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Wenn Lärm krank macht

Monika Wittmann

Spieluhr und Bohrmaschine

Stellen Sie sich vor, über Ihrem Kopf donnert ein Düsenjäger. Und das ununterbrochen! Für viele Bewohner der industrialisierten Welt ist dieses Horrorszenarium bereits Wirklichkeit - sie leiden unter Lärm. Rund fünf Millionen Deutsche sind an ihrem Arbeitsplatz einem Krach von über 85 Dezibel ausgesetzt. Das dröhnt ungefähr so laut wie eine Bohrmaschine. Ab dieser Grenze ist eigentlich ein Gehörschutz vorgeschrieben.
Doch in vielen Berufen kommt ein Knopf im Ohr einfach nicht in Frage. Zum Beispiel in Kindergärten. Wie sollen sich Erzieherinnen wirksam vor dem Geräuschpegel schützen, der schon mal auf Spitzenwerte von 113 Dezibel anschwillt? Das entspricht einem Düsenjäger in nur 200 Meter Entfernung.

Selbst in den eigenen vier Wänden haben die Wenigsten von uns Ruhe. Drei Viertel aller Deutschen klagen über Verkehrslärm. Rund 12 Millionen Bundesbürger leben an Straßen, an denen sie konstant 65 Dezibel ausgesetzt sind. Die Dauerbelastung von der Intensität eines Ehekrachs stresst Körper und Seele: Circa zwei Prozent aller Herzinfarkt-Tode werden auf Straßen- oder Fluglärm zurückgeführt.

Doch auch wenn wir die Geräuschkulisse genießen, kann sie Gift für unsere Ohren sein. Ob Disco, Walkman oder Rockkonzert: Die musikalische Unterhaltung ähnelt häufig einer Kettensäge oder einem Presslufthammer mit 100 bis 110 Dezibel. Kein Wunder, dass über ein Viertel aller 20jährigen bereits unter Hörschäden leidet.

Offensichtlich werden unsere Lautstärke-Regler schon von Geburt an falsch eingestellt: Bei einer Untersuchung der Zeitschrift Öko-Test klimperte jede dritte Spieluhr Babys Wiegenlied mit 90 Dezibel - so laut wie ein Lastwagen in fünf Meter Entfernung.

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