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Dr. Gottfried Benn, der Barbar

Text: Gunnar Decker; Illustrationen: ULF K.

ULF K., bücher
Der fast 70-jährige Gottfried Benn geht im November 1955 vor einer Rundfunkdiskussion in Köln mit seinem Verleger Max Niedermayer ein wenig spazieren. Er schweigt beharrlich. Der Verleger wagt nicht, ihn aus seiner Konzentration auf die gleich beginnende Sendung zu reißen. Woran denkt der Dichter, wenn er schweigt? Plötzlich bricht es aus Benn heraus: »Haben Sie gelesen? – Picasso hat wieder eine andere Frau.« Und er fährt fort: »Immer die Frauen … Heute nachmittag habe ich einen Besuch gemacht – Sie wissen wo, aber niemanden angetroffen. Konnte mein Veilchensträußchen nicht loswerden. Auch besser so.« Die Blumen waren für Astrid Claes bestimmt, eine junge Germanistin, die über Benns Dichtung ihre Doktorarbeit geschrieben hatte. Als sie hört, dass Benn im Anmarsch ist, flüchtet sie sich schnell in die Universität. Denn nicht nur die Arbeit über seine Lyrik hatte Benn gefallen, auch die junge Frau selbst. Sehr bald hatte er intensiv begonnen, um sie zu werben, und sich so – nicht zum ersten Mal, aber nun zum letzten Mal in seinem Leben – in eine komplizierte Doppelbeziehung mit zwei Freundinnen verstrickt, nein, eine Dreifachbeziehung, schließlich ist er nebenbei auch noch verheiratet. Benn baut mit Vorliebe erotische Dreiecke auf. Er, der Höhlenbewohner, dem fremde Menschen ein Gräuel sind, kann ohne Frauen nicht sein.

 

Else Lasker-Schüler, seine erste große Liebe, bringt ihm bei, was große Dichtung ist. Sie gibt ihm viele Namen, auch den des »Barbaren«. Ein Wort, das Benn dann lebenslang verfolgen sollte. Wo sind die Barbaren des 20. Jahrhunderts, fragt er mit Nietzsche – und zeigt auf das, was unter der dünnen Decke der Zivilisation verborgen bleibt. An seinem Lebensende wird er die Antwort darauf geben, wer diese »Barbaren« seien: »Verbrecher und Mönche.« 1912, als Else Lasker-Schüler ihn einen »Barbaren« nannte, war gerade sein erster Gedichtband erschienen: »Morgue« – Gedichte aus dem Leichenkeller, Sektionsprotokolle am Leichnam eines Zeitalters, die ein auf Erbauung gestimmtes Publikum schockierten. Alle seine Glücke seien »mit Verbrechen verkuppelt«, wird Benn einmal gestehen. Er weiß, wovon er spricht. Dieser Dichter ist wahrlich kein moralisches Vorbild, will es auch gar nicht sein. Aber mit seinem »Jenseits von Sieg und Niederlage beginnt der Ruhm« gewinnt er eine Glaubwürdigkeit, wie sie allein aus dem Rückzug aus der Welt der Eitelkeiten, des Geldes und der Macht kommt.

 

ULF K., bücher
Benn ist am Ende seines Lebens zum modernen Stoiker geworden, dem er die Namen »Ptolemäer« und »Radardenker« gibt. Ein melancholischer Zuschauer, der den Untergang des Abendlandes unvermindert voranschreiten sieht. Dieser Rückzug beginnt bereits 1935, nach dem furchtbaren Irrtum, die Nazis für rettende Barbaren vor der Vermittelmäßigung der Weimarer Republik gehalten zu haben. Eben noch hatte er die Emigranten in seinem berüchtigten offenen Brief als Vaterlandsverräter beschimpft, nun ist er selbst auf dem Weg in die »aristokratische Form der Emigration«, wie er die Wehrmacht nennt. Benn lässt sich aber auch deshalb als Militärarzt reaktivieren, weil seine Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten miserabel läuft. Der deutsche Mann, so die Nazi-Ideologie, ist immer gesund. Was er niemals haben darf, was geradezu ein Verrat am Führer wäre, das ist eine Geschlechtskrankheit! Auch vor diesem wild gewordenen Spießergeist flieht Benn. Zu seinem 50. Geburtstag 1936 wird das SS-Blatt »Schwarzer Korps« über den »Selbsterreger« schreiben: »Gib es auf Dichter Benn, die Zeiten für derartige Ferkeleien sind endgültig vorbei.« Den Artikel hatte ihm jemand anonym geschickt mit einem Zettel: »Geiler Mistfink«. Benn sieht sich schon mit einem Bein im KZ stehen. Dabei wäre er 1933 ganz gern Staatsdichter bei den Nazis geworden. Aber wer in seinen Gedichten Verse schreibt wie jenen in »Synthese«, der bleibt für die Nazis nun mal ein jüdisch-bolschewistisch-kosmopolitischer Schmutzfink. Benn hätte es wissen können, wie er damit die »germanische Heldenrasse« provoziert: »Das, was sich noch der Frau gewährt, ist dunkle süße Onanie.« Benn also sitzt in der Provinz, fernab des vertrauten Reviers um seine Stammkneipe »Reichskanzler« nahe der Belle-Alliance-Straße in Berlin Kreuzberg. Ausgerechnet Hannover, wo doch die Welfen als noch spröder gelten als die Brandenburger. Er muss sich neu sortieren. Auch erotisch. Benn hat da ganz bestimmte Vorlieben, und um die redet er nicht lange herum: »Die nichtintellektuelle Frau – sie ist ja viel reizvoller als die überkluge, die wickelt die dummen Männer viel eher um den Finger, als es eine gelehrte kann. Männer wollen doch nicht am Gehirn von einer Frau berührt werden, sondern ganz woanders.« Hannover ist für Benn ein schwieriges Terrain: zu übersichtlich. Und er als Offizier muss auf seinen Ruf achten. Also doppelte Diskretion. In Hannover hört er das »Bitte denken Sie nicht schlecht von mir!« häufiger als in Berlin: »Entweder Hure oder sofort geheiratet werden, das ist die Provinz.« Beides ist nicht so sehr Benns Sache. Verheiratet war er schon mal (seine erste Frau Edith starb 1922 nach einer Gallenoperation), und mit Huren hat er beruflich als Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten zu viel zu tun, um ihnen noch einen Reiz abgewinnen zu können. Außerdem muss er mit seinem Geld penibel haushalten. Also bleibt nur, selber auf die Jagd zu gehen. Zielgebiet: Hannoveraner Hausfrauen. Zuerst einmal »erlegt« er zwei Verkäuferinnen: »Eine reines Blond mit allem Zubehör; eine Schwarz mit allem Drum und Dran ... Sie sind dankbar, anspruchslos und im Grunde sehr gebildet, ich meine damit, sie bleiben in ihrem Gesichts- und Lebenskreis und spielen sich vor einem vernünftigen Mann nicht auf. Keine Balkongespräche! Die eine verdient 300 M. im Monat, die andere 450 M., Abteilungsleiterinnen im Warenhaus. 3–4 mal sich treffen – und dann Erotik, das natürlichste von der Welt. Oft in meiner Vergangenheit hat es sich so getroffen: mit beiden gleichzeitig, es ist Blödsinn, dass die Frau uns alleine will. Ich habe ganz gegenteilige Erfahrungen gemacht.«

Dass wir von seinen Eskapaden überhaupt wissen, hat mit dem einzigen Mann zu tun, auf den sich Benn je einließ: Friedrich Wilhelm Oelze, Rumgroßimporteur in Bremen. Mit ihm wird Benn ab 1932 insgesamt 749 Briefe privatester Natur wechseln. Eine Fundgrube! Vor Oelze, der ein bildungsbürgerlich gemäßigter Mann ist, renommiert Benn gern, wie hier mit seinen beiden Verkäuferinnen: »Die Frauen-Gestalten, zu denen wir im Laufe des Lebens immer wieder zurückkehren, sind nicht, finde ich, die Mütter sondern die Konfektion. Große gute Figuren, tadellos gekleidet u. beschuht, man kann sich mit ihnen blicken lassen. Wie schon öfter in meinem Wandel: zwei Freundinnen.« Ein erotischer Augenblicksvielfraß? Ja, und einer, der als Entschuldigung dafür nur einen Satz zu sagen weiß: »Ich bin doch nicht impotent.« Benn scheut auch nicht vor dem zurück, was man heute einen One-Night-Stand nennt. Hauptkontaktbörse dafür ist das Café Kröpcke, das kein Puff sei, wie er seinen beiden Berliner Freundinnen, den Schauspielerinnen Tilly Wedekind und Elinor Büller eilfertig versichert. Mit beiden hat er ebenfalls eine Doppelaffäre. Aber er gibt sich ahnungslos. Ein Meister der Verschleierung, der falsche Fährten legt: »Hübsche Frauen habe ich hier noch keine gesehn. Schaue mich auch nicht nach um. Was sollte ich mit ihnen machen? Keine Ahnung. Was macht man mit Frauen. Keinen Schimmer mehr.«

 

Am Anfang gestalten sich die Treffen mit seinen beiden Berliner Freundinnen schwierig, denn Benn wohnt zur Untermiete. Zuerst in einem möblierten Zimmer am Hohenzollerndamm 11 bei Mia Sattler, die Benn so beschreibt: »die Frau S. schwatzhaft, alt, picklig, ›bessere Zeiten‹ gesehen.« In seinem Zimmer gibt es ein Frauen-Bild mit entblößtem (»herausgewälzten«, sagt Benn) Busen. Benn ist empört: ein »Aufgeilungsbild«. Sofort ist ihm klar, wo er sich hier befindet. »... das Ganze ist ein Buff.« Er streitet mit seiner Vermieterin um fehlendes Klosettpapier, worüber er Oelze ausführlich berichtet. Am meisten ärgert ihn, dass er keinen Haustürschlüssel bekommt. Mia Sattler geht abends aus, und er muss – ohne Schlüssel – dableiben. Aber Benn kann nicht anders: Selbst die spröde Mia wird, als er dann sehr schnell wieder auszieht, bittere Abschiedstränen vergießen. Benn hat genug vom möblierten Wohnen. Genug davon, in seiner freien Zeit im Zoo spazieren zu gehen, wo er den Affen zuschaut. Auch davon berichtet er nach Berlin. Elinor Büller erhält immer die drastischeren Schilderungen solcher Zoospaziergänge: »Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen ja noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen und wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!« Tilly Wedekind bekommt die entschärfte Berichtfassung, in der es heißt: »Sah die blöden Tierchen an. Oder umgekehrt.« Anfang 1936 zieht Benn endlich in eine eigene Wohnung um. Er nennt sie eine »Höhle für Molche und Menschenfeinde« – und fühlt sich wohl an diesem Ort, wo er sich wieder verbergen kann vor neugierigen Blicken. Jetzt endlich können ihn auch seine beiden Geliebten aus Berlin besuchen kommen. Tilly Wedekind am ersten Wochenende des neuen Jahres, Elinor Büller am zweiten. Benn versteht es ausgezeichnet, seine Geliebten voreinander zu verbergen. Tilly Wedekind hat erst 30 Jahre später von der Existenz Elinor Büllers erfahren, als sie ihren Briefwechsel mit Benn zur Veröffentlichung freigab. Elinor Büller erfuhr nie etwas von der Existenz einer Nebenbuhlerin. Benns Besuchs-Logistik ist von ausgefeilter Perfektion. So teilt er Tilly Wedekind vor ihrem ersten Besuch mit: »2 Tage kannst Du hier wohnen, wenn es Dir genügt. Komm Sonnabend oder Sonntag, wenn es Dir paßt. Schreibe wann. Du kommst doch von allein her, ich hole Dich nicht ab. Klingelst an der Tür, wo mein Schild unten dran ist, dann öffne ich von oben. Braucht im Haus niemand zu sehn, daß Du hier wohnst. Also überlege. Aber Tillerl, Du mußt damit ganz feststehend rechnen, daß Du nur 2 Tage hier wohnen kannst. Länger geht es nicht …« Nein, länger geht es wirklich nicht.

 

ULF K., bücher
Überhaupt, Benn und die Schauspielerinnen. Ein Lust- und Leidensthema, das Benn nie loslässt. Vor Tilly Wedekind und Elinor Büller war er mit der Schauspielerin Lili Breda liiert, die sich vor lauter Lebensunglück aus dem Fenster zu Tode stürzt – und Benn vorher anruft. Der rast sofort mit dem Wagen zur Wohnung der Gelieben, aber da liegt sie schon tot auf dem Straßenpflaster. Benn notiert: »Natürlich starb sie an oder durch mich, wie man sagt ... Ich war auf das tiefste getroffen. Ich bin es noch. Während ich dies schreibe, habe ich Tränen in den Augen. Sie fehlt mir so sehr und nie kann ich vergessen, wie sie bei jenem letzten Telefongespräch, mit dem sie Abschied nahm, so schluchzte, so unendlich schluchzte, das war das letzte, was ich von ihr hörte.« Benns Egomanie ist die eines Narziss. Das ist einer, der nur um sich selbst kreist, dem die Gefühlswelt anderer verschlossen bleibt. Dieses »Zeitablehnungsgenie« besitzt unter den deutschen Avantgarde-Dichtern des 20. Jahrhunderts das wohl radikalste Verhältnis zum Wort. Aber dasselbe, was ihn als Dichter groß macht (das Monologische seiner Dichtung!), macht ihn als Menschen für andere höchst unangenehm. Benn selbst hat seinen Lebenswiderspruch so formuliert: Das, was denkt, sei etwas anderes als das, was lebt. Nach zwei Jahren, 1938 geht Benn von Hannover nach Berlin zurück – und heiratet zur völligen Verblüffung von Elinor Büller und Tilly Wedekind eine ihnen bis dahin völlig Unbekannte: Herta von Wedemeyer, knapp 30 Jahre jünger als Benn. Der frisch Verheiratete bezeichnet seine junge Frau knapp als »ungeheuer bescheiden, anspruchslos« und »nicht die Spur von hübsch«. Er brauche eben eine Hauswirtschafterin, er komme allein nicht länger zurecht: »Sparsam, alles selbst sich machend, kann Knöpfe annähen, flicken, schneidern, Wirtschaft besorgen. Wird nie im entferntesten in mein Leben einzugreifen versuchen, rührt an keine Bezirke, in die ich sie nicht haben will.« Während dieser Beziehungsakrobatik entstehen einige der schönsten Gedichte, die Benn je schrieb – auf der Terrasse der Stadthalle Hannover, bei Schnitzel und Bier notiert. Unter anderem: »Einsamer nie als im August: / Erfüllungsstunde – im Gelände / die roten und die goldenen Brände / doch wo ist deiner Gärten Lust?« Die Frage nimmt Benn mit nach Berlin – zu neuen Affären und neuen Gedichten.

 

Was Benn 1933 zu den Nazis führte, das treibt ihn schon bald von ihnen weg: der unzivilisatorisch-barbarische Impuls, den der Künstler in seinem Werk sucht, soll dieses mehr als Repräsentation sein. Aber wo der Barbar aus der Kunst in die politische Realität tritt, wird er zum Verbrecher. Der Aufsatz »Kunst und Drittes Reich«, geschrieben 1941, ist ein Dokument der Läuterung. Da lesen wir dann über die »völkische Kunst«: »Haben wir nicht Talente unter uns von der Klangfülle einer Gießkanne und dem Pathos einer Wasserleiche ... Und der Blockwart hat bunte Untertassen – sie werden Europa aufhorchen machen; vor allem aber ausrotten muß man: das Ostische, das Südliche, das Westliche, außerdem das Romanische, das Gotische, das Impressionistische, das Expressionistische, die Staufer, die Habsburger, Karl den Großen – dann bleiben sie allein übrig, vielleicht noch Heinrich der Löwe und Schneewittchen. Aus diesen Resten bilden sie ihre Kulturkammern, ihr ästhetisches Sing-Sing … Kunst fällt unter Schädlingsbekämpfung (Kartoffelkäfer). Ein Genie hetzen sie im Dunkel schreiend durch die Wälder; wenn ein Akademiemitglied oder ein Nobelpreisträger endlich an Hunger stirbt, feixen die Kulturverwalter.« Ist im Deutschland des Jahres 1941 schärfer über die Nazis geschrieben worden, hat sie jemand in ihrem blindwütigen Vernichtungswillen genauer erkannt?

 

Das größte Glück und die größten Verbrechen im Leben Gottfried Benns sind immer mit Frauen verbunden. Kurz vor seinem Tod wird er wieder das erotische Dreieck aufbauen – diesmal zur Verblüffung seiner dritten Ehefrau, der jungen Zahnärztin Ilse Kaul, die er 1946 nach Herta von Wedemeyers Selbstmord geheiratet hatte. Wie Benn dann seine jungen Freundinnen Ursula Ziebarth und Astrid Claes gegeneinander ausspielt, das ist der makabre Stoff für eine Seifenoper! Und wieder ist es damit noch nicht genug, nebenbei quälen den fast 70-Jährigen noch ganz andere Verstrickungen. Auch hierfür wird Oelze wieder zum Beichtvater. Aber zuerst einmal schreibt Benn 1952 ein »Abschiedslied an eine der seltsamsten und gefährlichsten Affären meines Lebens«: »Lebe wohl, du Flüchtige, Freie / die Flügel zu Fahrt und Flug – / geschlossen die Rune, die Reihe, / die deinen Namen trug …« Der nüchterne Sachverhalt, aus dem der Dichter seine lyrischen Funken schlägt, aber liest sich dann so: »Eine leere, ungebildete, gemeine Person, die weder orthographisch schreiben, noch manierlich mit Messer und Gabel essen konnte …« Aber was für einen traurig-komischen Kampf führt Benn da mit seinem Konkurrenten: »Sie betrog mich seit einem Jahr mit einem Käsehändler, der seine Wechsel nicht bezahlen konnte, die sie dann übernahm z. T. mit Hilfe meines Geldes, Ich wusste das alles. Brachte meine Ehe bis an die äußerste Grenze der Gefährdung, war mir gleich, war bereit zu Grunde zu gehen, aber der Käsehändler war stärker.« Und so schrieb Benn an Oelze: »War hingerissen und litt. Sie in Ihrem sicheren Leben und der Sie einmal schrieben, Sie hätten in Ihrem ganzen Leben nie geliebt, können das nicht verstehen und Sie müssen mich verachten, aber, lieber Herr Oelze, so ist das Leben wenn man es ernst nimmt. Das sind die Zahlungen für Kunst und Ruhm.«


Gottfried Benn (1886–1956)

1886 Gottfried Benn kommt am 2. Mai 1886 im brandenburgischen Dorf Mansfeld als Sohn eines protestantischen Pastors und dessen Frau auf die Welt. 1903–1910 Benn studiert zunächst Theologie und Philologie in Marburg, dann bis 1910 Medizin in Berlin. 1912 Benn promoviert, wird als Arzt in Berlin zugelassen. Zugleich erscheint sein erster Gedichtband »Morgue und andere Gedichte«. Die radikale Beschreibung toter Körper, des Zerfalls schockiert das Pulbikum und macht den Dichter berühmt. 1914–1917 Im Ersten Weltkrieg arbeitet Benn als Militärarzt im besetzten Brüssel. 1917 Als Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten lässt Benn sich in Berlin nieder. Der radikale Ton seiner Gedichtsammlung »Fleisch« wird als Reaktion auf die Kriegserfahrungen gedeutet. 1933 Benn feiert in Rundfunkessays den Nationalsozialismus. 1935 Als Militärarzt tritt Benn in die Wehmacht ein. 1938 Benn erhält Publikationsverbot. 1945 Nach Kriegsende arbeitet Benn als Arzt in Berlin. 1948 Die Sammlung »Statische Gedichte« erscheint, zunächst in der Schweiz. Sie leutet den Ruhm für Benns Spätwerk ein. 1951 Benn erhält den Georg-Büchner-Preis. 1956 Am 7. Juli stirbt Benn in Berlin an Krebs.

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