Lexikon
Lang
Fritz, österreichischer Filmregisseur, * 5. 12. 1890 Wien, † 2. 8. 1976 Beverly Hills; schuf die ersten expressionistischen und Monumentalfilme: „Halbblut“ 1919 (Filmdebüt); „Dr. Mabuse, der Spieler“ 1922; „Die Nibelungen“ 1924; „Metropolis“ 1927; „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ 1931; „Fury“ 1936; „Du lebst nur einmal“ 1937; „Der Tiger von Eschnapur“ 1959; „Das Indische Grabmal“ 1959; „Die tausend Augen des Dr. Mabuse“ 1960.
Lang, Fritz
Fritz Lang
© Corbis/Bettmann/UPI
- Deutscher Titel: Dr. Mabuse, der Spieler
- Original-Titel: DR. MABUSE, DER SPIELER
- Land: Deutsches Reich
- Jahr: 1922
- Regie: Fritz Lang
- Drehbuch: Fritz Lang, Thea von Harbou, nach einem Roman von Norbert Jaques
- Kamera: Carl Hoffmann
- Schauspieler: Rudolf Klein-Rogge, Aud Egede Nissen, Alfred Abel
Die beiden Teile des Films »Dr. Mabuse, der Spieler« von Fritz Lang werden in Berlin erstmals gezeigt. Die Titelfigur ist ein geheimnisvoller, in verschiedenen Masken und Berufen auftretender Verbrecher.
Dr. Mabuse (Rudolf Klein-Rogge) verfügt nicht nur über eine bemerkenswerte kriminelle Energie, sondern auch über hypnotische Fähigkeiten. Er strebt weniger danach, Reichtum anzuhäufen, als vielmehr Macht über die Menschen zu gewinnen. Nicht nur die Tänzerin Cara Carozza ist ihm verfallen, auch den jungen Hull beeinflusst er beim Kartenspiel so, dass dieser nicht mehr gewinnt. Den Kunstsammler Graf Told bewegt Dr. Mabuse unter Hypnose dazu, die eigenen Gäste zu betrügen. Als dies aufgedeckt wird, begibt sich der verstörte Graf in psychoanalytische Behandlung, doch sein Psychiater ist ausgerechnet Dr. Mabuse. Nur Staatsanwalt Wenk kann dem geheimnisvollen Verbrecher widerstehen und ihn schließlich überführen. Dr. Mabuse, der sich durch Flucht entzieht und in seiner Falschmünzerwerkstatt einsperrt, verfällt dem Wahnsinn.
Fritz Langs Filmfigur eines übermächtigen, die Menschen in seinen unheilvollen Bann zwingenden Verbrechers weist Ähnlichkeiten mit Robert Wienes »Dr. Caligari« auf. Zugleich hält der Film einer aus der gewohnten Ordnung geratenen Gesellschaft, die dem Bösen keinen Widerstand bietet, den Spiegel vor.
- Deutscher Titel: Die Nibelungen/1. Teil: Siegfried/2. Teil: Kriemhilds Rache
- Original-Titel: DIE NIBELUNGEN
- Land: Deutsches Reich
- Jahr: 1924
- Regie: Fritz Lang
- Drehbuch: Thea von Harbou
- Kamera: Carl Hoffmann, Günther Rittau, Walter Ruttmann
- Schauspieler: Paul Richter, Margarete Schön, Hanna Ralph, Theodor Loos, Hans Adalbert Schlenow, Rudolf Klein-Rogge, Fritz Alberti
Langs Zweiteiler folgt der mittelalterlichen Nibelungensage: Siegfried (Paul Richter) kommt an den Hof der Burgunderkönige und verliebt sich in deren Schwester Kriemhild (Margarete Schön). Er hilft einem von ihnen, Gunther, mit einer Tarnkappe, die isländische Königin Brunhilde zu freien, so dass bald Doppelhochzeit gefeiert werden kann. Das Verhältnis der beiden Frauen ist durch Rivalität geprägt, und Kriemhild lässt sich dazu hinreißen, Siegfrieds Beteiligung an der Brautwerbung zu enthüllen. Brunhilde verbündet sich mit Hagen von Tronje, der Siegfried tötet. Während Brunhilde sich an Siegfrieds Grab reuevoll das Leben nimmt, stehen Kriemhilds Brüder zu Hagen.
Kriemhild heiratet den Hunnenkönig Etzel, folgt diesem in sein Reich und bringt einen Sohn zur Welt. Die Burgunderkönige werden zu einem Fest eingeladen: Während oben in der Halle gefeiert wird, kommt es in der Unterwelt zu einem von Kriemhild angezettelten Gemetzel zwischen Hunnen und Burgundern. Als dabei Etzels Sohn von Hagens Hand getötet wird, lässt der Hunnenherrscher die Burgunderkönige niedermachen. Kriemhild, die Hagen eigenhändig umbringt, wird von einem Getreuen Etzels aus Verzweiflung über das Unheil, das sie über sein Volk gebracht hat, getötet.
Fritz Langs Film bezieht seine epische Wucht aus einem großflächigen, stilisierten Dekor und einer ornamentalen Bildkomposition. Vor der übermächtigen Kulisse erscheinen die Menschen, die zudem aller individuellen Züge beraubt sind, klein und verloren. Lang bringt so überzeugend die Vorstellung zum Ausdruck, daß das Verhängnis mit schicksalhafter Gesetzmäßigkeit über die Beteiligten hereinbricht.
Der Film wird bis in die Gegenwart kontrovers beurteilt. Von der nationalistischen Presse nach der Premiere als deutsches Heldenepos gefeiert, sehen viele Kritiker darin bis heute eine gefährliche Verherrlichung »deutscher« Tugenden wie Kraft und Treue. Andere heben die filmkünstlerische Leistung des Regisseurs hervor und weisen darauf hin, dass eben diese Tugenden in dem Film – möglicherweise auch ungewollt – denunziert werden.
- Deutscher Titel: Metropolis
- Original-Titel: METROPOLIS
- Land: Deutsches Reich
- Jahr: 1927
- Regie: Fritz Lang
- Drehbuch: Thea von Harbou
- Kamera: Karl Freund, Günther Rittau
- Schauspieler: Brigitte Helm, Gustav Fröhlich, Heinrich George, Rudolf Klein-Rogge
Da die Aufführungen von Fritz Langs
sieben Millionen Mark teurem Filmklassiker »Metropolis« nur gerade
ein Siebtel der Produktionskosten einspielen, werden die Ufa-Studios in eine
ernste Finanzkrise gestürzt. Dieser Fall löst eine heftige Diskussion
über die Verhältnismäßigkeit von hohen Produktionskosten
aus.
Fritz Langs mythisch-romantische Utopie »Metropolis«
spielt in einer Zukunftsstadt, die in zwei Bezirke eingeteilt ist: In den
Hochhäusern hoch über der Stadt wohnen die »Herrenmenschen«,
während die Arbeitermassen unter der Erde für den Reichtum ihrer
Herren arbeiten müssen. Herrscher von Metropolis ist Fredersen, er überwacht
und kontrolliert die Stadt mit allgegenwärtigen Maschinen. Sein Sohn
Freder lehnt die Machenschaften seines Vaters ab, seit er die Arbeiterin und
Freiheitskämpferin Maria kennen gelernt hat. Fredersen versucht sich
der engagierten Kämpferin zu entledigen, indem er von einem irren Wissenschaftler
einen Roboter erfinden lässt, der in Marias Gestalt die Arbeitermassen
dazu aufrufen soll, sich endgültig zu unterwerfen. Gerade noch rechtzeitig
schreiten die wahre Maria und Freder ein: Sie können die Arbeiter retten
und durch ihre Liebe Oberschicht und Arbeiterschaft miteinander versöhnen.
Kritiker werfen Lang vor, dass er die eher banale
Handlung seines monumentalen Stummfilms mit expressionistisch durchkomponierten
Bildarrangements überhöht: Gleichformige Bewegungen riesiger Menschenmassen
und betriebsamer Maschinen werden eindrucksvoll in Szene gesetzt, wobei viele
Aufnahmen tricktechnisch alles bisher da gewesene in den Schatten stellen.
Langs Film gilt als der Erste deutsche Sciencefiction-Film und wird später
zu einem Mythos der Filmgeschichte.
