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Faktencheck Megalodon

Ein gigantischer Urzeit-Hai, der an beliebten Badeorten sein Unwesen treibt und alles frisst, was ihm in die Quere kommt: Das ist das Konzept des Blockbusters „Meg“. Diese Woche ist die Fortsetzung „Meg 2: Die Tiefe“ in den Kinos gestartet und ebenso wie der Vorgänger ist auch sie aus wissenschaftlicher Sicht an einigen Stellen fragwürdig. Doch was wissen wir wirklich über den ausgestorbenen Urzeit-Hai Megalodon? Und wie realistisch wird er in den Filmen dargestellt? Ein kleiner Faktencheck.
AMA, 04.08.2023
Symbolbild Megalodon

 © Warpaintcobra, GettyImages

Unsere Faszination für den urzeitlichen Riesenhai Otodus megalodon – Spitzname „Meg“ – ist ungebrochen. Bei Online-Auktionen gehen seine handgroßen Zähne weg wie warme Semmeln und das obwohl sie mehrere tausend Euro kosten. Gleichzeitig locken Hollywood-Filme die Massen ins Kino. Manche sind sogar fest davon überzeugt, dass der Urzeit-Riese in den Tiefen der Meere bis heute überlebt hat und dort sein Unwesen treibt. Doch was ist Fakt und was Mythos?

Größenvergleich Megalodon und andere Fischarzen
Größere Megalodon-Exemplare (grau) kamen wahrscheinlich nur in kalten Gewässern vor, im Schnitt ware die Haie etwas kleiner (rot).t

Wie groß war der Meg wirklich?

In den Filmen ist der Meg ein riesiges Monster, das Wale entzwei beißt und Tauchkäfige im Ganzen verschlingt. Man schätzt, dass die Megalodon-Haie im ersten Teil der Reihe stolze 23 Meter lang sind, im zweiten wahrscheinlich sogar noch länger. Doch ist das realistisch? Eindeutig nein. Zwar war der Megalodon groß, sehr groß sogar, aber nicht so groß. Paläontologen schätzen, dass die Tiere im Schnitt 14 bis 15 Meter lang werden konnten, einzelne Exemplare womöglich sogar 18 bis 20 Meter. Doch alles darüber hinaus ist dem Reich der Fantasie entsprungen.

Das bedeutet allerdings nicht, dass der „echte“ Meg im Schatten seines Filmdoubles steht, denn seine Originalgröße ist immer noch äußerst bemerkenswert. Ein 16 Meter langer Megalodon war schließlich so lang wie ein kompletter Linienbus. Allein sein Kopf und seine Schwanzflosse hatten mit 4,65 beziehungsweise 3,85 Metern Länge die Maße eines Kleinwagens. Und die Rückenflosse ragte mit 1,62 Metern so hoch auf wie ein kleiner Mensch.

Das Maul eines solchen Megalodon war 1,40 Meter breit und bei voller Öffnung 1,80 Meter hoch. Damit hätte er locker einen aufrechtstehenden Menschen verschlingen können. Die Beißkraft dieses riesigen Kiefers wird auf 10,8 bis 18,2 Tonnen geschätzt und glich demnach der Wucht einer Schrottpresse.

Würde ein Megalodon Menschen fressen?

Der große Schlund des Megalodon bringt uns direkt zur nächsten Frage. Wenn ein Mensch so bequem hineinpasst, bedeutet das auch, dass ein Meg Menschen fressen würde? Wahrscheinlich nicht, denn an uns ist einfach nicht genug dran. „Da gibt es nicht viel Fleisch und Fett, so dass es sich nicht lohnt, einen 1,80 Meter großen Menschen zu verfolgen. Dieser wäre bestenfalls ein kleiner Snack“, erklärt die Biologin Lisa Whitenack vom Allegheny College in Pennsylvania.

Der Megalodon fraß einst in ganz anderen Maßstäben. Pro Tag musste er rund 98.000 Kilokalorien zu sich nehmen, was 21 Kilogramm fettreichem Walblubber, gut 17 Kilo nahrhafter Haileber oder plumper ausgedrückt 163 Whopper-Burgern entspricht. Die Beute des Hais – Wale, Delfine, Robben, Seekühe und Meeresschildkröten – landete in seinem 9.600 Liter großen Magen.

