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Schlöndorff

Volker, deutscher Filmregisseur, * 31. 3. 1939 Wiesbaden; machte sich vor allem durch Literaturverfilmungen einen Namen; erhielt 1980 einen Oscar für die Verfilmung von G. Grass Roman „Die Blechtrommel“; Filmregie u. a. bei: „Der junge Törless“ 1966; „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ 1975; „Der Fangschuss“ 1976; „Die Fälschung“ 1981; „Eine Liebe von Swann“ 1984; „Tod eines Handlungsreisenden“ 1985; „Die Geschichte der Dienerin“ 1990; „Homo Faber“ 1991; „Der Unhold“ 1996; „Die Stille nach dem Schuss“ 2000; „Der neunte Tag“ 2004; „Strajk Die Heldin von Danzig“ 2006; „Ulzhan Das vergessene Land“ 2007.
  • Deutscher Titel: Die Blechtrommel
  • Original-Titel: DIE BLECHTROMMEL
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1979
  • Regie: Volker Schlöndorff
  • Drehbuch: Jean-Claude Carrière, Volker Schlöndorff, Franz Seitz, Günter Grass, nach einem Roman von Günter Grass
  • Kamera: Igor Luther
  • Schauspieler: David Bennent, Angela Winkler, Mario Adorf, Katharina Thalbach
  • Auszeichnungen: Oscar 1980 für ausländischen Film; Goldene Palme Filmfestspiele Cannes 1979 für Film
Mit Volker Schlöndorffs Literaturverfilmung »Die Blechtrommel« wird der erfolgreichste deutsche Film der Nachkriegszeit am 4. 5. 1979 uraufgeführt.
Der 1959 erschienene Roman von Günter Grass galt über Jahrzehnte als unverfilmbar. Erst 1975 verkaufte Grass die Rechte. In dem kleinwüchsigen David Bennent fand sich ein idealer Darsteller für den Blechtrommler Oskar Matzerath, der aus Protest gegen die Erwachsenenwelt mit drei Jahren sein Wachstum einstellt. Oskar steht im Mittelpunkt eines grimmigen deutschen Bilderbogens. Aus der Perspektive des Dreijährigen zeigt Schlöndorff das Kleinbürgermilieu im Danzig der Vorkriegszeit: Feigheit, Spießertum und Mitläufermentalität sind der Nährboden, auf dem der Nationalsozialismus gedeiht. Oskar trommelt vergeblich dagegen an.
Schlöndorffs »Blechtrommel« ist der erste und bis in die 90er Jahre einzige deutsche Film, der mit einem Oscar in der Kategorie »Bester ausländischer Film« geehrt wird. Außerdem erhält er in Cannes die Goldene Palme.
  • Deutscher Titel: Der junge Törless
  • Original-Titel: DER JUNGE TÖRLESS
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1966
  • Regie: Volker Schlöndorff
  • Drehbuch: Volker Schlöndorff, nach dem Roman von Robert Musil
  • Kamera: Franz Rath
  • Schauspieler: Mathieu Carrière, Marian Seidowsky, Bernd Tischer, Alfred Dietz
  • Auszeichnungen: Kritikerpreis Filmfestspiele Cannes 1966
Der Film spielt in Österreich-Ungarn zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Internatsschüler Biasini (Marian Seidowsky) wird von seinen Mitschülern schwer gepeinigt, die von einem Diebstahl ihres Kameraden wissen. Unter ihnen befindet sich auch der Schüler Törless (Mathieu Carrière), der zum schweigenden Mitwisser der Exzesse wird. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Faszination und dem Abscheu vor der Gewalt. Als es zum offenen Skandal kommt, ist Törless der einzige, der sich nicht herausreden kann. Mit seiner verständnislosen Mutter verlässt er die Schule.
Der Film »Der junge Törless« ist das erste Kinowerk von Regisseur Volker Schlöndorff, für das er große Unterstützung seines Lehrers Louis Malle erhält.
