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Zusatzstoffe in Lebensmitteln

Jeder Verbraucher kennt das: Liest man die Inhaltsstoffe, die auf den Verpackungen angegeben sind, so versteht man davon vielleicht gerade mal ein Drittel. Der Rest ist ein Buch mit sieben Siegeln. Allein 316 Zusatzstoffe sind derzeit zugelassen. Sie verbergen sich hinter den so genannten E-Nummern. Kein Wunder, dass da der Durchblick schwer fällt.
von wissen.de-Autorin Sylvie-Sophie Schindler, Januar 2014

Was beispielsweise steckt hinter E 211? Was sind Diphosphate? Und was ist Carrageen? Smartphone-Besitzer können sich inzwischen Gratis-Apps zunutze machen, um sich entsprechend zu orientieren. Welche App aber kann was? Und mit welchen Informationen kann man sich als Konsument schlauer machen? Wissen.de zeigt allen, die sich in 2014 gesünder ernähren wollen, worauf sie achten müssen. Denn: Wer genau weiß, was drin ist, der verzichtet zukünftig lieber auf das eine oder andere Lebensmittel – und macht sich auf die Suche nach einem Alternativprodukt.

 

Wie gesundheitsschädlich sind Zusatzstoffe tatsächlich?                                                                                                           

Auch Bio-Produkte sind nicht ganz frei von Zusatzstoffen.
Fotolia.com/Kadmy
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) unterzieht jedes Produkt strengen Tests und erteilt die Zulassung eines Inhaltsstoffes nur dann, wenn dieser nachweislich als gesundheitlich unbedenklich sowie als technologisch notwendig eingestuft wird. Jedoch: Entsprechende Studien am Menschen fehlen häufig, größtenteils handelt es sich um Tierversuche. Und: Was einmal auf der Liste steht, verschwindet von dort so schnell nicht wieder, auch wenn spätere Studien gesundheitsgefährdende Wirkungen feststellen sollten.

Ohnehin rät die Verbraucherzentrale in Hamburg bei 107 Zusatzstoffen von häufigem Verzehr ab, von 17 sogar ganz. Sie stehen im Verdacht, Allergien, Krebs und andere Erkrankungen auszulösen. Etwa die in vielen Gummibären verwendeten Farbstoffe wie Cochenillerot A (E 124a), Gelborange S (E 110) und Chinolingelb (E 104). In den USA ist Chinolingelb wegen seiner karzinogenen Wirkung längst verboten.

 

Auf die Dosis kommt es an

Bei manchen E-Nummern kommt es auf die Dosis an. Erst ein Verzehr größerer Mengen könnte bedenklich sein. Die gilt etwa bei den Diphosphaten, die unter anderem bei Fleischerzeugnissen, Desserts, sowie Mehlen und Backmischungen eingesetzt werden und bei Kindern und Jugendlichen zu Knochenbrüchigkeit führen können.

Auch Carrageen ist nicht per se gesundheitsschädigend. Es handelt sich um ein natürlich vorkommendes Kohlenhydrat, das aus roten Meeresalgen extrahiert wird. Völlig unbedenklich es es dennoch nicht, da es bei häufigem Verzehr allergieauslösend sein soll. Zu finden ist dieser Zusatzstoff E 407 in Süßigkeiten, Ketchup und Soßen, Eiscreme, Pudding- und Dessertpulver, Trockenmilch- und Dickmilcherzeugnissen.

Und nicht nur die Dosis ist ein entscheidender Faktor. Auch sind die Wechselwirkungen noch nicht ausreichend untersucht, also inwiefern E-Nummern die Gesundheit beeinflussen, wenn mehrere gleichzeitig aufgenommen werden. Unbestritten ist, dass das natürliche Geschmacksempfinden verloren geht, wenn man permanent Lebensmittel mit Zusatzstoffen verzehrt. Gesundes Essen schmeckt dann oft nicht mehr, da es als langweilig empfunden wird.

                                                                                                                        

Harmlose E-Nummern

Nicht hinter jeder E-Nummer lauert eine Gefahr. Von der Verbraucherzentrale Hamburg als unbedenklich eingestuft sind natürliche Zusatzstoffe wie E 102, ein Farbstoff aus der Gelbwurzel, oder Betanin, auch als E 162 bezeichnet, ein roter Farbstoff aus der Roten Bete. Steht also auf dem Joghurt „Ohne künstliche Farbstoffe“, sind nur natürliche Farbstoffe wie beispielsweise Rote-Bete-Saft erlaubt.

