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Wikinger: Ein Tag in Haithabu

Schon als kleiner Junge haben mich die Wikinger fasziniert. Neben der Lektüre des einschlägigen "Was ist was?"-Bandes "Die Wikinger" waren es vor allem die "echten" Moorleichen auf Schloss Gottorf, die mich in ihren Bann zogen. Das war allerdings in den 1970er Jahren... 1985 öffnete das Wikinger Museum Haithabu seine Tore und hat seitdem mehr als 4 Millionen Besucher in die Welt der Wikinger geführt. Seit 2010 zeigt das Museum, das mittlerweile zu den herausragenden archäologischen Schaustätten Deutschlands zählt, eine völlig neu konzipierte Ausstellung. 2005 begann auf dem Siedlungsgelände von Haithabu die Rekonstruktion von insgesamt sieben wikingerzeitlichen Gebäuden, fertiggestellt wurde der Siedlungsausschnitt samt 40 Meter langer Landebrücke im Sommer 2008.

von Jörg Peter Urbach, wissen.de

Haithabu - eine kurze Geschichte

Haithabu (altnordisch Haiðaby "Siedlung auf der Heide") ist eine wikingerzeitliche Handelsniederlassung an der Schlei, 3 km südlich von Schleswig. Spätestens seit 750 befand sich südlich des späteren Halbkreiswalles eine Siedlung von Händlern und Handwerkern, die offensichtlich friesischen Kaufleuten als Umschlagplatz am Handelsweg vom Niederrhein zur Ostsee diente. Um 800/810 waren gleichzeitig drei Siedlungsstellen am Ufer des Haddebyer Noors bewohnt, von denen die mittlere seit etwa 850 allein weiter bestand. Dieser "Altstadtkern", noch im 9. Jahrhundert als "vicus" bezeichnet, war planmäßig mit umzäunten Hofplätzen und Häusern angelegt und entwickelte sich im 9./10. Jahrhundert zum bedeutendsten Handelsplatz Nordeuropas, was vielfältige Handwerksbetriebe, reiche Importfunde, eine Münzstätte und der geschützte Hafen, in dem drei Schiffe gefunden wurden, belegen. Vom Nordseehafen Hollingstedt an der Treene, den man von Westen über die Eider erreichte, wurden die Waren über die "Schleswiger Landenge" zur Schlei gebracht. 934 wurde Haithabu vom deutschen König Heinrich I. erobert und gehörte vorübergehend zum (späteren Heiligen Römischen) Reich, kam unter Harald Blauzahn jedoch wieder an Dänemark (983/984). Seit 1000 setzte ein Wirtschafts- und Bevölkerungsrückgang ein; durch die Zerstörungen in der Mitte des 11. Jahrhunderts verödete Haithabu und wurde von Schleswig als Handelszentrum abgelöst. – Seit 1900 wurden in Haithabu umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt. Bei der Siedlung lagen Friedhöfe und Fürstengräber. Im Norden außerhalb des Walls ein Burgberg; im Westen schließt das Befestigungssystem des Danewerks an. 2005 begann auf dem Siedlungsgelände die Rekonstruktion von insgesamt sieben wikingerzeitlichen Gebäuden.

 

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