regel über die Wurzeln aus dem Erdboden. Das Wasser mit den darin gelösten Mineralien und Salzen wird vom Xylem, dem Leitgewebe, aufgenommen und durch die Kapillarkräfte vorrangig zu den Blättern transportiert. Treibende Kraft ist gewissermaßen die Sonne: Durch die Spaltöffnungen der Blätter und die Einwirkung des Sonnenlichts geht eine gewisse Menge an Wasser durch Verdunstung verloren – es entsteht ein Transpirationssog mit einer Saugwirkung auf das Xylem. Einem mit Flüssigkeit getränktem Löschpapier gleich steigt so kontinuierlich Wasser aus den unterirdischen Pflanzenteilen nach oben. Durch diesen Transpirationsvorgang gelangt ein Großteil des im Boden versickerten Wassers wieder zurück in die Atmosphäre.

Wie überstehen Pflanzen extreme Trockenheit?

Kakteen besitzen beispielsweise nur sehr spärlich ausgeformte Blätter – die Stacheln, die den Wasserverlust durch Transpiration möglichst gering halten – oder dicke Stängel, deren Gewebe Wasser speichert und bei Bedarf diese Vorräte wieder abgeben kann. Manche Wüstenpflanzen haben lange Wurzeln, um tief im Erdreich liegende Wasserquellen zu erschließen, andere haben knapp unterhalb der Oberfläche liegende Wurzeln, um die Oberflächenfeuchtigkeit aufzunehmen. Wieder andere Pflanzen überleben als Samen, die manchmal jahrelang im Boden ruhen, bis einsickernder Regen sie innerhalb kürzester Zeit zum Keimen und Blühen bringt.

Warum überleben Tiere in der Wüste?

Weil auch Tiere mannigfaltige Methoden entwickelt haben, mit deren Hilfe lange Trockenzeiten überstanden werden können. Der Großteil der Wüstentiere ist nachtaktiv, da es nachts kälter ist und Wasserverluste geringer ausfallen.

Kamele etwa haben sich hervorragend an den Wassermangel angepasst. Sie können bis zu 40 % ihrer Körperflüssigkeit unbeschadet verlieren und diesen Wasserverlust durch einmaliges Trinken wieder ausgleichen. Wasserausscheidungen werden so weit wie möglich minimiert, Ausscheidungsstoffe extrem konzentriert. Zusätzlich können Fettvorräte aus ihren Höckern durch zelluläre Vorgänge in Wasser umgewandelt werden.

Wozu brauchen Fische Wasser?

Ohne Wasser würden die Fische keine »Luft« mehr bekommen und ersticken.

Fische können bis zu 90 % des im Wasser gelösten Sauerstoffs mit ihren Kiemen aufnehmen. Das Wasser fließt ins Maul, passiert die Kiemenkammern sowie die Kiemen und tritt durch die Kiemenklappen wieder aus. Der Durchfluss wird durch das Öffnen und Schließen des Maules geregelt. Bei vielen Hochseefischen (z. B. Haie, Makrelen) genügt es, mit offenem Maul zu schwimmen, doch müssen sie ständig in Bewegung bleiben.

Wird Trinkwasser knapp?

Aus Sicht der ungestörten Natur steht alles zum Besten, denn Wasser gibt es auf der Erde in Hülle und Fülle.

Das für das Leben auf der Erde entscheidende Süßwasser hat zwar nur einen Anteil von weniger als 3 % an den globalen Wasserreserven, dennoch wären die vorhandenen Vorkommen mehr als ausreichend. Allerdings gibt es durch die von Natur aus ungleichmäßige Verteilung, den verschwenderischen Umgang des Menschen sowie die Verschmutzung weltweit immer mehr Engpässe bei der Wasserversorgung. Ein Lösungsansatz: Wasser muss von der internationalen Politik als schützenswertes Gut begriffen werden.

Ist Wasser heute nur noch ein Luxusgut?

Auf der ganzen Welt wird leichtfertig mit dem kostbaren Nass umgegangen: So verbraucht Saudi-Arabien 210 % dessen, was es an eigenen Wasserressourcen hat. Das durch Öl reich gewordene Land kann es sich leisten, Golfplätze und Swimmingpools mitten in der Wüste zu betreiben – zumindest finanziell. Der Massentourismus hat auf den Urlaubsinseln Mallorca in Spanien und Koh Samui in Thailand zu Wassernotständen geführt. Für die Touristen muss regelmäßig Wasser vom Festland transportiert werden. Schließlich verbrauchen sie bis zu fünfmal mehr Wasser als sie normalerweise zu Hause benötigen.

Wofür wird das kostbare Nass genutzt?

Weltweit benötigen Industriebetriebe 20 % des Wassers, die privaten Verbraucher benutzen 10 %. Mit 70 % wird in der Landwirtschaft der weitaus größte Anteil Wasser verbraucht. Dabei geht noch immer die Hälfte quasi ungenutzt verloren, weil z. B. die Bauern Felder einfach überfluten, um sie zu bewässern, statt jede einzelne Pflanze zielgerichtet mit der nötigen Wassermenge zu versorgen. Um die globalen Wasserreserven nachhaltig zu nutzen, müssen sie besser verwaltet werden. Andernfalls werde, so ein Bericht der Vereinten Nationen, die Menschheit langfristig bedroht.

Wussten Sie, dass …

schon der griechische Philosoph Thales von Milet im 6. Jahrhundert v. Chr. erkannte, dass die Existenz aller Dinge dem Wasser zu verdanken ist?

seit 960 in Valencia jeden Donnerstag das unabhängige Wassergericht zusammentritt? Es ist der älteste ständige Gerichtshof der Erde. Acht Männer vertreten die verschiedenen Gebiete mit den Bewässerungskanälen, die von den Mauren errichtet wurden, um die Huerta von Valencia, ein Obst- und Gemüseanbaugebiet, mit Wasser zu versorgen. Hier wird das Wasser verteilt und bei Streitigkeiten über die Bewässerung Recht gesprochen. Heute ist das Tribunal auch eine beliebte Touristenattraktion.

 

Wussten Sie, dass …

die Menschheit heute 45-mal so viel Wasser verbraucht wie noch vor 300 Jahren?

nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation weltweit etwa 1,1 Mrd. Menschen keine verlässliche Versorgung mit sauberem Wasser haben?

durch Wasserverschmutzung vermutlich jährlich rd. 25 Mio. Menschen sterben, vor allem in den Entwicklungsländern?

jedes Jahr am 22. März auf Initiative der UNO der Internationale Tag des Wassers begangen wird? Damit soll auf die überlebenswichtige Bedeutung der Ressource hingewiesen werden.

die Jahre 2005 bis 2014 zum Jahrzehnt des »Wassers – Quelle des Lebens« erklärt worden sind?

 

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus dem Großes Wörterbuch der deutschen Sprache

Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon