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Nutzpflanzen – von Tee bis Teak

Von der Warte des Menschen aus gesehen, sind im Grunde genommen alle Pflanzen »Nutzpflanzen«. Denn sie ermöglichen ihm mit ihrer Sauerstoffproduktion erst das Leben. Im engeren Sinne versteht man darunter jedoch Kulturpflanzen, die als Nahrungsmittel, Viehfutter oder für technische Zwecke gebraucht werden. Dabei kann sich die Bedeutung, die eine Nutzpflanze für den Menschen hat, durchaus verändern. So verlor beispielsweise der Indigostrauch, der jahrhundertelang als Lieferant des Indigofarbstoffs kultiviert wurde, seinen Wert, als Anfang des 20. Jahrhunderts die synthetische Herstellung der blauen Farbe gelang. Umgekehrt avancierten die bis vor 50 Jahren kaum bekannten Amaranthusarten zu geschätzten Kulturpflanzen, da sie auch noch in Trockengebieten, wo kein Getreide mehr gedeihen kann, ausreichend Erträge liefern.

Zu den interessantesten Nutzpflanzen gehören zweifellos die technisch genutzten Gewächse – nicht nur, weil sie wie etwa die Färbepflanzen seit Jahrtausenden im Dienst des Menschen stehen, sondern auch, weil sie als nachwachsende Rohstoffe in der Zukunft die zur Neige gehenden fossilen Brennstoffe als Energielieferanten ersetzen könnten. Dabei lassen sie sich vielfältig verwerten: zum einen direkt als Brennmaterial, zum anderen aber auch als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Alkohol und Ölen, die wiederum für den Antrieb von Autos und Maschinen eingesetzt werden können.

Die erste Ölkrise in den 1970er Jahren rückte mit dem Slogan »Jute statt Plastik« auch die Faserpflanzen wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Seit der Steinzeit stellt man daraus Kleidung und Utensilien wie Seile, Netze und Ähnliches her: In Oregon (USA) fand man Bastsandalen, in Mexiko Baumwollkapseln und Stoffe, die auf das Jahr 5800 v. Chr. datiert werden konnten; und in Ägypten stieß man auf Leinengewebe, das 4500 v. Chr. angefertigt wurde. Heute hält die Baumwolle einen Anteil von 60 Prozent am Weltmarkt – trotz der großen synthetischen Konkurrenz. Doch Pflanzenfasern lassen sich auch als Dämmstoff oder Polstermaterial, als Rohstoff für die Herstellung von Papier oder Textiltapeten und vieles mehr verwenden.

Futterpflanzen: Wichtig für die Landwirtschaft

Wachsen auf Wiesen und Weiden die gleichen Grasarten?

Nein, denn sie müssen – je nach ihrem Standort – unterschiedlichen Anforderungen genügen. Ob Sense oder Mähmaschine: Die Pflanzen einer Mähwiese müssen Schnitt gut vertragen. Wertvolle Arten sind beispielsweise Wiesengoldhafer (Trisetum flavescens), Glatthafer (Arrhenatherum elatius) oder Wiesenfuchsschwanzgras (Alopecurus pratensis). Sie und einige andere Gräser liefern sehr gutes Viehfutter und werden zum Teil in verschiedenen Sorten gezüchtet und ausgesät. Weniger durch seine Futterqualität als vielmehr durch seinen Duft fällt auf Wiesen das Gewöhnliche Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) auf. Es enthält Cumarin, das für den typischen Heuduft verantwortlich ist.

Weidegräser müssen dagegen das Kürzen der Stängel und Blätter durch Ziegen, Schafe oder Kühe aushalten. Allerdings kommt auf der Weide noch ein weiterer Aspekt hinzu: Die Pflanzen müssen Tritt dulden. Ein Gras, das diese Eigenschaft mitbringt und sich als hervorragendes Futtergras hervortut, ist das oft schlicht Lolch genannte Deutsche Weidelgras (Lolium perenne). Zusammen mit Weißklee (Trifolium repens), Wiesenkammgras (Cynosurus cristatus), Wiesenlieschgras (Phleum pratense) und wenigen anderen Pflanzenarten bildet es futterreiche, aber relativ artenarme Viehweiden aus. Eine ebenfalls bewährte Futterpflanze auf intensiv genutzten Weiden ist das Wiesenrispengras (Poa pratensis) aus der großen Gattung der Rispengräser. Sein kleiner Cousin, das Einjährige Rispengras (Poa annua), ist dank seiner Anpassungsfähigkeit mittlerweile in den meisten Teilen der Erde anzutreffen.

Welche ist die älteste kultivierte Futterpflanze?

Die Saatluzerne (Medicago sativa), auch »Ewiger Klee« genannt. Sie gehört zu den sog. Futterleguminosen und wird heute als Viehfutter überall in der Welt angebaut. Ihre Geschichte im Dienst des Menschen reicht sehr lange zurück. Ursprünglich kommt sie aus den Steppengebieten Vorderasiens, wo sie Reitervölker schon in vorchristlicher Zeit als Futterpflanze für die Pferde angebaut haben. Erst sehr viel später gelangte sie nach Europa. Noch heute ist sie – gerade in niederschlagsarmen Gebieten der gemäßigten Zonen – die wichtigste Futterpflanze.

Saatluzerne ist reich an Mineralstoffen und Eiweiß und liefert hohe Erträge. Da sie mehrfach geschnitten werden kann, wird sie zuweilen auch »Ewiger Klee« genannt. Sie bevorzugt ein warmes Klima und kalkhaltige Böden. Die Staude wird bis zu 80 Zentimeter hoch und trägt kleine, bläulich violette Blüten.

Welcher Klee wird gern verfüttert?

Rot- und Weißklee. Als Tierfutter feuchterer Gebiete nimmt der Rotklee (Trifolium pratense ssp. pratense) eine wichtige Stellung ein. Die Futterpflanze war zwar in hiesigen Gebieten schon im Mittelalter bekannt, der Durchbruch zum Massenanbau ließ indes bis ins 18. Jahrhundert auf sich warten. Mittlerweile wird der Rotklee auf allen Kontinenten in gemäßigten Regionen angebaut, wobei er sowohl allein als auch zusammen mit Futtergräsern ausgesät wird.

Eine weitere, von Tierhaltern geschätzte Kleeart ist der Weißklee (Trifolium repens). Diese zierlich wirkende, aber robuste Kleeart wird häufig verfüttert und deshalb in Gemeinschaft mit anderen nahrhaften Pflanzen kultiviert, wobei sie sich nicht selten ganz von selbst auf Wiesen und Weiden sowie – zum Unwillen vieler Gärtner – auch in Zierrasenflächen einfindet und mittels Ausläufern hartnäckig ausbreitet. Da Weißklee dichten Boden und gelegentliche Tritte verträgt, ist er eine ideale Weidepflanze.

Was zeichnet die Wicke als Futterpflanze aus?

Die nahrhaften Samen der Saat- oder Futterwicke (Vicia sativa), die man im 16. Jahrhundert auch unter den Namen Rosswicke, Taubenwicke, Feldwicke oder Zahme Wicke kannte, enthalten bis zu 35 Prozent Eiweiß, aber auch Blausäure. Will man die Samen in größerem Umfang an Tiere verfüttern, müssen die Gift- und Bitterstoffe vorher entfernt werden.

Die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatete, rötlichviolett blühende Pflanze, die schon die Römer als Futterpflanze kannten, wird oft zusammen mit Hafer und Gerste angebaut. Stand lange Zeit der Anbau als Körnerfutter im Vordergrund, so werden Saatwicken heute vor allem zur Gewinnung von Grünmasse für die Fütterung und Gründüngung kultiviert.

Wo werden dem Klee magische Wirkungen nachgesagt?

Vor allem in Irland, wo die Pflanze neben der Harfe als Nationalsymbol gilt. Einer irischen Legende nach nutzte der Heilige Patrick die dreiteiligen Blätter des Rotklees, um den schwer zu bekehrenden Iren die Dreifaltigkeit zu erklären. Noch heute schmückt man sich am 17. März, dem St. Patrick's Day, mit Kleeblättern. Auf der vor der nordirischen Küste gelegenen Insel Rathlin Island glaubte man außerdem, dass derjenige, der sich zerstoßenen Klee über die Augen rieb, eine Feeninsel zwischen Rathlin und Irland sehen könne.

Der Glaube, dass ein Kleeblatt Glück bringt, ist auch hierzulande verbreitet.

Wussten Sie, dass …

Klee nicht nur als Futterpflanze geschätzt ist? In den Tropen und Subtropen wirkt er als niedrig wachsende Bodenpflanze auch der Erosionsgefahr entgegen.

sich hinter Alfalfasprossen gekeimte Saatluzerne verbirgt? Im englisch-amerikanischen Sprachraum wird diese Pflanze nämlich Alfalfa genannt. Die Sprossen passen mit ihrem nussartigen Geschmack besonders gut zu Käse.

Amarant und Quinoa: Kulturpflanzen der Anden

Seit wann wird Amarant kultiviert?

Schon sehr lange. Die ältesten Samen von Fuchsschwanzpflanzen stammen aus der Zeit um 4800 v. Chr.; Archäologen haben sie in der Nähe von Mexiko City gefunden. Als die spanischen Eroberer das Aztekenreich unterwarfen, spielte der Anbau von Pflanzen der Gattung Amarant oder Fuchsschwanz (Amaranthus) eine große Rolle. So verlangte der Aztekenherrscher Montezuma jedes Jahr von den umliegenden Provinzen einen Tribut von 10 000 Körben mit Amarantkörnern. Einen Großteil der Ernte erhielten die Priester, die aus den gemahlenen Körnern eine rote Paste herstellten, aus der sie ein Bildnis ihres Gottes Huitzilopochtli formten. Bei anschließenden Zeremonien wurde das Götterbildnis zerbrochen und die Stücke wurden als Fleisch und Blut des Gottes an die Bevölkerung verteilt. Dieses Ritual deuteten die Spanier als Schmähung des christlichen Abendmahls, weshalb sie den Amarantanbau verboten.

Was zeichnet den Fuchsschwanz aus?

Seine Anspruchslosigkeit und Widerstandsfähigkeit, weswegen die Spanier ihn auch nicht so einfach ausrotten konnten. Für den Anbau der Pflanze waren lediglich einfachste Geräte erforderlich, die winzigen Früchte ließen sich ebenfalls leicht ernten, da nur die großen Blütenstände zwischen den Händen verrieben werden mussten. Die Körnerfrüchte, die vermahlen und als Brei, Fladen oder Teigwaren verarbeitet wurden, lieferten einen lebenswichtigen Stoff – die Aminosäure Lysin –, der dem damaligen Hauptnahrungsmittel Mais fehlte.

Auch heute noch ist Amarant eine wichtige Nutzpflanze vieler Kleinbauern. In Indien und im südlichen China bereitet man die Blätter und Stängel des Surinamesischen Amarants (Amaranthus tricolor) wie Spinat zu. Ebenfalls als Gemüse dient Amaranthus blitum ssp. blitum, den man Aufsteigenden Fuchsschwanz, Roten Heinrich, Roten Meier oder Küchenamarant nennt und der als eine der wenigen Fuchsschwanzarten natürlicherweise in Mitteleuropa vorkommt.

Welche Pflanze war den Inkas heilig?

Die Reismelde (Chenopodium quinoa), kurz Quinoa genannt. Jedes Jahr brachte der Herrscher den ersten Samen aus; das Loch hierfür stach er mit einem goldenen Spaten – daher wird die Pflanze auch als das »Gold der Inka« bezeichnet. Die Inka bauten die Reismelde vor allem in den Anden an, in Höhen von bis zu 4000 Metern. Doch die spanischen Eroberer setzten der Nutzung der Pflanze ein Ende: Sie verboten ihren Anbau, um die Ureinwohner zu schwächen.

In den folgenden Jahrhunderten verdrängten europäische Getreidearten diese Nutzpflanze fast völlig. Erst in jüngerer Zeit besann man sich wieder auf das »Gold der Inka«: Und so wird die Reismelde heute hauptsächlich entlang der Westküsten Mexikos und Chiles, aber auch in Nordamerika angebaut. Darüber hinaus wird Quinoa im Mittelmeergebiet als Viehfutter kultiviert.

Wie kann Quinoa bei Trockenheit überleben?

Mithilfe ihres ausladenden Wurzelsystems und der spezifischen Struktur ihrer Blätter. Quinoa benötigt sandigen, gut durchlässigen Boden, damit die Pflanze mit ihrem tief reichenden und weit verzweigten Wurzelsystem auch noch geringe Wasservorräte nutzen kann. Daher kommt sie auch mit nährstoffarmen und salzhaltigen Böden, wie sie in trockenen Gebieten häufig anzutreffen sind, gut zurecht. Des Weiteren gewähren feine Härchen, welche die jungen Blätter der Pflanze bedecken, einen zweifachen Schutz: zum einen vor übermäßiger Sonneneinstrahlung, indem das Haarkleid die Strahlen reflektiert, zum anderen vor Verdunstung über die Blätter, denn die Härchen fangen die Feuchtigkeit auf und reichern auf diese Weise die Luft direkt über dem Blatt mit Wasser an. So ist es der Pflanze möglich, Phasen der Trockenheit oder des Frosts, in denen sie über die Wurzeln kein oder kaum Wasser aufnehmen kann, zu überstehen.

Warum ist Quinoa so wertvoll?

Weil sie durch ihre vielen Inhaltsstoffe einen wichtigen Beitrag für eine gesunde Ernährung leistet. Die nur ein bis zwei Millimeter großen Körner haben einen sehr hohen Eiweißgehalt, der denjenigen unserer Getreide weit übertrifft: Er liegt zwischen 13 und 22 Prozent, wobei er – wie bei anderen Hochgebirgspflanzen auch – mit zunehmender Höhe des Anbaugebiets steigt. Außerdem enthält das Korn, gleichsam perfekt ausgewogen, alle essenziellen Aminosäuren. Der Fettanteil von fünf Prozent besteht überwiegend aus ungesättigten, langkettigen Fettsäuren, daneben enthält Quinoa Mineralien wie Eisen, Zink, Magnesium und Calcium sowie E- und B-Vitamine. Vor allem diese Kombination macht Quinoa zu einem interessanten Lebensmittel: Als einzelnes Nahrungsmittel ist es in der Lage, uns mit so vielen verschiedenen Nährstoffen zu versorgen, die wir ansonsten nur über mehrere Quellen – Fleisch und unterschiedliche Gemüse – zu uns nehmen könnten. Allerdings müssen die in der Schale enthaltenen Bitterstoffe vor der Zubereitung durch Wässern oder Auswaschen entfernt werden, da sie den Geschmack des Gerichtes empfindlich stören können. Danach besticht Quinoa jedoch durch einen nussartigen, aromatischen Geschmack.

Weshalb kann man mit Quinoa nicht backen?

Weil Quinoa ein sog. Pseudogetreide ist und deshalb – anders als unsere bekannten Getreidearten – nicht zu den Gräsern gehört, sondern mit Spinat und Mangold verwandt ist. Aus diesem Grund enthalten seine Körner auch kein Gluten. Das aber trägt als Klebereiweiß entscheidend zur Backfähigkeit eines Mehls bei. Es bindet beim »Gehen« des Teiges die Gärgase und sorgt auf diese Weise für die Formstabilität des Gebäcks. Gluten ist reichlich z. B. in Weizen- oder Roggenmehl enthalten, weshalb sich diese Mehle zum Backen besonders gut eignen. Gibt man indes glutenfreien Mehlen wie Kartoffel- oder Quinoamehl den Vorzug, muss das Gluten extra zugegeben werden, um ein gutes Backergebnis zu erzielen. Grützen oder Breie lassen sich dagegen auch problemlos aus glutenfreiem Getreide zubereiten.

Wussten Sie, dass …

aus Quinoa auch Getränke hergestellt werden? Aus dem gerösteten Mehl gewinnt man das kaffeeartige Getränk Carapulque und aus vorgekauten und vergorenen Samen wird man das alkoholhaltige Nationalgetränk der Indios, die Chicha, produziert.

Quinoamehl kein Gluten enthält und deshalb für Menschen interessant ist, die an Gluten-Unverträglichkeit leiden? Diese ruft nämlich, nehmen die Betroffenen trotzdem Gluten zu sich, Veränderungen der Dünndarmschleimhaut hervor und führt zudem zu Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall.

Tee: Kulturgetränk Ostasiens

Wo ist die Heimat des Tees?

Die Heimat der Teepflanze liegt in Assam im Nordosten Indiens, wo die Teeproduktion noch heute der wichtigste Wirtschaftszweig ist. Schon 2700 v. Chr. gelangte das Gehölz nach China und wurde dort anfangs als Heilpflanze geschätzt. Erst im Lauf der Zeit entwickelte sich der Tee zum Genussmittel und wurde allmählich zum chinesischen Nationalgetränk. Buddhistische Mönche brachten ihn im 7. Jahrhundert n. Chr. mit nach Japan, wo Tee dann zum kultischen Trank avancierte, zu dessen Zubereitung und Genuss besondere Zeremonien entstanden, die bis heute fortleben.

Seit wann wird in Europa Tee getrunken?

In Europa lernte man das belebende Getränk erst um 1550 durch die Araber kennen, die Teeblätter als Tauschmittel mitbrachten. Zunächst erachtete man die exotische Ware als reine Medizin, die in Apotheken zu exorbitanten Preisen feilgeboten wurde. Bald aber gelüstete es die Europäer verstärkt nach dem Genuss dieses Getränks.

Neben Lieferungen auf dem Landweg über Russland – dieser sog. Karawanentee war im Allgemeinen grüner Tee – kam Tee auf dem Seeweg über London nach Europa; hierbei handelte es sich dann meist um schwarzen Tee. Ab Anfang des 17. Jahrhunderts deckten ganze Flotten von Kauffahrtsschiffen den stetig steigenden Bedarf. China und Japan teilten sich das Monopol der Teeproduktion, bis es 1825 dem deutschen Arzt, Botaniker und Japanforscher Philipp Franz von Siebold (1796–1866) gelang, Samen von Teesträuchern nach Java zu schmuggeln. Siebold wurde für diese »Freveltat« von den Japanern als westlicher Spion des Landes verwiesen. Nicht verhindern konnten sie jedoch, dass auf Java und in anderen Regionen bald darauf Tee angebaut wurde. Nachdem die Engländer schließlich um 1840 in Indien wilde Teesträucher entdeckt hatten und bald kommerziell anpflanzten, war die ostasiatische Vormachtsstellung endgültig gebrochen.

Wie wird Tee kultiviert?

Tee baut man meist in großflächigen Monokulturen an. Vermehrt werden die Teepflanzen gewöhnlich aus Stecklingen, die zu etwa einem Meter hohen Hecken aus reich verzweigten Sträuchern herangezogen werden. So unterscheiden sie sich deutlich von Teepflanzen, die sich selbst überlassen bleiben: Diese entwickeln sich zu einem etwa sechs Meter hohen Baum. Nach etwa vier Jahren kann erstmals geerntet werden. Überwiegend von Hand werden nur die obersten Blätter abgepflückt.

Von den beiden Sorten China- und Assamtee bleibt der China-Teestrauch (Camellia sinensis var. sinensis) niedriger und trägt kleinere, schmalere Blätter von milderem Aroma als der kräftigere Assam-Teestrauch (Camellia sinensis var. assamica), außerdem gilt er als robuster. Damit die Pflanzen nicht zu sehr durch den Laubverlust geschwächt werden, pflückt man die Blätter des China-Teestrauchs nur drei- bis fünfmal pro Jahr im Abstand von jeweils etwa sechs Wochen, beim wüchsigeren Assam-Teestrauch auch öfter.

Weißer, grüner oder schwarzer Tee – ist das alles dasselbe?

Eigentlich schon, denn Weiß-, Grün- oder Schwarztees kommen alle von derselben Pflanzenart und unterscheiden sich nur durch die Behandlung nach der Ernte. Für den schwarzen Tee rollt und schneidet man die Blätter gleich nach dem Pflücken, damit das Blattgewebe zerstört wird und die Fermentation, die aromafördernde Gärung des Zellsaftes, beginnen kann. Beim unfermentierten grünen Tee werden die Blätter besonders vorsichtig von der Pflanze entfernt und sofort über heißem Wasser gedämpft oder bei Hitze getrocknet. Gelber Tee (Oolong) enthält eine Mischung aus fermentiertem und unfermentiertem Tee. Besonders wertvoll ist der unfermentierte weiße Tee. Für ihn erntet man die jungen Blätter, die mit ihren Härchen die helle Farbe ergeben und trocknet sie an der Luft.

Wirkt Tee beruhigend oder anregend?

Das hängt davon ab, wie er zubereitet wird. Für den perfekten Genuss ist die Wassertemperatur wichtig: Grüntee sollte möglichst mit 70 bis 80 °C heißem Wasser übergossen werden, während für schwarzen Tee fast kochendes Wasser von 90 bis 100 °C optimal ist. Die verschiedenen Inhaltsstoffe des Tees (Koffein, Gerbstoffe und Polyphenole) lösen sich unterschiedlich schnell im Wasser: Lässt man den Aufguss nur kurz ziehen, erhält man ein anregendes, koffeinhaltiges Getränk, bei längerer Ziehdauer gehen vermehrt die Polyphenole und Gerbstoffe in Lösung. Zusammen mit Gerbstoffen wird das Koffein im Körper erst mit Verzögerung und in kleineren Mengen freigesetzt, daher wirkt Tee, der länger gezogen hat, eher beruhigend.

Wussten Sie, dass …

man gesüßten Tee durch Gärung auch in ein prickelndes Erfrischungsgetränk verwandeln kann? Der »Teepilz« Kombucha ist eine gallertige Schicht aus verschiedenen Hefen und Bakterien, die für eine Essig- und Milchsäuregärung von grünem oder schwarzem Tee sorgen.

Kaffee: Muntermacher aus den Tropen

Wer entdeckte den Kaffee?

Bereits 1015 soll der persische Arzt und Philosoph Ibn Sina (Avicenna) die anregende Wirkung des Kaffees erkannt und ihn als Arznei gegen Kreislaufschwäche eingesetzt haben. Glaubwürdigere Berichte aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts belegen, dass Kaffee über die beiden Pilgerstädte Mekka und Medina die arabische Welt eroberte. Als erster Europäer beschrieb der Augsburger Arzt Leonhart Rauwolf 1582 das Getränk.

Stammen alle Kaffeesorten von der gleichen Pflanzenart?

Nein, es gibt verschiedene Arten Kaffeesträucher, aber von wirtschaftlicher Bedeutung sind nur zwei Coffea-Arten: Auf Coffea arabica entfallen mehr als 70 Prozent der Weltkaffeeproduktion, auf den aus dem Kongobecken stammenden Robusta-Kaffee (Coffea canephora) etwa 30 Prozent. Eine wesentlich geringere Bedeutung auf dem Weltmarkt haben Coffea liberica und Coffea excelsa. Der Anbau von Coffea arabica ist für das 15. Jahrhundert im Südjemen belegt. Heute wird diese Art fast weltweit zwischen dem 23. Grad nördlicher und 25. Grad südlicher Breite kultiviert, wobei Brasilien, Kolumbien und Mexiko die wichtigsten Arabica-Produzenten sind. Robusta-Kaffee ist kälteempfindlicher, aber auch widerstandsfähiger gegen Krankheiten und wird vorwiegend in Afrika angebaut. Erste Plantagen mit Robusta-Pflanzen wurden um 1900 auf Java angelegt. Heute ist Kaffee nach Erdöl der zweitwichtigste Rohstoff im globalen Handel.

Übrigens: Der Kaffeestrauch ist ein immergrüner, bis zu fünf Meter hoher Strauch, der jedoch in den Kaffeeplantagen durch ständigen Rückschnitt niedriger gehalten wird. Die Pflanzen erreichen mit sechs Jahren ihre volle Ertragsfähigkeit. Sie können über 60 Jahre alt werden, doch wechselt man sie aus Ertragsgründen meist früher aus.

Sind Kaffeebohnen Bohnen?

Nein, obwohl man im Volksmund von Kaffeebohnen spricht, handelt es sich bei den Früchten des Kaffeestrauches genau genommen um Steinfrüchte. In den Blattachseln der glänzenden, dunkelgrünen Blätter sitzen die hübschen weißen, nach Jasmin duftenden Blüten, aus denen sich kleine, fleischige Früchte entwickeln. Die reifen Kirschen sind meist dunkelrot, doch werden sie in der Regel grün geerntet. Sie enthalten zwei Samen, die man in gerösteter Form als Kaffeebohnen kennt. Ihr Koffeingehalt schwankt von Art zu Art stark.

Wovon hängen Geschmack und Aroma des Kaffees ab?

Zum einen von der Sorte und der Aufbereitung der Kaffeekirschen, zum anderen von Röstung und Mischung. Bei unseren Kaffeesorten spielen nur Coffea arabica und Coffea canephora (Robusta) eine Rolle. Die fast rundlichen Robusta-Bohnen sind kleiner und herber als Arabica-Bohnen und enthalten mehr Bitterstoffe. Außerdem ist ihr Koffeingehalt doppelt so hoch wie der des fein aromatischen Arabica-Kaffees.

Um die Kaffeebohnen aus den Früchten auszulösen, wendet man zwei Methoden an: Bei der trockenen Aufbereitung werden die Kirschen nach dem Pflücken zum Trocknen in der Sonne oder in Trocknungsräumen ausgebreitet. Schälmaschinen entfernen anschließend Fruchtfleisch, Pergamenthülse und Silberhäutchen. Diese Art der Aufbereitung ist billig, einfach und wird vor allem bei den Robusta-Kaffeekirschen eingesetzt. Bei der nassen Aufbereitung werden die Kirschen zunächst unter fließendem Wasser gereinigt und gleichzeitig vorsortiert. Dann werden die Bohnen unter fließendem Wasser vom Fruchtfleisch befreit (entpulpt) und die noch anhängenden Fruchtfleischreste anschließend durch Gärung entfernt. Nach erneutem Waschen und Trocknen ziehen Schälmaschinen die Samenhäutchen ab. Dieses aufwendige, aber schonendere Verfahren kommt vor allem beim Arabica-Kaffee zum Einsatz, da sich die Qualität des Kaffees dadurch deutlich verbessert.

Der so gewonnene Rohkaffee besteht aus grünen Bohnen und ist geruchlos. Erst durch das Rösten entfalten die Kaffeebohnen ihr Aroma. Je länger der Röstvorgang dauert, desto mehr Bitterstoffe enthält der Kaffee und desto dunkler werden die Bohnen, jedoch verringert sich dadurch auch sein Säuregehalt. Die meisten Kaffeesorten, die in den Handel kommen, sind Mischungen (sog. Blends) aus Arabica und Robusta verschiedener Herkunftsgebiete.

Wie wirkt Koffein?

Das Alkaloid Koffein, der bekannteste Inhaltsstoff des Kaffees, gilt als mildes Anregungsmittel für das zentrale Nervensystem, fördert die Durchblutung des Gehirns und vertreibt so Müdigkeit und leichte Kopfschmerzen; außerdem wirkt es stark harntreibend und erhöht die körpereigene Insulinausschüttung, was wiederum zu einem Anstieg des Hormons Serotonin im Gehirn führt, das ein Gefühl des Wohlbefindens auslöst. Eine hohe Koffeindosis kann jedoch zu Herzrasen und erhöhter Nervosität führen. Eine Tasse (150 Milliliter) Kaffee enthält im Schnitt 80 Milligramm Koffein.

Wussten Sie, dass …

die ersten Kaffeehäuser nicht in Wien entstanden sind? Im Zuge der Ausdehnung des Osmanischen Reiches wurden 1530 und 1532 die ersten Kaffeehäuser in den alten syrischen Städten Damaskus und Aleppo eröffnet. Erst 1683, nach der türkischen Belagerung, hielt der Kaffee in Wien Einzug.

der französische Schriftsteller Honoré de Balzac angeblich Unmengen von Kaffee trank? Während der Arbeit an seinem aus 40 Romanen bestehenden Werk »Die menschliche Tragödie« soll er 50 000 Tassen Kaffee zu sich genommen haben.

Kakao: Trank der Götter

Wer benutzte Kakaobohnen als Zahlungsmittel?

Die Azteken. Unterworfene Völker entrichteten ihren Tribut mit Kakaobohnen; für zehn Bohnen konnte man ein Kaninchen kaufen, für 100 Bohnen wechselte ein Arbeiter seinen Herrn. Aber auch den Azteken dienten die gerösteten Kakaosamen in erster Linie als Grundlage für schmackhafte Getränke. Übernommen hatten sie die Kenntnisse zur Nutzung der Kakaopflanze von den Maya, deren Gebiete sie ab 1200 n. Chr. nach und nach eroberten. Die Maya hatten die Kakaopflanze schon 600 Jahre zuvor kultiviert. Bei den Azteken sehr beliebt war ein dickflüssiges Getränk, das sie »Xocoatl« (herbwürziges Wasser) nannten und das aus gerösteten Kakaosamen, Wasser, Vanille und Honig gebraut wurde. Durch die spanischen Eroberer gelangte der Kakao nach Europa, und zwar zunächst als Getränk, das im Nu die königlichen und fürstlichen Höfe eroberte.

Übrigens: Der botanische Gattungsname des Kakaobaumes, Theobroma, geht auf den berühmten Botaniker und Systematiker Carl von Linné (1707–1778) zurück und klingt wahrlich nach einer Liebeserklärung an den Kakao, bedeutet er doch so viel wie »Speise der Götter«.

Wo wächst der Kakaobaum?

Ursprünglich ist der Kakaobaum (Theobroma cacao) in den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas beheimatet, heute wächst er jedoch auch auf Plantagen in Afrika und Sri Lanka. Der immergrüne Kakaobaum gehört mit bis zu 15 Metern Höhe zum Unterholz der Tropenwälder. Er braucht also die Wärme und die Feuchtigkeit des tropischen Klimas, verträgt jedoch keine direkte Sonneneinstrahlung. Diese Standortbedingungen müssen auch auf Plantagen gegeben sein: Man pflanzt ihn dort deshalb unter größere Bäume, die ihm Schatten spenden.

Wie entwickelt sich die Frucht des Kakaobaums?

Der Kakaobaum trägt ab seinem dritten Lebensjahr während des ganzen Jahres große gelbliche Blüten, die direkt dem Hauptstamm oder großen Seitenästen entspringen. Aus den sehr zahlreich gebildeten Blüten entwickeln sich ohne menschliches Zutun nur maximal sechs Prozent zu Früchten; deshalb greift man in Plantagen teils zur künstlichen Befruchtung. Die etwa 20 Zentimeter langen Früchte reifen innerhalb von fünf bis acht Monaten. Die Schale der Früchte wechselt im Lauf dieses Reifungsprozesses ihre Farbe von einem leuchtenden Gelb oder Rot bis zu Rotbraun. Unter einer Schicht aus festem Fruchtfleisch liegen pro Frucht 20 bis 50 Samen in einem weißen, schwammigen Gewebe, Pulpa genannt.

Wie sichert der Kakaobaum sein Überleben?

Er bedient sich Tieren als Bestäuber und Samenverbreiter. Die Stammblütigkeit der Pflanze, auch Kauliflorie genannt, lockt ungewöhnliche Bestäuber an, nämlich Fledermäuse und Flughunde, die auf den Stämmen des Baums gut landen können. Die Eigentümer von Kakaoplantagen, die nicht selten wegen ihrer ökologisch nachteiligen Monokultur in die Kritik geraten, rühmen sich deshalb zuweilen auch der zahlreichen Fledermausarten, die sie in großen Kolonien auf ihren Plantagen beherbergen.

Wenn die auffallend bunten Früchte des Kakaobaums reif sind, locken sie Affen und weitere Säugetiere des Regenwaldes an. Die Tiere verzehren sowohl das Fruchtfleisch als auch die Kerne, Letztere scheiden sie jedoch unverdaut und unbeschadet wieder aus. Auf diese Weise sorgen die Säuger nicht nur für die Verbreitung der Kakaosamen im Urwald, sondern geben ihnen zugleich ihren Kot als Dünger mit. Die Kakaopflanze ist auf diesen Verbreitungsmechanismus angewiesen: Die Abhängigkeit geht sogar so weit, dass die Früchte nicht von allein abfallen, sondern am Baum verfaulen, wenn sie nicht abgeerntet werden.

Wie entsteht aus den Samen Kakao?

Die wegen ihrer Form als »Kakaobohnen« bezeichneten Kerne werden nach der Ernte aus der Frucht gekratzt und sechs Tage lang fermentiert. Bei diesem Prozess sorgen Mikroorganismen und oxidative Vorgänge für den Abbau von Bitterstoffen und die Ausbildung des typischen Aromas.

Anschließend werden die Kerne getrocknet und geröstet. Dabei lösen sich die Samenschalen und können leicht entfernt werden. Durch Mahlen und Walzen entsteht aus den Samenkernen ein zäher Brei, die Kakaomasse. Sie besteht zu 50 Prozent aus Fett und ist ein wichtiger Bestandteil von Schokolade. Das Fett lässt sich etwa zur Hälfte aus der Kakaomasse pressen und kommt als Kakaobutter auf den Markt. Außer in Schokolade findet dieser Rohstoff Verwendung in der kosmetischen und pharmazeutischen Industrie als Grundlage für Produkte wie Salben, Cremes und Zäpfchen. Was von der Kakaomasse übrig bleibt, wird getrocknet und zu Kakaopulver verarbeitet. Ein besonderes Verfahren nach van Houten erhöht dabei die Löslichkeit des Pulvers.

Macht Schokolade tatsächlich glücklich?

Das weiß man nicht mit Sicherheit. Belegt sind psychoaktive Substanzen im Kakao, die sich auf das Befinden auswirken können: Wie Kaffee enthält Kakao sog. Alkaloide. Das im Kakao vorherrschende Alkaloid Theobromin ist dem Coffein chemisch ähnlich, wirkt jedoch weniger anregend, dafür aber stimmungsaufhellend. Für Glücksgefühle sollen auch Stoffe sorgen, die körpereigenen Endorphinen ähneln. Kakao enthält ferner Phenylethylamin (PEA), das eine anregende Wirkung auf das Zentralnervensystem hat. Es ist jedoch umstritten, ob diese Stoffe in den verzehrten Kakaoprodukten ausreichend hoch konzentriert sind und ihren Wirkort im Gehirn überhaupt erreichen.

Wussten Sie, dass …

auch das Fruchtfleisch der Kakaofrüchte genutzt wird? Die Einheimischen stellen daraus und aus der säuerlich schmeckenden Pulpa Gelees, Essig und Alkohol her.

der zarte Schmelz von Schokolade mit der Temperatur des Kakaofettes zusammenhängt? Um diesen sinnlichen Genuss zu erzielen, muss der Schmelzpunkt des Fetts knapp unterhalb unserer Körpertemperatur liegen; dann kann sich im Mund das komplexe Aroma am besten entfalten.

Kakao einen beachtlichen Nährwert hat? 100 Gramm schwach entöltes Kakaopulver enthalten 19,8 Gramm Eiweiß, 24,5 Gramm Fett und 30 Gramm Ballaststoffe.

Tabak: Kein ungetrübter Genuss

Wie werden Zigaretten hergestellt?

In einem aufwendigen Prozess mit vielen Arbeitsschritten, an dessen Beginn immer die Ernte des Tabaks steht. Sie erstreckt sich oft über sechs bis acht Wochen, denn je nach Verwendungszweck müssen die Blätter in verschiedenen Reifestadien gepflückt werden. Für Zigarrengut beispielsweise werden die Blätter bereits gepflückt, wenn sie zu reifen beginnen und noch hellgrün sind. Für Zigarettengut werden dagegen die fast gelben Blätter benötigt. Zuallererst werden jedoch die dritten und vierten Blätter gebrochen, die als sog. Sandblätter die Deckblätter für Zigarren liefern.

Unmittelbar nach der Ernte werden die Blätter nach Länge und Farbe sortiert, auf Fäden aufgezogen und anschließend getrocknet. Dabei unterscheidet man zwischen natürlicher Trocknung durch Sonne oder Luft (wozu die Bündel in Tabakspeichern aufgehängt werden) und künstlicher Trocknung in technischen Anlagen. Zigarrengut, also Zigarrentabake, lässt man meist an der Luft trocknen, Schneidegut, mithin Zigarettentabake, wird überwiegend technisch getrocknet. Der sich anschließende Fermentationsprozess, in dem unerwünschte Substanzen abgebaut und gleichzeitig Aroma- und Farbstoffe aufgebaut werden, kann mehrere Monate dauern. Geschmacklich veredelt wird der Tabak durch das sog. Soßieren, bei dem man die Blätter mit Zuckerlösung, Gewürzen, Salzen und Farbstoffen versetzt. Danach befreit man die Blätter von den Mittelrippen und bringt sie in Schneidemaschinen auf die gewünschte Schnittbreite. Zuletzt wird das Schnittgut in Trockenanlagen geröstet, in Form gepresst und gerollt. Diesen Strang schließlich umwickelt man mit Zigarettenpapier und schneidet ihn in die gewünschte Länge – dann ist die Zigarette fertig.

Welche Tabakarten sind wirtschaftlich bedeutsam?

Die wirtschaftlich bedeutsamsten Tabakarten sind der Virginische oder Echte Tabak (Nicotiana tabacum) und der Bauerntabak (Nicotiana rustica).

Nicotiana tabacum ist die heute weltweit bekannteste und am meisten genutzte Tabakpflanze. Sie trägt von Juni bis September rote, glockenförmige Blüten. Die untersten ihrer ovalen, lanzettlichen Blätter werden bis zu 50 Zentimeter lang, der Stängel ist behaart und kann eine Höhe von drei Metern erreichen. Alle Pflanzenteile enthalten giftige Alkaloide wie Nikotin, Nornictin, Anabasin und Nicotyrin. Das begehrte Nikotin wird übrigens in den Wurzeln gebildet, von wo es später in die Blätter wandert.

Nicotiana rustica stammt ursprünglich aus dem nördlichen Südamerika und ist heute ebenfalls weltweit verbreitet. Der etwa 1,20 Meter hohe Bauerntabak, auch Machorka genannt, mit rundlich eiförmigen Blättern und grünlich gelben Blüten ist stark nikotinhaltig und wurde ursprünglich für rituelle Räucherungen und schamanistische Zwecke genutzt, aber auch medizinisch, beispielsweise bei Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Zahnleiden und Syphilis eingesetzt.

Macht Tabak krank?

Auf Dauer genossen auf jeden Fall. Tabak und Tabakrauch enthalten mehr als 1500 chemische Verbindungen, davon zwischen 0,5 und fünf Prozent Nicotin, außerdem Nornicotin. Diese Alkaloide wirken stimulierend und machen süchtig. In reiner Form sind sie starke Gifte, die bereits bei der Berührung mit der Haut Vergiftungen auslösen. Die tödliche Dosis Nikotin für einen Erwachsenen beträgt 40 bis 60 Milligramm, doch wird diese beim Rauchen nie erreicht, da Nikotin im Körper sehr schnell abgebaut wird. Bei hohem Zigarettenkonsum kann es jedoch zu Vergiftungssymptomen kommen und für einen Säugling oder ein Kleinkind kann bereits eine einzige verschluckte Zigarette tödlich sein.

Anders als die relativ selten auftretende akute Nikotinvergiftung zählen die Langzeitfolgen des Rauchens – Lungen-, Kehlkopf- oder Magenkrebs, Durchblutungsstörungen durch Gefäßverengungen an Armen und Beinen bis hin zu offenen Beinen, Angina pectoris und Herzinfarkt, um nur einige zu nennen – zu den weltweit häufigsten Todesursachen. Vor einigen Jahren hat sich die WHO (World Health Organisation) mit der Qualifizierung des Tabaks als »abhängig machende Droge« an die Spitze des globalen Kampfes gegen die Droge Nicotin gesetzt, die immer noch eine Steuerquelle vieler Staaten ist.

Gibt es nikotinfreien Tabak?

Ja, den ursprünglich aus Bolivien und Argentinien stammenden Blaugrünen Tabak (Nicotiana glauca). Der etwa zwei Meter hohe Strauch hat die Gestalt eines kleinen Baumes und eignet sich auch gut als Zimmerpflanze. Wie sein Name schon verrät, besitzt er große, attraktiv blaugrüne Blätter und grünlich cremegelbe Blüten, die in Blütenständen zusammenstehen. Und obwohl diese Pflanze kein Nikotin enthält, sind die Blätter nicht harmlos, denn sie führen das ebenfalls giftige Alkaloid Anabasin, das in seiner Struktur dem Nikotin gleicht und wie dieses giftig ist. Diese Nicotiana-Gattung war vor allem bei den nordamerikanischen Navajo-Indianern beliebt, die seine Blätter während ihrer Zeremonien rauchten.

