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Weniger Geld, mehr Ansprüche?

Haben wir tatsächlich weniger Geld in der Tasche als vor 20 Jahren? Gibt die Regierung mit beiden Händen unser hart verdientes Geld ohne zu überlegen aus?

von Jörg Bernhardt, Delmenhorst

Ob wir vergleichsweise weniger Geld in unseren Taschen haben, weiß ich nicht einzuschätzen. Sicher ist, dass wir wesentlich mehr Ansprüche an unser Leben haben. Leider beschränken die sich allzu oft auf materielle Dinge. Schon Kinder stürzen in unendliches "Unglück", wenn sie nicht das bekommen, was sie wollen und wir Eltern haben große Schuld daran, weil wir selbst kaum in der Lage scheinen, ihnen Werte zu vermitteln, die keinen Cent kosten.

Wenn echte Armut sich zeigt, gilt all das natürlich nicht. Krankheit und Arbeitslosigkeit sind nur zwei Beispiele dafür, wie schnell es einen Menschen an dessen Abgründe führen kann.

Aber es gibt eben Menschen, denen es eigentlich gut geht und deren Existenzängste sich darauf beziehen, ihren jetzigen Status nicht ausbauen, geschweige denn halten zu können. Wenn sich jemand darüber beklagt, in diesem Jahr nur einmal in den Urlaub fahren, sich kein neues Auto leisten, nicht mehr so oft Essen gehen zu können o. ä., beziehen sich diese Klagen auf nicht existenzbedrohende Dinge. Es sind Wünsche und das Streben nach Bestand. In diesen Zeiten wird eine solche Haltung zur Last, schafft Frust und treibt die Gesellschaft in den Ruin. Jeder versucht, seine Interessen zum Teil ohne Rücksicht durchzusetzen. Das zieht sich durch alle Schichten. Der Manager, der sich zu seinem Gehalt, dass er jährlich um 15 % steigen lässt, auch noch einige nicht selten illegale Nebenerwerbseinkünfte beschafft ist ebenso angesprochen, wie der Sozialhilfeempfänger, der einer gut bezahlten Schwarzarbeit nachgeht.

Wir haben weniger Geld, um uns die von Werbung und anderen Medien aufgeschwatzten Dingen zu leisten. Wir sind über die Jahre und durch den Konsum träge geworden und kaum noch in der Lage, uns auf Zeiten einzustellen, die nicht so üppig sind. Unser Sicherheitsdenken haben wir mittlerweile so verinnerlicht, dass wir Unsicherheiten nicht mehr wahr haben wollen. Schuld daran sind jeweils andere, die uns stetig ans Leder wollen.

Die Regierung hebt sich kaum ab von denen, die sie gewählt haben. Ein Staat will sich absichern und expandieren, will Einfluss auf andere Staaten haben usw. Hierfür werden immense Summen benötigt. Die Verwendung dieser Summen erscheinen uns nicht immer sinnvoll. In einen Krieg zu investieren, Prestigeobjekte zu verwirklichen und im Gegenzug Soziales und Kultur immer mehr einzustampfen, entbehrt jeder Logik. Das Dilemma ist, dass wir alle einer Haltung folgen, die dem schönen Spruch nahe kommt: Alle denken nur an sich! Nur ich denke an mich!

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