1984 versucht
Giorgio Moroder den Mythos durch eine moderne Bearbeitung, Kolorierung und
Musikuntermalung neu aufleben zu lassen – allerdings ohne viel Wirkung.
- Deutscher Titel: M – Eine Stadt sucht einen Mörder
- Original-Titel: M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER
- Land: Deutsches Reich
- Jahr: 1931
- Regie: Fritz Lang
- Drehbuch: Fritz Lang, Thea von Harbou
- Kamera: Fritz Arno Wagner
- Schauspieler: Peter Lorre, Ellen Widmann, Otto Wernicke, Gustaf Gründgens, Theo Lingen
Der erste Tonfilm von Fritz Lang, »M – Eine Stadt sucht einen Mörder«, schildert die dramatische Jagd von Polizei, Bevölkerung und Unterwelt auf einen Kindermörder.
Die teilweise expressionistische Beschreibung der Großstadtatmosphäre und eine wirkungsvolle Tongestaltung (die »Melodie des Mörders«) tragen zum Erfolg des Filmes bei: Die Melodie des Verbrechers führt die Verfolger auf seine Spur, der gellende Pfiff aus einer Polizeipfeife zerreißt jäh die nächtliche Stille. Lang, der mit seiner Frau Thea von Harbou auch für das Drehbuch verantwortlich ist, ließ sich von einer Reihe spektakulärer Kriminalfalle inspirieren.
Schauplatz des Films ist das Berlin des Jahres 1930. Kriminalkommissar Lohmann (Otto Wernicke) sucht den Mörder einer Schülerin. Die Ganoven der Stadt begeben sich auch auf Mördersuche. Sie finden ihn und machen ihm unter Führung des Schränkers (Gustaf Gründgens) den Prozess. Das Erscheinen der Polizei bewahrt ihn vor der Lynchjustiz. Peter Lorre stellt den gehetzten Triebtäter in seiner ersten großen Filmrolle mit beeindruckender Intensität dar.
- Deutscher Titel: Blinde Wut
- Original-Titel: FURY
- Land: USA
- Jahr: 1936
- Regie: Fritz Lang
- Drehbuch: Fritz Lang, Bartlett Cormack
- Kamera: Joseph Ruttenberg
- Schauspieler: Spencer Tracy, Sylvia Sidney, Walter Abel, Walter Brennan
»Blinde Wut« nennt der deutsche Regisseur Fritz Lang seinen ersten Film in den USA.
Die Film-Story, nach der Novelle »Mob Rule« von Norman Krasna: Joe Wheeler (Spencer Tracy) ist auf der Fahrt zu seiner Verlobten Katherine (Sylvia Sidney). Aufgrund einer Verwechslung wird er verdächtigt, ein Kindesentführer zu sein. Man sperrt ihn ins Gefängnis. Eine wütende Menge steckt das Haus in Brand, doch Joe kann entkommen und versteckt sich bei seinen Brüdern. Dort bleibt er, auch als die vermeintlichen Mörder vor Gericht stehen. Erst Katherine, die durch Zufall von seinem Überleben erfahrt, bringt ihn dazu, sich zu stellen, um seine Peiniger vom Mordvorwurf zu befreien.
Die Hassorgie eines aufgehetzten Mobs und den Hass eines Einzelgängers, der allmählich zum Psychopathen wird.
- Deutscher Titel: Der Tiger von Eschnapur
- Original-Titel: DER TIGER VON ESCHNAPUR
- Land: Deutschland
- Jahr: 1959
- Regie: Fritz Lang
- Drehbuch: Werner Jörg Lüddecke, nach einem Roman von Thea von Harbou
- Kamera: Richard Angst
- Schauspieler: Debra Paget, Paul Hubschmid, Walter Reyer, René Deltgen, Sabine Bethmann
Regie-Altmeister Fritz Lang dreht seit seiner Emigration in die Vereinigten Staaten den ersten Film in seinem Heimatland Deutschland. Wenn auch der Film bei weitem nicht die künstlerischen und inhaltlichen Qualitäten von Langs früheren Werken hat, so handelt es sich doch um einen farbenprächtigen und fesselnden Abenteuerfilm.
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