Lexikon

Einsiedlerkrebs: Symbiose

Unzertrennliche Lebensgefährten

Viele Einsiedlerkrebse schleppen auf ihren Gehäusen sonderbare Aufbauten mit sich herum. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass es sich hierbei um Seeanemonen handelt. Dies sind jedoch keine Meeresblumen, wie der Name vorgaukeln könnte, sondern festsitzende, nicht zu eigenständiger Bewegung fähige Blumentiere (Aktinien), deren so anmutig sich im Wasser wiegende Tentakelkränze dicht mit mörderischen Nesselkapseln bewehrt sind, die kleinere Beutetiere lähmen können. Aber auch Angreifer werden vom Gift der Nesselkapseln abgewehrt - und hierin liegt der Sinn dieser merkwürdigen Lebensgemeinschaft, zumindest aus der Sicht des Einsiedlerkrebses: Er ist durch die Nesselwirkung seiner Seeanemone bestens vor Feinden geschützt.
Da es sich hier aber um eine echte Symbiose, also eine Lebensgemeinschaft zu beiderseitigem Vorteil handelt, profitiert auch die Seeanemone. Sie, die sonst an einer Stelle festsitzen würde, wird nun vom Einsiedlerkrebs umhergetragen und gewinnt so einen größeren Aktionsradius für ihren Beutefang. Auch fallen von den Einsiedlermahlzeiten Brocken für sie ab.
Bei so glücklichen Lebensverhältnissen verwundert es auch nicht, dass der Einsiedler Pagurus arrosor seine Seeanemone beim Umzug in ein neues Gehäuse sogar mitnimmt: Durch Beklopfen, Streicheln und Zupacken an der Fußscheibe löst er sie vom alten Haus ab und drückt sie sodann vorsichtig an das neue an. Und die Seeanemone Adamsia palliata, die in Gemeinschaft mit dem Einsiedler Eupagurus prideauxi angetroffen wird, sondert eine feste Abscheidung von ihrer Fußscheibe ab, mit der sie ständig die Wohnung des Einsiedlers vergrößert.