Auch Bio-Produkte kommen nicht immer ohne Zusatzstoffe aus. Jedoch sind für Produkte, die ein Biosiegel tragen, nur 47 Zusatzstoffe zugelassen. Bio-Verbände wie Demeter und Bioland verzichten nochmals auf rund 50 Prozent dieser Stoffe. Zudem sind Farbstoffe, Süßstoffe, Stabilisatoren und Geschmacksverstärker absolut verboten.

 

Welche Zusatzstoffe werden wozu verwendet?

Lebensmittel werden durch Zusatzstoffe in ihren Eigenschaften verändert. Verdickungsmittel beeinflussen beispielsweise die Beschaffenheit, Konservierungsmittel die Haltbarkeit, Farbstoffe das Aussehen der Lebensmittel und Aromaverstärker den Geschmack.

Zu den Aroma- und Geschmacksverstärkern zählen die Glutamatvariationen E 620 bis 625. Sie geben China-Food, Fertiggerichten, Snacks und Süßigkeiten erst den richtigen „Kick“. Konsumenten können darauf mit dem so genannten „China-Restaurant-Syndrom“ reagieren, also mit Kopf- und Gliederschmerzen, Herzklopfen und Übelkeit.

Die Konservierungsstoffe E 210 bis 213 sind in Hunde- und Katzenfutter verboten. Dem Menschen drohen Hauterkrankungen und Asthma, erlaubt sind die Zusätze trotzdem. Zu finden sind sie unter anderem in Fruchtsäften, Marmeladen, Mayonnaisen und Saucen.  

                                                                                                                                            

Der Trick der Hersteller

Weil die Verbraucher in Sachen E-Nummern inzwischen sensibilisiert sind, greifen viele Hersteller zu einem legalen Trick: Statt die E-Nummer des Zusatzstoffs anzugeben, wird der volle Name aufgedruckt, also etwa Natriumbenzoat statt E 211. Schon wirkt die Sache harmloser, zumal nicht jeder wissen dürfte, was sich hinter Natriumbenzoat verbirgt. Es handelt sich um das Natriumsalz der Benzoesäure und kommt natürlich in Heidelbeeren und Honig vor.  Als Lebensmittelzusatzstoff wird Natriumbenzoat jedoch chemisch synthetisiert. In Versuchen mit sehr großem Benzoesäureverzehr über einen längeren Zeitraum wurden Verdauungsbeschwerden, Krämpfe und Nervensystembeeinträchtigungen beobachtet. Unter anderem zugelassen ist E 211 für Spirituosen, zuckerreduzierte Konfitüren, Marmeladen, Gelees, Oliven und Aspik.     

                                                                                                                               

Keine Kennzeichnungspflicht

Während es für frische Eier eine Kennzeichnungspflicht gibt, ist das bei verarbeiteten Eiern anders. Lebensmittelhersteller nutzen diese Lücke durchaus und mogeln die Käfigeier in eihaltige Produkte, also unter anderem in Nudeln, Eis und Gebäck. Auch in Sachen Vanille wird gerne gespart. Man weicht auf Vanillin aus. Klingt nicht viel anders, doch der beliebte Aromastoff wird häufig aus Erdölderivaten synthetisiert. Wer keine Lust auf Erdöl im Essen hat, sollte deshalb Vanillin-Produkte besser meiden. Sie werden oft Schokoladen und anderen Süßigkeiten zugesetzt.

 

E-Nummern-Apps: Was können die digitalen Helfer?

Die Gratis-App „iEnoLite“ bietet einen Überblick über alle E-Nummern: In einer langen Liste lassen sich die gesuchten Zusatzstoffe nachschlagen, wenn man mal wieder ratlos vor dem Supermarktregal steht. Mit anderen Apps wie „Codecheck“ und „Barcoo“ werden die Handykameras zum Scanner. So geht's:  Den Barcode des Produkts unter die Kamera halten, fertig.

Die App „Codecheck“ zeigt eine Nährwert-Ampel an, Erklärungen und Bewertungen der Inhaltsstoffe inklusive. Die App Barcoo liefert ebenfalls Details über die nachgefragten Lebensmittel wie beispielsweise Zucker-, Fett- und Natriumgehalt. Die einzelnen Inhaltsstoffe werden farblich angezeigt. So muss der nächste Gang in den Supermarkt nicht mehr zum gesundheitlichen Blindflug werden.

 

Die von der Verbraucherzentrale herausgegebene Broschüre: "Was bedeuten die E-Nummern?“ kann für 4,90 Euro bestellt werden unter der Telefonnummer 0211/3809555 oder im Internet ratgeber-verbraucherzentrale.de

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