Wussten Sie, dass …

selbst das Rauchen einer Wasserpfeife gesundheitsschädlich ist? Obwohl der Tabakrauch durch eine Passage im Wasserbad gefiltert wird, bleiben die Rauchpartikel nicht darin hängen, sondern gelangen ebenso wie das Nikotin in den Blutkreislauf.

Kautabak gar nicht gekaut wird? Er wird vielmehr zischen Kiefer und Wange bzw. Oberlippe geschoben und durch den Speichel langsam ausgelaugt.

im 19. Jahrhundert der Genuss von Schnupftabak weiter verbreitet war als das Rauchen?

Raps und Co.: Geschätzte Öllieferanten

Seit wann werden Sonnenblumen landwirtschaftlich genutzt?

Seit dem 19. Jahrhundert. Zuerst in der Ukraine, dann auch in anderen warmen Regionen Ost- und Südosteuropas kultivierte man die in Nordamerika heimische Sonnenblume (Helianthus annuus) erstmals in großem Maßstab, um aus ihren schwarz-weiß gestreiften Früchten Öl zu pressen. In Deutschland sind Sonnenblumen erst in jüngerer Zeit zu Agrarpflanzen geworden, nachdem man speziell für das kühlere Klima geeignete Sorten gezüchtet hatte. Aufgrund des überaus hohen Ölgehalts der Samen – der Embryo besteht zu 35–57 Prozent aus Öl – gilt die Sonnenblume neben Raps (Brassica napus), Ölpalme (Elaeis) und Sojabohne (Glycine max) als eine der wichtigsten Ölpflanzen weltweit.

Übrigens: Sonnenblumenkerne sind auch eine gesunde Knabberei. Mit ihnen lassen sich – am liebsten geröstet – Desserts, Backwaren sowie Salate verfeinern. Des Weiteren schätzen Vögel die Kerne als nahrhaftes Futter in der kalten Jahreszeit.

Weshalb gilt Raps als nachwachsender Rohstoff?

Weil man ihn als Ausgangsstoff für die Herstellung von Treibstoff nutzen kann. Grundlage des sog. Biodiesels ist Rapsöl, das jedoch chemisch modifiziert (umgeestert) werden muss, bevor es als Treibstoff für herkömmliche Dieselmotoren eingesetzt werden kann. Die Vorteile gegenüber Dieselkraftstoff auf Erdölbasis sind vor allem ökologischer Natur. Bei der Verbrennung von Biodiesel entsteht zum einen weniger Ruß, der als Krebs erregend eingestuft wird, zum anderen enthält der Treibstoff keinen Schwefel, der beim Verbrennen ebenfalls Schadstoffe erzeugt.

Schließlich ist Biodiesel – und das ist als größter Vorteil anzusehen – kohlendioxidneutral. Das heißt, dass bei seiner Verbrennung nur so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt, wie die Pflanzen während ihres Wachstums der Atmosphäre entzogen haben. Damit könnte Biodiesel theoretisch dazu beitragen, den klimaschädigenden Ausstoß von Kohlendioxid durch den Autoverkehr zu senken. Dies würde aber voraussetzen, dass überwiegend Biodiesel als Kraftstoff eingesetzt würde – und davon ist man weit entfernt. Eine große Schwierigkeit beim Ersatz herkömmlichen Diesels durch Biodiesel sind die begrenzten Anbauflächen. Schätzungen des Umweltbundesamts zufolge ließen sich maximal fünf Prozent des Dieselkraftstoffs durch Biodiesel ersetzen.

Übrigens: Vom Mittelalter bis weit ins 19. Jahrhundert hinein diente das aus Rapssamen gewonnene Rüböl als Lampenbrennstoff, bis es vom Petroleum abgelöst wurde. Damit war Raps als Energielieferant scheinbar überflüssig geworden – bis in den 1970er Jahren die Ölkrise kam.

Wovon hängt die Qualität des Olivenöls ab?

Von der Art der Ernte und der Pressung. Das beste Öl gewinnt man aus Früchten, die handgepflückt sind. Da das Pflücken arbeitsaufwendig und teuer ist, spannt man Netze direkt unter die Kronen und schüttelt die Oliven hinein, um sie möglichst schonend zu ernten. Verlesen und gereinigt werden die Oliven dann zu einem Brei vermahlen.

Tropföl gilt als das kostbarste und reinste Öl. Es läuft allein durch das Eigengewicht aus dem Olivenbrei heraus. Das hochwertige sog. Jungfernöl gewinnt man in einer ersten Pressung, die mithilfe von Zentrifugen und kaum noch mit mechanischen oder hydraulischen Pressen vorgenommen wird. Dieses Öl kommt als »natives Olivenöl extra« bzw. »extra vergine« in den Handel. Beim nächsten Durchlauf erhält man »natives Olivenöl« bzw. »vergine«, das schon an Qualität eingebüßt hat und nur noch als einfaches Speiseöl Verwendung findet. Mithilfe von Druck und Hitze werden schließlich die letzten Ölreste ausgequetscht, die sich nur noch technisch nutzen lassen.

Übrigens: Nennenswerte Ernten kann man erst von zehn- bis zwanzigjährigen Bäumen erwarten, dann jedoch bringen Ölbäume mehrere Hundert Jahre lang reiche Erträge. Durchschnittlich 60 Kilogramm, im Idealfall sogar bis zu 200 Kilogramm Oliven können pro Baum geerntet werden. Und 100 Kilogramm der rotbraunen bis blauschwarzen Früchte liefern im Durchschnitt 14 bis 16 Liter Olivenöl.

Weshalb gilt Olivenöl als Lebenselixier?

Wegen seiner gesunden Inhaltsstoffe. Olivenöl enthält reichlich ungesättigte Fettsäuren, darunter besonders viel einfach ungesättigte Ölsäure. Als Bestandteil der täglichen Nahrung kann es den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen, den Blutdruck senken und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen; außerdem hemmt sein hoher Vitamin-E-Anteil die Zellalterung. In allen Mittelmeerländern gibt es deutlich weniger Arteriosklerose und Herzinfarkte, was zum großen Teil auf den reichlichen Genuss von Olivenöl zurückzuführen ist.

Übrigens: Oliven dienen seit jeher vor allem der Ölgewinnung. Zu biblischen Zeiten nutzte man das kostbare Gut als Lebensmittel, aber auch als Lampenöl. Als Salböl spielte es eine wichtige Rolle bei rituellen Handlungen oder war Bestandteil von Opfergaben. Ölbäume galten als wertvoller Besitz, sie zu fällen war unter Androhung drakonischer Strafen verboten – sowohl von weltlicher Seite wie von überirdischen Mächten.

Wo und wie wird Sesam genutzt?

In den Tropen und Subtropen Afrikas und Asiens schätzen die Menschen den Sesam (Sesamum indicum) seit alters als Ölpflanze. Das einjährige Kraut erinnert mit seinen weißen bis weinroten, glockigen Blüten an den Fingerhut. Ob die Art ursprünglich aus Afrika oder Indien stammt, konnte bisher nicht geklärt werden. Heute kultiviert man Sesam jedenfalls in Indien, Südchina, im Sudan und in Mexiko. Er braucht nur etwa drei Monate von der Aussaat bis zur Reife.

Die gelblichen bis bräunlichen, gerade einmal zwei Millimeter großen Sesamsamen enthalten etwa 50 Prozent fettes Öl, 25 Prozent Eiweiß und sieben Prozent Kohlenhydrate. Die getrockneten Samen schmecken nussartig – ein Aroma, das sich beim Rösten noch verstärkt. Aus den Samen wird das hellgelbe, geruchlose und fast geschmacklose Sesamöl gepresst. Es ist reich an ungesättigten Fettsäuren und wird als Speiseöl und bei der Margarineherstellung verwendet. Antioxidantien wie Sesamin und Sesamolin verhindern, dass das Öl schnell ranzig wird. Die Pressrückstände (Sesamkuchen) geben noch ein gutes Viehfutter ab.

Ist Leinöl nur ein Speiseöl?

Nein, das Öl des Saatleins (Linum usitatissimum) wird auch industriell genutzt. Bereits im 15. Jahrhundert wurde es als schnell trocknendes Öl zu einem wichtigen Grundstoff bei der Herstellung von Ölfarben, welche die niederländischen Brüder van Eyck (Hubert 1370–1426 und Jan 1390–1441) in die Malerei einführten. Heute ist Leinöl, das erst bei Temperaturen unter –18 °C erstarrt, ein bedeutender Rohstoff für die Produktion von Lacken, Linoleum oder Kitt sowie als Beimischung für Druckfarben. Außerdem dient es der Fabrikation von wasserabweisenden Textilmaterialien.

Ähnlich wie der Saatlein erfährt auch der Leindotter (Camelina sativa) eine Renaissance als Öllieferant. Das Öl dieser alten Kulturpflanze ist jedoch ernährungsphysiologisch wenig wertvoll, so dass es vor allem zur Herstellung weicher Schmierseifen oder, mit Leinöl gemischt, als Anstrichöl verwendet wird.

Was liefert der Jojobastrauch?

Ein »Öl«, bei dem es sich jedoch chemisch betrachtet um ein flüssiges Wachs handelt. Mehr als 40 Prozent dieses »Öls« ist in den Samen enthalten. Es ist äußerst oxidationsresistent – wird also nicht ranzig –, überdies auch bei hohen Temperaturen sehr stabil und enthält reichlich Vitamin A und E. Mittlerweile ist das seit den 1970er Jahren in Mode gekommene Jojobaöl aus der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie nicht mehr wegzudenken. Seine beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften machen es zu einem exzellenten Hautpflegemittel selbst bei Akne, Schuppenflechte oder Sonnenbrand. In gehärteter Form findet es auch als Politur und Pflegemittel für Möbel und Autos Verwendung.

Zur Gewinnung seines wertvollen Öls bzw. Wachses wird der Jojobastrauch (Simmondsia chinensis) heute in Argentinien ebenso angebaut wie z. B. in Israel und Japan. Gerade für trockene Regionen ist er eine optimale Kulturpflanze. Die ursprünglich in der amerikanischen Sonorawüste beheimate immergrüne Pflanze kann immerhin bis zu 200 Jahre alt werden.

Wussten Sie, dass …

die Sonnenblume eine uralte Kulturpflanze ist? Roh, geröstet oder gesalzen waren die Kerne für die nordamerikanischen Indianerstämme von jeher eine wichtige Nahrungsquelle; Indianer waren es auch, welche die Pflanze vermutlich schon vor über 3000 Jahren in Kultur nahmen.

Null-Null-Raps für Rehe und Hasen tödlich sein kann? Da die bitterstofffreien Sorten nicht mehr signalisieren, wann die Sättigungsgrenze erreicht ist, können sich die Tiere überfressen und schließlich an Blähungen verenden.

Blätter und unreife Früchte des Ölbaums medizinisch genutzt werden können? Sie enthalten die blutdrucksenkende Substanz Oleuropein.

Was ist Null-Null-Raps?

Eine neue Rapszüchtung, die erst seit Mitte der 1970er Jahre auf dem Markt ist. Er enthält fast keine Erucasäure mehr, die dem Rapsöl bis dahin einen bitteren, kratzigen Geschmack verliehen hatte. Das aus den neuen Rapssorten gewonnene Öl besteht dagegen zu über 50 Prozent aus Ölsäure, einer ungesättigten, und zu 23 Prozent aus Linolsäure, einer essenziellen Fettsäure.

Wofür ist der Olivenbaum ein Symbol?

Das ist unterschiedlich. In der Antike war der Baum ein Sinnbild für Fruchtbarkeit und Glück, gespendet von göttlichen Gnaden. Die Griechen sollen ihn dereinst von ihrer Göttin Athene, die alten Ägypter von ihrer Göttin Isis erhalten haben. Nach Wettkämpfen zeichnete man siegreiche Athleten mit Kränzen aus Olivenzweigen aus. In der Bibel wird der Baum an vielen Stellen erwähnt. Hier steht er für Fruchtbarkeit, aber auch für die Schönheit Israels, das mit diesem Baum verglichen wird. Die Taube, die Noah das Ende der Sintflut anzeigt, kehrt mit einem Ölbaumzweig im Schnabel zurück. So wurden Olivenzweige bei Juden und Christen zu Zeichen des Neubeginns und des Friedens.

Wussten Sie, dass …

grüne und schwarze Oliven vom gleichen Baum stammen können? Grüne Oliven werden unreif gepflückt, schwarze in reifem Zustand.

Leinsamen die Darmtätigkeit fördern? Vor dem Verzehr gibt man sie in Wasser, bis sie schleimig aufgequollen sind.

der älteste Olivenbaum Europas angeblich in der Nähe der montenegrinischen Stadt Bar steht? Er soll mehr als 2000 Jahre alt sein.

Baumwolle und Co.: Die Modemacher

Was hat der Maulbeerbaum mit der Gewinnung von Seide zu tun?

Der Weiße Maulbeerbaum (Morus alba var. alba) ist die Futterpflanze des Seidenspinners (Bombyx mori), dessen Raupen es auf die teils ganzrandig eiförmigen, teils drei- bis fünflappigen Blätter abgesehen haben. Die Kokons des Schmetterlings wiederum stellen die Basis für die Produktion kostbarer Seide dar.

Der Weiße Maulbeerbaum stammt ursprünglich aus China, wo er seit Jahrtausenden für die Seidenraupenzucht genutzt wird. Die etwa 15 Meter hoch werdenden Bäume bilden meist eine hohe, recht schmale Krone aus. Im Alter wechselt die zunächst graugrüne bis rötlich braune Rinde zu Orangebraun. Aus den unscheinbaren Blüten, die in den Blattachseln der jungen Triebe erscheinen, bilden sich weiße, später gelbliche oder hellrosafarbene Früchte, die einer Brombeere ähneln. Sie sind zwar essbar, schmecken jedoch eher fade. Deshalb trocknet man sie und nutzt sie wie Rosinen.

Stammt die Baumwolle tatsächlich von einem Baum?

Nein, von einer Staude. Zwei der heute angebauten Arten bzw. Varietäten kommen ursprünglich aus Asien und Afrika: die einjährige Gewöhnliche Baumwolle (Gossypium herbaceum var. herbaceum) sowie die Baumförmige Baumwolle (Gossypium arboreum). In Amerika beheimatet sind die Amerikanische Baumwolle (Gossypium hirsutum var. hirsutum) und die Westindische Baumwolle (Gossypium barbadense var. barbadense). Bei beiden handelt es sich um einjährig kultivierte Stauden.

Sie alle produzieren Samen, deren Samenschale bis zu vier Zentimeter lange Samenhaare entspringen; diese treten beim Öffnen der reifen Kapselfrüchte wie große, dichte Wattebäusche hervor. Diese einzelligen Samenhaare zeigen sich beim genauen Hinsehen als abgeflachte Bänder, die spiralig in sich verdreht sind. Letzteres trägt zur Stabilität der hauptsächlich aus Cellulose bestehenden Haare bei, die als Lintfasern bezeichnet und zu Baumwolle versponnen werden.

Übrigens: Längst nicht alle der knapp 40 Baumwollarten bilden Samenhaare aus, aus denen sich Baumwolle gewinnen lässt. Welche sich für die Herstellung von Textilien eignen, das fanden die Menschen schon vor Jahrtausenden heraus. Wie archäologische Funde zeigen, wurde Baumwolle im Industal bereits 3000 v. Chr. verarbeitet, in Peru spätestens ab 2500 v. Chr.

Wie wird Baumwolle gewonnen?

Etwa vier Wochen nach der Bestäubung ist die Kapsel herangereift und springt von der Spitze her auf. In sog. Billiglohnländern laufen die Erntehelfer mehrmals durch die Plantagen, um die Wattebäusche der ungleichmäßig reifenden Früchte per Hand zu pflücken. In Ländern, in denen die Arbeitskraft vergleichsweise teuer ist, z. B. in den USA, kommen dagegen Erntemaschinen zum Einsatz.

Die Lintfasern, die als Textilrohstoff dienen, werden je nach Art und Sorte zwei bis vier Zentimeter lang. Sie müssen zunächst gereinigt werden, indem man maschinell die Samen abtrennt. In einem weiteren Schritt werden die nur wenige Millimeter langen Grundfasern des Samens, die »Linters«, in Spezialmaschinen abgeschieden und z. B. als Polstermaterial oder in der Celluloseindustrie verwendet.

Welche alte Kulturpflanze wurde von der Baumwolle verdrängt?

Der Saatlein (Linum usitatissimum), aus dem Leinen hergestellt wird. Die begehrten Fasern werden aus den Stängeln des Saatleins gewonnen. Um sie zu isolieren, bedarf es vieler Arbeitsgänge: Zunächst wird der Saatlein gerauft, d. h., samt Wurzeln aus dem Boden gezogen. Dann werden die Stängel geriffelt, also mit einem Kamm von Blättern und Samenkapseln befreit. Beim Rösten oder Rotten löst man die Fasern heraus. Entweder setzt man die Leinstängel dazu wochenlang direkt auf dem Feld Tau und Regen aus oder man schichtet sie in große Bottiche mit warmem Wasser. Dadurch quellen die Stängel auf, es lösen sich verschiedene Stoffe, Mikroorganismen wachsen und bauen die Kittsubstanzen ab, welche die Fasern mit den Holzteilen im Stängel verkleben. Es folgt das Brechen, bei dem die Stängel mehrfach geknickt werden, um die Holzbestandteile zu zerkleinern. Beim anschließenden Schwingen werden sie vollständig entfernt. Im letzten Schritt, dem Hecheln, entwirrt und glättet man die Fasern mithilfe von Nadelkämmen. Der feine, reine Flachs ist jetzt bereit zum Verspinnen.

Wachsen Maulbeeren auch hierzulande?

Ja, alte Weiße Maulbeerbäume (Morus alba) sind in Deutschland noch vereinzelt zu finden. Sie sind die Überbleibsel des Versuchs, die lukrative Seidenraupenzucht auch hierzulande zu etablieren. Besonders im 18. Jahrhundert wurden unter Friedrich dem Großen (1712 bis 1786) gezielt Maulbeerbäume angepflanzt, u. a. in Alleen, auf Marktplätzen und Schulhöfen. Den Anstrengungen war jedoch wenig Erfolg beschieden: Um 1850 wurde die Seidenproduktion eingestellt, nachdem Krankheiten die Seidenraupen dahingerafft hatten.

Häufiger ist der Schwarze Maulbeerbaum (Morus nigra), der wegen seiner saftigen, süßen Früchte geschätzt wird. Sie können zu Dessert, Marmelade oder Sirup und sogar zu Wein verarbeitet werden.

Wussten Sie, dass …

der Maulbeerbaum medizinisch genutzt wird? Drogen aus Blättern und Früchten des Baums werden als leichtes Abführmittel und bei Atemwegskatarrhen eingesetzt.

auch Spinnen Seide produzieren? Ihre Netze bestehen aus Seidenfäden, die fester als Stahlseile, dehnbarer als Nylon und dazu noch wasserfest sind.

Indigostrauch und Färberwaid: Die Farbe macht's

Welche Pflanze liefert blauen Farbstoff?

Der Färberwaid (Isatis tinctoria). Wenn man heute das gelb blühende »Unkraut« in Weinbergen sieht, ahnt man kaum, welche Karriere der Färberwaid vorzuweisen hat: Er ist eine der ältesten Färbepflanzen Europas – und dazu die einzige, die blaue Farbe ergibt, das sog. Waidblau. Bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. kannten sowohl Griechen als auch Engländer den Waid als Färbepflanze, obwohl die Gewinnung des Farbstoffs ein recht komplexer Vorgang ist.

Machte das Indigo dem Waidblau Konkurrenz?

Ja. Die Blütezeit des deutschen Waidanbaus lag zwischen 1400 und 1700; damals war Waidblau ein gefragter Handelsartikel. Als jedoch mit der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien um 1560 die aus dem Indigostrauch (Indigofera tinctoria) gewonnene blaue Farbe nach Europa gelangte, ließ der Färberwaidanbau nach, weil der Indigostrauch wesentlich mehr und einen besseren Farbstoff lieferte. Trotz zahlreicher Restriktionen zum Schutz der heimischen Waidfärberei – in Nürnberg stand auf Färben mit dem billigeren Tropenfarbstoff zeitweise sogar die Todesstrafe – wurde der Färberwaid nach und nach vom europäischen Markt verdrängt. Mit der Entdeckung synthetischer Farbstoffe zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam der Waidanbau schließlich fast ganz zum Erliegen.

Wie wird Indigo gewonnen?

In einem komplizierten Prozess. Die Gewinnung von Indigo aus dem Indigostrauch geht in mehren Schritten vonstatten: Zunächst werden Blätter und Stängel in einem Bottich fest übereinander geschichtet und mit Kalkwasser bedeckt. Während der acht- bis 15-stündigen Gärung sterben die Zellen ab und es wird Indican freigesetzt. Aus dem Indican spaltet sich anschließend Zucker ab, so dass eine gelbliche Vorstufe des Indigo entsteht, das Indoxyl. Führt man dieser Vorstufe Sauerstoff zu, so bildet sich der natürliche Indigo, der getrocknet in Würfel- oder Ziegelform in den Handel kommt.

Bevor man allerdings mit dem Färben beginnen kann, muss der Farbstoff zunächst in eine lösliche Form überführt werden. Bringt man ihn mit einem flüssigen Reduktionsmittel zusammen, entsteht eine blassgelbe Lösung, Küpe genannt. Mit ihr werden die Stoffe getränkt, die man zu färben wünscht. Das unnachahmliche Blau bildet sich allerdings erst unter der Einwirkung des Luftsauerstoffs aus. Die auf den Fasern des Stoffes haftende Farbe ist wasserunlöslich und lichtecht, jedoch empfindlich gegenüber mechanischer Beanspruchung, wie sie z. B. in der Waschmaschine auftritt. Deshalb verlieren mit Indigo gefärbte Stoffe, wie die allseits beliebten Jeans, durch Waschen allmählich ihre Farbe. Die Mode hat sich allerdings längst darauf eingestellt: Ausgebleichte Jeans sind »in« und nicht selten gehen sie bereits vorgewaschen (»stone-washed«) über den Ladentisch.

Welchen Farbstoff gewinnt man aus Färberkrapp?

Das sog. Krapprot. Wahrscheinlich bauten bereits die Menschen des Altertums die Echte Färberröte oder Krapp (Rubia tinctorum) an, deren Wurzeln den roten Farbstoff Alizarin enthalten. Schon die Römer nutzten die Wurzeln und auch im Orient und in der Türkei wurde traditionell damit gefärbt. In Mitteleuropa lässt sich der Anbau am frühesten in Frankreich nachweisen, das bis in die Neuzeit das wichtigste Anbauland blieb. Ausführlichere Beschreibungen finden sich in den Kräuterbüchern ab dem 16. Jahrhundert. Bei Leonhart Fuchs (1501–1566) heißt es etwa: »Die zam Rödte wächst in den Feldern um Hagenau, Speyer und Straßburg. (...) Im dritten Jahr werden die Wurzeln ausgegraben und verkauft.« Ab 1815 färbte man in Frankreich Militärhosen mit dem Krapprot. Noch im 19. Jahrhundert zählte Färberröte zusammen mit dem Färberwaid zu den wichtigsten Färbepflanzen. Der Niedergang begann im Jahr 1871, als synthetisch hergestelltes Alizarin auf den Markt kam, das wesentlich billiger war. Es besiegelte das Ende des Krappanbaus.

Übrigens: Auch der Hennastrauch (Lawsonia inermis) liefert einen roten Farbstoff, der hierzulande jedoch vor allem als Haar- und Hautfärbemittel bekannt ist. Man gewinnt ihn aus Blättern und Stängeln der Pflanze, wobei man unterschiedliche Farbtöne erzielen kann. Getrocknet und gemahlen erhält man ein grünes Pulver, aus dem sich nach Zugabe von Kalk und weiteren Stoffen ein roter bis brauner Farbstoff ergibt; gemischt mit Indigo färbt es tiefschwarz. Blätter allein liefern eine braune Farbe, Stängel dagegen eine karminrote.

Kann man mit Pflanzen auch gelb färben?

Ja. Der gelbe Farbstoff Luteolin, der sehr lichtecht und beständig ist, ist etwa in den Blättern, Blüten und Stängeln des Färberwaus (Reseda luteola) enthalten. Um den Farbstoff zu gewinnen, wird die ganze Pflanze kurz nach der Blüte geerntet, getrocknet und der Farbstoff mithilfe von heißem Wasser herausgelöst. Damit die Farbe jedoch dauerhaft auf den Textilgeweben haftet, müssen die Stoffe vor dem eigentlichen Färben vorgebeizt werden, etwa durch Eintauchen in eine heiße Weinstein- oder Alaunlösung. Rinde und Wurzeln des heimischen Sauerdorns (Berberis vulgaris) liefern den gelben Farbstoff Berberin. Er eignet sich zum Färben von Wolle, Seide und sogar Leder. Wolle erhält auch durch die Färberhundskamille (Anthemis tinctoria) einen gelben Farbton; hier sitzt der Farbstoff in den dunkelgelben Randblüten.

Nicht lichtecht färbt die Gelbwurzel (Curcuma longa). Obwohl ihr gelber Farbstoff als einziger auf Baumwolle und Seide direkt, also ohne Beize, haftet, wird er zum Färben von Textilien kaum noch eingesetzt; dafür verleiht er Butter, Käse, Backwaren und Likör ein appetitliches Aussehen.

Wer machte am »blauen Montag« blau?

Die Färber. Um Stoffe mit Färberwaid blau einfärben zu können, mussten dessen Blätter mit Urin vergoren werden. Aus Erfahrung wussten die Färber, dass das Beimischen von Alkohol den Farbstoff noch besser löste. Besonders leuchtend sollte die Waidfarbe werden, wenn man die Pflanzen mit dem Urin stark betrunkener Männer ansetzte. Da die Brühe montags angesetzt wurde, stieß man zu Wochenbeginn häufig auf betrunkene Färbergesellen, die in den Bottichen rührten, fleißig Schnaps konsumierten und dafür sorgten, dass der Pegel der Brühe nicht fiel – auf dass mit dem Ergebnis Stoffe schön leuchtend blau gefärbt werden konnten.

Wussten Sie, dass …

nur Naturfasern problemlos ohne Chemie gefärbt werden können? Doch auch sie brauchen eine Beize, meist das Aluminiumhaltige Alaun, damit die Farbe an das Gewebe gebunden wird.

auch Tiere Farbstoffe liefern? Meerschnecken der Gattung Murex produzieren beispielsweise den in der Antike nur hochgestellten Persönlichkeiten vorbehaltenen Purpur.

Der Parakautschukbaum: Gummi aus den Tropen

Wo wächst der Parakautschukbaum?

Ursprünglich im tropischen Regenwald Brasiliens, wo der Parakautschukbaum (Hevea brasiliensis) mit seiner stattlichen Größe von maximal 30 Metern viele Pflanzen des Regenwaldes überragt, jedoch nicht zu den Urwaldriesen gehört. Als der Brite Henry Alexander Wickham (1846–1928) im Jahre 1876 – kurioserweise mit Unterstützung der brasilianischen Behörden – jedoch 70 000 der empfindlichen und kurzlebigen Samen – sie bleiben nur etwa vier Wochen keimfähig – nach England exportieren ließ, waren die Grundlagen für die Plantagenkulturen in Ceylon, heute Sri Lanka, und Singapur gelegt. Ihre Produktion überflügelte bald weit die von Brasilien. Heute kommt daher nur noch etwa ein Prozent des in der Welt produzierten Naturkautschuks aus der ursprünglichen Heimat des Parakautschukbaums. Die größten Mengen stammen aus dem tropischen Afrika sowie aus Indonesien und Malaysia. Die Kulturen sind hier nicht von dem Brandpilz Microcyclus ulei gefährdet, der in Amazonien ganze Plantagen vernichten kann.

Weshalb produziert der Kautschukbaum Latex?

Um sich zu schützen. Viele Blattfresser meiden den Parakautschukbaum aufgrund des bitteren Geschmacks und der giftigen Substanzen, die der Milchsaft – auch Latex genannt – enthält, von vornherein. Andere Fressfeinde haben sich jedoch im Laufe der Zeit darauf eingestellt und Mechanismen entwickelt, um diese Abwehr zu umgehen. Das kann etwa durch gezieltes Entgiften der Substanzen geschehen, so dass sich das Tier ungestört an der Pflanze laben kann. Ferner hilft der klebrige Saft dem Baum, weiteren Schaden zu vermeiden: Da der Milchsaft in den Röhren unter Druck steht, wird er bei Verletzung aus dem Gewebe herausgedrückt und spült die Wunde. Seine antibiotischen Wirkstoffe verhindern das Wachstum gefährlicher Mikroorganismen, die das Gewebe zersetzen oder weiter in die Pflanze vordringen könnten. Später härtet der zähflüssige Klebstoff aus und wirkt wie ein Pflaster als dauerhafter Wundverschluss.

Übrigens: Enthalten ist der Latex in speziellen Milchröhren, die eigens für diesen Zweck ausgebildet werden, indem mehrere benachbarte Zellen sich zusammenschließen. (Ein ähnliches Phänomen findet sich bei unseren heimischen Nadelhölzern, die Harz in sog. Harzkanälen führen.) Dieser Milchsaft setzt sich aus verschiedenen Substanzen zusammen, darunter Kautschuk. Dessen Anteil am Milchsaft beläuft sich beim Parakautschukbaum auf durchschnittlich 25 Prozent und liegt manchmal sogar bei bis zu 40 Prozent.

Wie wird Kautschuk gewonnen?

Indem man den Stamm der Bäume anritzt und den austretenden Milchsaft auffängt. Obwohl der Milchsaft in fast allen Pflanzenteilen vorhanden ist, wird ausschließlich der Stamm der Bäume beerntet. Dazu schneidet man spiral-, gräten- oder bogenförmige Furchen in die Rinde. Da die Milchröhren in horizontal parallelen Kreisen angeordnet sind, werden bei dieser Schnittführung mehrere Milch führende Gefäße getroffen. Der austretende Milchsaft fließt dann an den Kerben entlang und kann mit einem Gefäß aufgefangen werden. Nach etwa drei Tagen entfernt man parallel unter der ersten Furche einen weiteren Streifen der Rinde, so dass erneut Milchsaft austritt. Nach und nach wird so die Rinde des Baumes bis in etwa zwei Metern Abstand zum Boden vollständig entfernt. Die Schnitte dürfen jedoch nicht so tief sein, dass sie das Rinden bildende Gewebe verletzen. Dann kann der Baum die Rinde regenerieren und ist nach 15 Jahren wieder erntefähig.

Ist der zähflüssige Milchsaft einmal freigesetzt, gerinnt er zu einer festen Substanz, dem gummiartigen Rohkautschuk. Dieser Vorgang, die sog. Polymerisierung, geht normalerweise sehr langsam vonstatten. Durch Zugabe von Essig- oder Ameisensäure kann er beschleunigt, mithilfe von Ammoniak dagegen verzögert werden; der flüssige Saft lässt sich dann in Tankwagen abtransportieren. Geronnene Kautschukklumpen werden anschließend gewaschen, gewalzt, zu Quadern oder Platten geformt und getrocknet. Nach der Konservierung durch Räuchern lässt sich der Rohstoff verkaufen.

Stammt Kautschuk ausschließlich vom Parakautschukbaum?

Nein, doch die anderen Kautschuklieferanten waren nur so lange von Bedeutung, wie er noch nicht in Kultur gehalten wurde. So war einst Manihot glaziolii, ein Verwandter des Manioks (Manihot esculenta), als Lieferant des Cerea-Kautschuks begehrt. Vom indischen Gummibaum (Ficus elastica), der berühmten Zimmerpflanze, stammte der sog. Assamkautschuk. Guayule (Parthenium argentatum) ist eine krautige Pflanze aus Mexiko, deren Milchsaft acht Prozent Kautschuk enthält. Da er frei ist von Allergie auslösenden Eiweißstoffen, könnte er in Zukunft möglicherweise den herkömmlichen Kautschuk ersetzen.

Wussten Sie, dass …

Kaugummi ebenfalls aus Milchsaft gemacht wird? Schon die Azteken stellten ihn aus Chicle her, das in dem Milchsaft des mexikanischen Kaugummibaums (Manilkara zapota) enthalten ist.

Naturkautschuk krank machen kann? Manche Menschen reagieren auf die darin enthaltenen Eiweißstoffe und entwickeln eine sog. Latexallergie.

Sind Kautschuk und Gummi identisch?

Nein, um Gummi zu erhalten, muss der Kautschuk erst einem besonderen Verfahren unterzogen werden: der Vulkanisation. Erfunden wurde diese Methode 1839 von dem US-amerikanischen Chemiker Charles Nelson Goodyear (1800–1860), um die Eigenschaften des Naturprodukts zu verbessern. Bei einer Temperatur von 140 °C wird in den klebrigen Rohkautschuk u. a. elementarer Schwefel eingearbeitet. Das Produkt, der Gummi, ist nicht mehr klebrig, aber formbar, elastisch und zudem wasserdicht sowie widerstandsfähiger gegen verschiedene Chemikalien. Je nachdem, wie viel Schwefel zugegeben wird, entstehen unterschiedliche Produkte: Geringe Schwefelbeimengung ergibt elastischen Weichgummi für Luftballons, Autoreifen, Knetgummi, Klebstoff oder Einmalhandschuhe. Hartgummi, bei dem der Schwefelanteil 20 bis 30 Prozent beträgt, dient in erster Linie als isolierende Ummantelung für Stromkabel.

Teak: Ein gefragtes Tropenholz

Welche sind die äußeren Kennzeichen des Teakholzbaums?

Der Teakholzbaum (Tectona grandis) ist eine Laub abwerfende Baumart, die sich mit diesem Verhalten an die periodisch auftretenden Trockenzeiten ihres ursprünglichen Lebensraumes – den Laubmischwäldern Thailands, Myanmars (Birmas) und Indiens – angepasst hat. Er ist außerdem eine der wenigen tropischen Baumarten, die deutlich erkennbare Jahresringe ausbilden – ebenfalls bedingt durch den Wechsel von Trocken- und Regenzeiten. Sein zylindrischer Stamm, der innerhalb von Waldbeständen rasch 40 Meter hoch werden kann, bleibt dort bis in 20 Meter Höhe völlig frei von Ästen. Je nach Alter bewegt sich der Durchmesser der Bäume zwischen 40 Zentimetern und einem Meter.

Weitere Kennzeichen des Teakholzbaums sind seine graue, längsrissige Rinde und seine leuchtend grünen, breit elliptischen Blätter. Sie erreichen mit 30 bis 60 Zentimetern Länge und 20 bis 35 Zentimetern Breite beachtliche Ausmaße. Im Gegensatz zur glatten Oberseite ist die Blattunterseite warzig und dicht behaart.

Weshalb ist Teakholz so begehrt?

Das hat mehrere Gründe. Das Holz des Teakholzbaums ist sehr kieselsäure- und ölhaltig und weist in mehrerlei Hinsicht besondere Qualitäten auf: Zum einen ist es resistent gegen Schädlinge oder Pilze und wird von Termiten verschmäht. Daher ist es ein ausgezeichnetes Schiffsholz und wird für Wandvertäfelungen, als Parkett, für Fensterrahmen und für hochwertige Möbel verwendet. Zum anderen verzieht sich Teakholz weder bei der Trocknung noch bei wechselnden Temperaturen und es benötigt keinen Holzschutz. Diese Eigenschaften bedingen eine hohe Wetterfestigkeit und machen es zum geeigneten Material für Gartenmöbel, Zäune und Pergolen. Außerdem lässt es sich – in unverarbeiteter Form – sowohl trocken als auch im Nasslager praktisch unbegrenzt aufbewahren. Sein Gehalt an latexartigen Inhaltsstoffen schließlich schützt Nägel, Schrauben und Metallbeschläge sogar vor Korrosion.

Wo kommt das Teakholz heute her?

Heute wird Teakholz zunehmend in ausgedehnten Plantagen angebaut und stammt mittlerweile nicht mehr nur aus Thailand, Myanmar und Indonesien, sondern auch aus Ghana sowie Mittel- und Südamerika, wo neue Aufforstungen angelegt wurden. Wenn dadurch ehemalige Brandrodungsflächen in eine forstwirtschaftliche Nutzung übergehen, wie z. B. im Mato-Grosso-Gebiet in Brasilien, so ist das aus ökologischer Sicht positiv zu bewerten. Werden jedoch artenreiche Wälder gerodet, um Teak-Monokulturen zu pflanzen, so ist das keine wünschenswerte Entwicklung.

In Indonesien, vor allem auf Java, kultiviert man den Teakbaum seit Jahrhunderten in Plantagen, die eine Anbaufläche von rund einer Million Hektar einnehmen. Noch heute führt die große Nachfrage leider dazu, dass das Holz in großem Stil illegal eingeschlagen wird, und zwar nicht nur in den Plantagen, sondern auch in den noch verbliebenen Primärwäldern.

Übrigens: In Verruf geriet das Holz des Teakbaums, weil große Flächen des anstehenden Waldes gerodet werden müssen, um einzelne, auf dem Weltmarkt besonders hoch gehandelte Edelhölzer zu gewinnen. Als Faustregel gilt, dass etwa 100 Bäume geschlagen werden müssen, um an einen einzigen Teakbaum zu gelangen.

Woran kann man ökologisch erzeugtes Teakholz erkennen?

Am Siegel des Forest Stewardship Council (FSC, Weltforstrat). Es wird nur für Holz vergeben, das aus umweltgerecht bewirtschafteten Wäldern stammt. Im Fall des Teaks garantiert es beispielsweise, dass die Bäume über viele Jahrzehnte wachsen konnten und der Holzeinschlag anschließend durch Aufforstungen ausgeglichen wird. Schutzgebiete, etwa entlang von Wasserläufen, dürfen nicht angetastet werden und die Arbeiter müssen gerecht entlohnt werden.

Zertifiziertes Holz »aus Plantagenwirtschaft« oder »aus garantiert nachhaltiger Waldnutzung« genügt dagegen nicht zwangsläufig ökologischen Qualitätskriterien. Denn der Düngemittel- und Pestizideinsatz in den schnell wachsenden Plantagen belastet das Trinkwasser und laugt die Böden aus. Einmal im Jahr wechselt der Teakholzbaum sein Laub, doch die abgeworfenen Blätter verrotten nur sehr langsam, was die Humusbildung erschwert. Im Schatten der Kronen gedeiht der Unterbewuchs nur schlecht und wird zusätzlich noch durch Herbizide beseitigt, so dass der Boden für Erosion anfällig wird.

Liefert der Teakbaum mehr als nur Holz?

Ja, obwohl das Holz des Teakbaums in seinem Verbreitungsgebiet natürlich auch als Brennmaterial und Rohstoff für die Herstellung von Hausgeräten genutzt wird, verwenden die Einheimischen noch andere Teile des Baums: So dient ihnen beispielsweise der violettrote Saft der Blätter zum Färben von Stoffen; außerdem spielen in der traditionellen Medizin Blüten, Blätter und Rinde keine unerhebliche Rolle. Darüber hinaus deckt die einheimische Bevölkerung auch heute noch mit den festen, großen Blättern ihre Dächer ein.

Wussten Sie, dass …

der Teakholzbaum von den Holländern nach Indonesien gebracht wurde? Sie pflanzten ihn erstmals im Jahr 1856 in Plantagen auf der Insel Java an.

in Indonesien der Export von Rohholz in Form von Stämmen oder Brettern untersagt ist? Teakholz darf nur in verarbeiteter Form exportiert werden, um der einheimischen Bevölkerung Javas ein gesichertes Einkommen zu garantieren.

es Alternativen zum Teakholz gibt? Zu den Holzarten, die das Tropenholz ersetzen können, gehören z. B. die einheimischen Baumarten Eiche, Lärche und Robinie, die dank natürlicher Inhaltsstoffe oder besonderer Bearbeitungsverfahren genauso robust und witterungsbeständig wie Teak sind.

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