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Weltklimagipfel in Bonn: Worum geht es?

Heute beginnt in Bonn die Weltklimakonferenz. Zum inzwischen 23. Mal treffen sich Politiker aus 197 Ländern der Erde, um darüber zu beraten, wie dem Klimawandel Einhalt geboten werden soll. Zwei Jahre nach dem Klimaabkommen von Paris geht es diesmal vor allem um das Kleingedruckte: Ziel des Klimagipfels ist es, das sogenannte Regelbuch des Abkommens so weit festzulegen, dass es im nächsten Jahr verabschiedet werden kann. Ob dies gelingt, ist allerdings offen.
NPO, 06.11.2017

Die "23rd Conference of the Parties", kurz COP 23, startet diese Woche in Bonn.

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

Der Zeitpunkt könnte nicht passender sein: Während sich in Berlin die Parteien bei den Sondierungsgesprächen unter anderem über Kohleausstieg und Klimaschutz streiten, geht es vom 6. bis 17. November auf dem Weltklimagipfel in Bonn um das große Ganze – den Klimaschutz auf globaler Ebene. Neben den Politikern aus 196 Staaten und der EU werden dazu tausende von Vertretern von Nichtregierungsorganisationen und verschiedenen Interessengruppen anreisen.

Worum geht es bei diesem Gipfel?

Beim Klimaabkommen von Paris hatten sich die Teilnehmerstaaten darauf geeinigt, die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad, besser noch 1,5 Grad zu begrenzen. Wie jedoch dieses Klimaschutzziel erreicht werden soll, wurde damals nur ansatzweise festgelegt. Genau dies soll auf diesem Klimagipfel konkretisiert werden. Die Vertreter der Vertragsstaaten werden sozusagen über das Kleingedruckte bei der Umsetzung des Pariser Abkommens verhandeln.  Herauskommen soll dabei ein sogenanntes "Regelbuch", das beim nächsten Klimagipfel Ende 2018 in Polen verabschiedet werden soll.

In der ersten Woche des Klimagipfels werden die strittigen Punkte in Arbeitsgruppen und informellen Treffen diskutiert. Am 15. November beginnt dann das sogenannte "High-Level Segment". Ab dann sind die Minister der Teilnehmerstaaten und teilweise auch die Regierungschefs und -chefinnen anwesend. Ihre Aufgabe in den Verhandlungen ist es, in den Punkten Einigung zu erzielen, in denen es noch hakt.

Wo könnte es haken?

Einer der Knackpunkte, um die es bei den Verhandlungen geht, sind die nationalen Minderungsziele. Unmittelbar vor dem Pariser Gipfel hatten die Staaten in einer Art Selbstverpflichtung dargelegt, um wie viel sie ihre Treibhausgas-Emissionen bis 2030 senken wollen. Allerdings sind diese Absichtserklärungen bisher sehr unterschiedlich und kaum vergleichbar. Außerdem war vereinbart worden, dass die teilnehmenden Länder alle fünf Jahre darüber Bericht erstatten sollen, wie weit sie damit gekommen sind.

In Bonn geht es nun darum, sowohl die Form der Verpflichtungen als auch die Berichte so zu regeln, dass sie transparent sind und einen echten Vergleich ermöglichen. Es muss aus ihnen klar ersichtlich sein, wer seine Verpflichtungen erfüllt und wer nicht – so das Ziel. Es bedeutet aber auch, dass sich die Staaten gegenseitig in gewissem Maße "in die Karten gucken" müssen – das ist nicht jedem Recht. Wie dieses System funktionieren kann, muss nun im Detail ausgehandelt werden.

Ein weiterer potenzieller Streitpunkt ist die schrittweise Anpassung der Minderungsziele. Denn schon jetzt ist klar, dass die für Paris eingereichten nationalen Klimaschutzziele nicht ausreichen werden, um den Klimawandel auf die anvisierten zwei Grad Erwärmung zu beschränken – alle Länder müssen daher noch nachbessern. Voraussetzung dafür ist ebenfalls eine Transparenz darüber, wie weit die einzelnen Teilnehmerstaaten gekommen sind – und wie viel zum Erreichen des globalen Klimaschutzzieles noch fehlt. In Bonn soll nun geklärt werden, nach welchen Regeln diese alle fünf Jahre geplante Bilanz – "Global Stocktake" genannt – ablaufen soll. Die erste globale Bestandsaufnahme dieser Art ist für 2023 geplant.

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