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Wie viele Sprachen existieren auf der Welt und wo werden sie gesprochen?

Die große weite Welt – hier herrscht ein großes Sprachengewirr aus mehr als 7.000 Muttersprachen. Ganz viele darunter sind allerdings bedroht, für immer auszusterben. Das gilt besonders für die indigenen Sprachen in Australien und Amerika, die meistens nur noch von einem knappen Dutzend der Einwohner beherrscht und gesprochen werden.

 

Symbolbild Sprachen
Sprachen übersetzen – eine präzise Arbeit auf hohem Niveau.

Pixabay.com, geralt (CC0 Public Domain)

Um herauszufinden, wie viele Sprachen es weltweit gibt, könnte man als Erstes einmal nachzählen, wie viele Länder es gibt. Aber es ist nicht ganz so einfach, denn tatsächlich hat die Anzahl der Länder nichts mit der Anzahl der Sprachen zu tun. Während nämlich einige Länder mehrere Amts- und Regionalsprachen besitzen, haben andere wiederum keine offizielle Sprache, die auf den Staatsursprung zurückzuführen ist. Auch verschiedene Dialekte gestalten das Zählen aller Sprachen schwierig.

Bei der Zählung aller Weltsprachen werden außerdem nur lebende Sprachen mitgerechnet. Das sind jene Sprachen, die auch aktiv im täglichen Leben verwendet werden. Andererseits gibt es auch viele tote Sprachen (historische Sprachen), dessen Sprecher ausgestorben oder zu einer anderen Sprache gewechselt sind – beispielsweise Ägyptisch. Es existieren allerdings auch tote Sprachen, die nur in speziellen Kontexten benutzt werden und die nicht mehr von Kindern als Muttersprache erlernt werden wie beispielsweise Latein oder Altäthiopisch (im religiösen Kontext). Im religiösen Bereich gibt es übrigens viele Sprachen, die heute keine Relevanz mehr haben.

Die Bibel ist das meist übersetzte Buch der Welt

Während sie ursprünglich in drei Sprachen (Aramäisch, Griechisch und Hebräisch) verfasst wurde, ist sie insgesamt (Altes und Neues Testament) in 3.435 Sprachen übertragen worden. (Quelle: Wikipedia, Stand: 2021).

Im Jahr 1522 legte der Reformator Martin Luther eine Übersetzung des Neuen Testaments vor, für das er vier Monate brauchte. Danach hat er 12 Jahre für die Übersetzung der gesamten Heiligen Schrift (Lutherbibel) gebraucht, die er 1534 vorlegte.

Fakt: Auch heutzutage gibt es viele professionelle Übersetzer, die unter anderem auch auf Literatur-Übersetzungen spezialisiert sind und die in einem Übersetzungsbüro arbeiten. Sie beherrschen ihr Handwerk und ihre Sprachen auf höchstem Niveau und achten darauf, dass nicht nur die Inhalte eines Textes genau übersetzt werden, sondern dass auch das Sprachniveau erhalten bleibt.

Die Sprachenvielfalt ist in Gefahr, viele Sprachen werden aussterben

Aktuell gibt es weltweit über 7.000 Muttersprachen. Mehr als die Hälfte der Menschheit unterhält sich in nur wenigen 22 Sprachen. Darunter sprechen

  • 1,5 Milliarden Menschen Englisch
  • 1,1 Milliarden Menschen Chinesisch
  • 285 Millionen Menschen Französisch
  • 513 Millionen Menschen Spanisch
  • 130 Millionen Menschen Deutsch

Die Vielfalt des Sprachguts ist allerdings bedroht und in den kommenden Jahrzehnten könnte so ein Drittel bis sogar die Hälfte aller Sprachen aussterben und für immer verschwinden.

  • Deutsch ist die am meisten gesprochene Muttersprache in Europa, sie ist sehr beliebt, denn die Zahl der Deutsch-Schüler an den ausländischen Goethe-Instituten ist in den vergangenen Jahren um rund 20 Prozent angestiegen.

Der Grund für das Aussterben verschiedener Sprachen liegt vor allem an der geringen Nutzung der Völker: Viele der indigenen Sprachen in Südamerika und Australien werden teilweise nur noch von weniger als zwölf Menschen gesprochen und beherrscht.

Saterfriesisch und Niedersorbisch

Auch in Deutschland sind Sprachen wie Saterfriesisch oder Niedersorbisch vor dem Aussterben bedroht. Saterfriesisch ist die Sprache der Saterfriesen und eine letzte verbliebene Variante der ostfriesischen Sprache, die im Landkreis Cloppenburg nur noch von wenigen tausend Menschen gesprochen wird. Niedersorbisch ist eine westslawische Sprache, die von rund 7.000 Menschen in der Niederlausitz gesprochen wird.

Um dem Aussterben der Sprachen entgegenzuwirken, sammelt das Goethe-Institut unter dem Hashtag nurinmeinersprache (sowie unter Goethe-Institut) weltweit auf Twitter und Facebook deutsche Wörter, die man nicht übersetzen kann – beispielsweise Erbsenzähler oder Techtelmechtel.

Symbolbild Muttersprache
Muttersprachen werden immer seltener an die Kinder weitergegeben.

Pixabay.com, evastupica (CC0 Public Domain)

Das Aussterben der Muttersprachen

Weltweit verständigen sich die Menschen tagtäglich in mehreren tausenden Sprachen. Allein im sieben Millionen Einwohner großen pazifischen Inselstaat Papua-Neuguinea sind es über 800 verschiedene Sprachen. Der Grund für die große Sprachenvielfalt liegt in der Tradition der einzelnen Dörfer und Lebensgemeinschaften, die sich durch und mit ihren eigenen Sprachen identifizieren.

Aber die Muttersprachen werden aussterben. Sprachwissenschaftler schätzen, dass die Menschen vor über 10.000 Jahren weltweit noch etwa 20.000 Sprachen kannten und sprechen konnten. Bis zum Jahr 2200 dürften es nur noch 100 sein. Denn die kleinen Sprachgemeinschaften werden wegen Vertreibungen, Völkermord oder Naturkatastrophen aussterben. Außerdem geben viele Menschen ihre Muttersprache auf und übernehmen eine nationale Sprache, um sich landesweit besser verständigen zu können.

Die Muttersprache wird somit nicht angereichert und nicht an die Kinder der nächsten Generation weitervermittelt. Die heutige Mobilität der Menschen und die Globalisierung tragen auch dazu bei, dass Sprachen verschwinden. Eine Person, die die Sprache eines indigenen Volkes spricht und auch Spanisch kann und eine Person die Tschuktschisch und Russisch spricht: Sollten diese Personen zusammen eine Familie gründen, werden diese Kinder sicher nicht mit vier Sprachen aufwachsen. Je nach gemeinsamer Sprache der Eltern und Wohnort würden sie vermutlich Russisch und Spanisch oder sogar nur eine von beiden Sprachen als Muttersprache lernen.

Erst vor kurzem verschwand die Sprache „Bo“. Es war eine von zehn Sprachen, die von einem Volk auf den Andamanen (Inselgruppe aus 204 Inseln in der Andamanensee) im östlichen indischen Ozean gesprochen wurde. Dort starb 2010 die letzte Frau, die „Bo“ gesprochen hatte…

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