  • Deutscher Titel: Die verlorene Ehre der Katharina Blum
  • Original-Titel: DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1975
  • Regie: Volker Schlöndorff
  • Drehbuch: Volker Schlöndorff, Margarethe von Trotta, nach einer Erzählung von Heinrich Böll
  • Kamera: Jost Vacano
  • Schauspieler: Angela Winkler, Mario Adorf, Dieter Laser
  • Auszeichnungen: Bundesfilmpreise 1976 für Darstellerin (A. Winkler) und Kamera
Lange Zeit blieb der neue Deutsche Film auf ein künstlerisches Ghetto beschränkt; nur wenigen Regisseuren gelang es, ein großes Publikum zu erreichen. Doch wenige Monate nach dem Kassenerfolg von Sinkels »Lina Braake« zieht auch Volker Schlöndorffs »Die verlorene Ehre der Katharina Blum« die Massen ins Kino. Experten sehen einen Grund darin, dass sich hinter der provokanten Aufmachung ein Stück erschreckender bundesdeutscher Wirklichkeit verbirgt.
Auf einer Party begegnet Katharina (Angela Winkler) dem jungen Ludwig Göttens (Jürgen Prochnow) und nimmt ihn mit nach Hause. Am nächsten Morgen ist Ludwig verschwunden, bewaffnete Polizisten dringen auf der Suche nach ihm in ihre Wohnung ein. Katharina wird als »Terroristenbraut« festgenommen und gerät damit in die Mühlen einer Justiz und Sensationspresse, die ihr Leben ruinieren.
  • Deutscher Titel: Die Fälschung
  • Original-Titel: DIE FÄLSCHUNG
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1981
  • Regie: Volker Schlöndorff
  • Drehbuch: Volker Schlöndorff, Jean-Claude Carrière, Margarethe von Trotta, nach einem Roman von Nicolas Born
  • Kamera: Igor Luther
  • Schauspieler: Bruno Ganz, Hanna Schygulla, Jerzy Skolimowski, Gila von Weitershausen
Der Journalist Georg Laschen (Bruno Ganz) geht im Auftrag einer Hamburger Illustrierten nach Beirut, um über den Bürgerkrieg zu berichten. Das hautnahe Erleben des Krieges und seiner Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung führt Laschen in eine persönliche Krise: Er verliert seine Distanz zum Geschehen und betrachtet die journalistische Arbeit als »Fälschung«. Voller Zweifel über den Sinn seines Berufes vermag ihm die Begegnung mit Greta (Hanna Schygulla) Rückhalt und neuen Mut zu geben.
Der medienkritische Film von Regisseur Volker Schlöndorff beklagt einen sensationslüsternen und zynischen Journalismus, der menschliches Leid nur unter dem Gesichtspunkt marktgerechter Verwertung wahrnimmt.
Die sehenswerte Verfilmung von Nicolas Borns gleichnamigem Roman entstand unter teilweise gefährlichen Bedingungen an Originalschauplätzen im Libanon. Die teilweise sehr erschütternden und bedrückenden Kriegssequenzen sollen den Zuschauer zum Nachdenken bringen.
  • Deutscher Titel: Eine Liebe von Swann
  • Original-Titel: EINE LIEBE VON SWANN
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1984
  • Regie: Volker Schlöndorff
  • Drehbuch: Volker Schlöndorff, nach einem Romankapitel von Marcel Proust
  • Kamera: Sven Nykvist
  • Schauspieler: Jeremy Irons, Ornella Muti, Alain Delon, Fanny Ardant
Der Pariser Lebemann Charles Swann (Jeremy Irons) lässt sich scheinbar widerwillig mit der schönen Halbweltdame Odette von Crécy (Ornella Muti) ein. Doch bereits kurze Zeit später erfahren seine Gefühle eine radikale Wendung. Aus einer Liaison entsteht Liebe. Charles projiziert sein idealisiertes Frauenbild auf Odette. Seine Zuneigung zu ihr ist von Anfang an mit Besitzansprüchen und krankhafter Eifersucht verbunden, was die Beziehung schließlich scheitern lässt.
Die gelungene Verfilmung des gleichnamigen Kapitels aus dem Roman »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« von Marcel Proust überzeugt durch atmosphärische Dichte, Inszenierungssicherheit bis ins Detail und eine eindrucksvolle Kameraführung.

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