wissen.de Artikel

So verschärft der Klimawandel den weltweiten Wassermangel

Rund zwei Milliarden Menschen – ein Viertel der Weltbevölkerung – haben laut Unicef keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Und in Zukunft könnten es sogar noch mehr sein, denn der Klimawandel verschlimmert die Wasserkrise. Dabei haben vor allem Wetterextreme wie Dürren oder Überschwemmungen verheerende Folgen für die Wasserversorgung. Werden wir damit in Zukunft noch stärker zu kämpfen haben? Auch hier in Deutschland?
AMA, 22.03.2023
Symbolbild Dürre

© piyaset, GettyImages

Weltweit leiden Milliarden Menschen an Wasserknappheit. Der Weltwassertag der Vereinten Nationen soll jedes Jahr am 22. März an ihre Probleme erinnern. Vielen Menschen mangelt es nicht nur an sauberem Trinkwasser, sondern auch an Sanitärversorgung. Die unzureichende Hygiene führt vielerorts wiederum zu Krankheiten, das fehlende Wasser zu Ernteeinbrüchen und Hunger. Betroffen sind laut Unicef vor allem Menschen in den ärmeren Regionen der Welt wie Afrika, Lateinamerika oder Asien – und dort jeweils vor allem in den ländlichen Gebieten. Der Klimawandel könnte ihre Situation künftig sogar noch verschärfen.

Frau einem Brunnen in Rajasthan
In vielen Teilen der Welt fällt ein zuviel an Wasser an zu wenigen Regentagen. Dort wo eine moderne Trinkwasserversorgung nicht existiert, müssen daher weibliche Familienmitglieder das Wasser aus entfernten Brunnen heranschaffen.

© hadynyah, GettyImages

Wasserextreme werden zunehmen

Bereits in den vergangenen zwei Jahrzehnten ließ sich ein weltweiter Anstieg von extremen Wasserereignissen – also Dürren und Überschwemmungen – verzeichnen. Forschende vom NASA Goddard Space Flight Center haben das Ausmaß dieser Klimaextreme nun mithilfe von Satellitendaten in Zahlen fassen können. Ihren Analysen zufolge gab es zwischen 2015 und 2021 im Schnitt vier als äußerst extrem eingestufte Wetterereignisse pro Jahr. Zwischen 2002 und 2014 waren es noch drei pro Jahr. Die Wahrscheinlichkeit für Dürren und Überschwemmungen steigt also und könnte in Zukunft sogar noch größer werden.

Die Wissenschaftler haben nämlich eine deutliche Verbindung zur globalen Erwärmung festgestellt. Steigen die Temperaturen, nehmen gleichzeitig auch die Wasserextreme zu. Der Grund: Wärmere Luft kann zum einen mehr Wasserdampf aufnehmen. Das ermöglicht stärkere Niederschläge. Zum anderen verändern sich die Luftströmungen so, dass bestimmte Wetterlagen länger anhalten. Dadurch bleibt es länger trocken oder länger regnerisch – und das begünstigt Dürren und Überschwemmungen.

Und noch ein Effekt geht mit dem Temperaturanstieg einher: Die Verdunstung steigt ebenfalls an. Landflächen und Vegetation verlieren schon heute rund zehn Prozent mehr Wasser an die Atmosphäre als noch vor zwanzig Jahren wie Satellitenmessungen enthüllen. Damit verschärfen sich die Auswirkungen von Dürreereignissen, aber auch in "normalen" Jahren hat das hat natürlich Auswirkungen auf die verfügbaren Wasserressourcen.

Elzhochwasser in Monreal, 2021
Elzhochwasser in Monreal, 2021: Extremwetterereignisse werden auch in Deutschland zukünftig häufiger auftreten.

