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Lehmbau: Alte Technik mit großer Zukunft?
Lehm – einfache Erde mit einem hohen Anteil an Tonmineralen – hat als Baustoff eine sehr lange Tradition. „Schon beim Grab von Pharao Ramses II wurden Lehmziegel verwendet. Man findet alte Lehmbauten in China, in Nordafrika, in Südamerika – und auch in Österreich“, erklärt Andrea Rieger-Jandl von der Technischen Universität Wien. In den vergangenen Jahrhunderten galt Lehm als simple Billiglösung für all jene, die sich beim Hausbau keine gebrannten Ziegel leisten konnten. Erst als diese durch den verstärkten Einsatz von Kohle als Brennstoff billiger wurden, lösten sie den Lehm auch in der breiten Masse als Baustoff ab. Doch der Lehmtrend könnte nun ein Comeback feiern.
Prima fürs Klima
Lehm ist langlebig, wiederverwertbar und kann sowohl umweltfreundlich gewonnen als auch entsorgt werden. Wie nachhaltig der erdige Baustoff ist, zeigt sich vor allem beim Blick auf die Alternativen. So ist etwa die Herstellung von Beton und Zement sehr energieintensiv. Außerdem werden dabei große Mengen an Kohlendioxid freigesetzt. „Lehm wird im Gegensatz zu Zement nicht gebrannt, sondern lediglich getrocknet und hat daher einen um 85 Prozent geringeren Primärenergiebedarf. Seine CO2-Bilanz fällt entsprechend gut aus“, schreibt die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung.
Hinzu kommt, dass Lehm weltweit in fast allen Böden verfügbar ist, wodurch lange, klimaschädliche Transportwege entfallen. In einigen Fällen lässt er sich sogar direkt aus dem Aushub des Neubaus gewinnen. Mit geeigneten Geräten kann man ihn dann direkt vor Ort in Ziegelform oder zu größeren Modulen mit einer Fläche von etwa eineinhalb Quadratmeter pressen und ihn für den Hausbau verwenden.
Darüber hinaus erzielt Lehm gute Dämmwerte, vor allem wenn man die daraus erbauten Wände mit Dämmmaterial aus Stroh kombiniert. „Ähnlich wie Ziegel können Wände aus Lehm die Temperatur gut speichern. Wenn man zum Beispiel im Winter den Raum kurz lüftet, ist er danach sehr schnell wieder warm, weil die Wände nicht auskühlen“, erklärt Rieger-Jandl. Das spart Heizenergie.
Angenehm zu bewohnen
Seine Dämmfähigkeit ist aber nicht die einzige Eigenschaft, die den Lehm auch in Sachen Wohnkomfort zu einem praktischen Baumaterial macht. Er ist außerdem in der Lage, die Luftfeuchtigkeit zu stabilisieren. „Lehm kann problemlos Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Im Badezimmer zum Beispiel beschlagen nach dem Duschen die Spiegel nicht, weil die Feuchtigkeit automatisch reguliert wird. Auch wenn man in einem Lehmhaus Wäsche trocknet, ändert sich die Luftfeuchtigkeit dabei kaum“, so Rieger-Jandl.
Gute Planung nötig
Wer mit Lehm bauen möchte, muss allerdings einige Dinge beachten. Dazu gehört, dass Lehmsteine derzeit nicht als tragendes Mauerwerk zugelassen sind. Sie auf diese Weise zu verwenden, bedarf einer Genehmigung der Bauaufsichtsbehörde. Noch in diesem Jahr soll aber eine neue Verordnung gelten, die den Hausbau aus Lehm wahrscheinlich erleichtern wird.
Dabei müssen allerdings auch die speziellen Eigenschaften des Baustoffs berücksichtigt werden, wie Rieger-Jandl erklärt. So sollte Lehm etwa niemals von stehendem Wasser durchweicht werden, da er sonst seine Tragkraft verliert. Zumindest das Fundament eines Lehmhauses sollte daher aus anderen, ausreichend isolierenden Materialien bestehen, die ein Aufsteigen der Feuchtigkeit in den Wänden verhindern.
Selbst wenn es mal einen Wasserschaden geben sollte, sieht man das laut der Wiener Professorin aber meist sehr deutlich und kann die betroffene Wand einfach reparieren. „Man muss also keine Angst haben, dass ein Lehmgebäude plötzlich durchweicht wird und einstürzt“, sagt Rieger-Jandl. Auch Regen sei für Lehmhäuser zunächst kein Problem. Stampflehmwände könnten problemlos der Witterung ausgesetzt werden. Manchmal würden sie aber auch verputzt oder mit Holz verschalt.