Wahrscheinlich jagte ein Megalodon aber nicht täglich. „Bei Beutetieren von nur zwei bis drei Meter Länge hätte der Megalodon alle 1,3 Tage fressen müssen“, erklären Jack Cooper von der Swansea University und seine Kollegen. Ein acht Meter langer Wal im Format eines Orcas hätte einen Meg sogar für zwei Monate satt machen können, schätzen die Paläontologen.

Größenvergleich Megalodon – menschlicher Taucher
Ein Mensch hat einfach nicht genug Fleisch auf den Rippen, um für ausgewachsene Megalodon-Exemplare interessant zu sein.

© CoreyFord, GettyImages

Wie hat der Megalodon gejagt?

Auf der Kinoleinwand vollführt der Megalodon actionreiche Manöver, um an seine Beute zu kommen. Unter anderem springt er dafür meterhoch aus dem Wasser, landet auf einem Schiff und frisst einen kleineren, bereits toten Meg. Obwohl er in der Theorie wahrscheinlich dazu fähig gewesen wäre, ist diese Jagdtechnik eher eine Erfindung von Hollywood.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Megalodon seine Beute zunächst mit einem einzigen Biss tödlich verwundete und sie dann ausbluten ließ, bevor er sie verschlang. Bei kleineren Tieren wie Delfinen traf diese einzelne Attacke wahrscheinlich den Schwanz, damit sie sich nicht mehr bewegen konnten. Davon zeugen versteinerte Schwanzwirbel mit markanten Bisspuren.

Bei sehr großer Beute hingegen zielte der Megalodon wahrscheinlich auf den Brustbereich. Auf diese Weise hätte er direkt die Rippen seiner Beute durchstoßen und tödliche Treffer an Herz und Lungen landen können. Diese Jagdtaktik zeigt auch eine fossile Walrippe.

Größenvergleich zwischen dem fossilien Zahn eines Megalodons und zwei Zähnen eines Wießne Hais.
Im Gebiss des riesigen Hais befanden sich fünf Zahnreihen mit 276 Zähnen. Die größten Zähne des Megalodon befanden sich an der Vorderseite und sind sogar verglichen mit den auch nicht gerade zierlichen Zähnen eines Weißen Haies einfach gewaltig.

© Mark Kostich, GettyImages

Ist der Megalodon wirklich ausgestorben?

Beide Meg-Filme beruhen auf der Grundprämisse, dass einzelne Megalodon-Haie in den Tiefen der Meere, genauer gesagt im Marianengraben, überlebt haben. Aber wäre das tatsächlich möglich? „Nein. Er lebt definitiv nicht in den Tiefen der Ozeane“, sagt Emma Bernard vom Londoner Naturkundemuseum. „Wenn ein so großes Tier wie der Megalodon noch in den Ozeanen leben würde, wüssten wir davon.“ Wir würden zum Beispiel Zehntausende „frische“ Megalodon-Zähne am Meeresboden finden und verräterische Bisspuren an großen Walen bemerken.

Die Wissenschaft ist sich sicher, dass die letzten Megalodon-Haie längst ausgestorben sind und zwar schon vor 3,6 Millionen Jahren. Ihr Untergang hatte verschiedene Gründe. Unter anderem veränderte sich das Klima zu dieser Zeit, sodass das Wasser abkühlte. Außerdem war das Verbreitungsgebiet des Megalodon zunehmend fragmentiert und die Zahl seiner Beutetiere ging zurück. Den endgültigen Todesstoß versetzte ihm aber die Konkurrenz zum Weißen Hai. Beide hatten einen ähnlichen Speiseplan und der Weiße Hai fraß dem Megalodon gewissermaßen das Futter weg. Für den Riesenhai bliebt nicht mehr genug übrig und er starb aus.

Die ersten Megalodon-Haie schwammen übrigens „erst“ vor 20 Millionen Jahren durch die Ozeane. Anders als im Trailer zu „Meg 2“ dargestellt, lebte der Hai also nicht an der Seite der Dinosaurier und fraß diese dementsprechend auch nicht.

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