© Markus Volk, GettyImages

Fatale Folgen für die Wasserversorgung

Die extremsten Wasserereignisse des 21. Jahrhunderts fanden fast alle in den vergangenen Jahren statt, wie die NASA-Forschenden berichten. Die stärkste Überschwemmung ereignete sich demnach im Jahr 2019 im subsaharischen Afrika, wo überdurchschnittlich starke Regenfälle den Pegel des Viktoriasees um einen Meter ansteigen und ihn über die Ufer treten ließen. Menschen starben, tausende Häuser standen unter Wasser. Doch nicht nur das: Die Überschwemmungen zerstörten vielerorts Latrinen und Brunnen. Das Trinkwasser war dadurch mit Bakterien und Fäkalien verschmutzt und somit unbrauchbar.

Extreme Dürren wiederum fanden im Südwesten der USA, in Südeuropa und im Süden Brasiliens statt. In ohnehin wasserarmen Gebieten verschärft die Trockenheit den Wassermangel zusätzlich. Laut World Wildlife Fund (WWF) sind jedes Jahr durchschnittlich 55 Millionen Menschen von Dürren betroffen. Treten diese häufiger auf, können sie unter verschiedenen Bedingungen sogar dazu führen, dass sich die Qualität des Grundwassers stetig verschlechtert – und das Trinkwasser dadurch auch langfristig betrachtet unbrauchbar wird. Das ist zum Beispiel auch in Küstenregionen der Fall, wo der steigende Meeresspiegel die unterirdischen Süßwasservorkommen schrittweise versalzen lässt.

Der Klimawandel trägt also auf verschiedene Arten dazu bei, dass das Wasser vielerorts knapp wird. Manche Prognosen gehen sogar davon aus, dass bereits im Jahr 2025 die Hälfte der Weltbevölkerung in wasserarmen Gebieten leben könnte.

Dunst über Waldgebiet
Die Vegetation verliert heute deutlich mehr Wasser an die Atmosphäre als noch vor 20 Jahren.

© n.bataev, GettyImages

Wie gefährdet ist Deutschland?

Obwohl die heftigsten Klimafolgen bisher vor allem Länder des globalen Südens getroffen haben, ist auch Deutschland nicht davor gefeit. Tatsächlich trocknen auch wir langsam aus. Satellitendaten haben enthüllt, dass Deutschland jedes Jahr 2,5 Kubikkilometer Süßwasser verliert. Über einen Zeitraum von 20 Jahren gerechnet, entspricht das der Wassermenge des Bodensees. Auch die Grundwasserspiegel sinken vielerorts. „Zunehmende Extremwetterereignisse wie Hochwasser und Hitzewellen stellen die Wasserversorgung vor große Herausforderungen“, schreibt der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW).

Trotzdem: Noch ist in Deutschland ausreichend Wasser vorhanden. Trinkwasser-Knappheiten liegen – wenn überhaupt – noch in weiter Ferne. Experten zufolge wird es durch trockene Sommer allerdings deutlich öfter zu vorübergehender, regionaler Wasserknappheit kommen. Vor allem im Osten des Landes fällt im Sommer immer weniger Regen, sodas Böden und Gewässer austrocknen. „Häufigere trockene Sommer bedeuten auch, dass der Bedarf zur Bewässerung in der Landwirtschaft steigen wird“, schreibt das Umweltbundesamt. Auch bislang nicht bewässerte Gebiete, darunter Wälder, brauchen bald womöglich unsere Unterstützung und beziehen dann einen Teil der Wasserressourcen.

„Zukünftig werden also mehr Nutzergruppen als heute um eine knapper werdende Ressource konkurrieren. Deshalb müssen wir über eine gerechte Verteilung bei langanhaltender Trockenheit, also über eine Priorisierung nachdenken, die auch die Bedürfnisse der (Gewässer-) Ökosysteme berücksichtigt“, so das Umweltbundesamt weiter. Während solche Regelungen eine Sache der Politik sind, kann auch jeder Einzelne von uns einer Wasserknappheit vorbeugen: indem wir sparsam mit dem nassen Gut umgehen.  

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon