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Sternenhimmel im Mai 2023 - Weiße Nächte, Abendstern und Sternschnuppen von Halleys Komet

Mit dem Mai zieht auch am Himmel der Frühling ein, die Frühlingssternbilder leuchten in voller Pracht. Allerdings wird die Nacht auch immer kürzer – die Zeit der Weißen Nächte hat begonnen. Während die Sterne daher erst spät abends gut zu sehen sind, strahlen Venus und Jupiter um die Wette. Wer allerdings die Sternschnuppen vom Halley'schen Kometen sehen möchte, der muss sehr früh aufstehen.
NPO / Planetarium Hamburg, 02.05.2023
Weiße Nacht in Sankt Petersburg

© SERGEY ALESHIN, iStock

Im Mai dominiert die Sonne über die Dunkelheit der Nacht: Schon zu Monatsbeginn ist es mehr als 14 Stunden hell. Gleichzeitig verlängert sich auch die Phase der Dämmerung immer mehr. Schon Anfang Mai dauert die astronomische Dämmerung morgens und abends rund zwei Stunden, Ende des Monats sind es sogar jeweils drei Stunden. Richtig dunkel ist die Nacht dadurch nur noch wenige Stunden, man muss sich dafür fast bis Mitternacht gedulden. In Nordeuropa beginnt damit die Zeit der weißen Nächte: Weil die Sonne nicht mehr sehr weit unter den Horizont sinkt, bleiben die Nächte jetzt im Ostseeraum und auch in Norddeutschland von einem leichtem Restlicht erhellt.

Sternschnuppen vom Halley'schen Kometen

Der Mai bringt uns reichlich Sternschnuppen: Die Erde kreuzt nun auf ihrer Bahn um die Sonne die Staubreste des berühmten Halley'schen Kometen. Er fliegt alle 75 Jahre dicht an der Erde vorbei und ist dann sogar mit bloßem Auge tagsüber sichtbar. Schon die alten Babylonier berichteten von dieser hellen Lichterscheinung. Bei jeder Passage in Sonnennähe - die letzte ereignete sich im Jahr 1986 - hinterlässt der Komet Teile seines Staubschweifs.

Alljährlich Anfang Mai durchfliegt die Erde diese Staubreste und die Körnchen verglühen dann als Sternschnuppen in der Erdatmosphäre. Die Meteore diese Sternschnuppenregens scheinen aus dem Sternbild Wassermann zu kommen, weshalb der Meteorschauer als Eta-Aquariiden bezeichnet wird. Er hat seinen Höhepunkt in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai, zu dieser Zeit könne bis zu 80 Sternschnuppen pro Stunde fallen.

In diesem Jahr herrschen allerdings leider keine sehr guten Bedingungen für die Sternschnuppen-Jagd: Am 5. Mai ist Vollmond, so dass der Erdtrabant auch in den folgenden Nächten sehr prominent am Himmel steht. Am ehesten gelingt die Beobachtung der Meteore ab Mitte Mai am frühen Morgen zwischen drei und vier Uhr. „Da der Radiant erst gegen drei Uhr morgens über den Horizont tritt, bietet sich uns leider nur ein äußerst kurzes Zeitfenster für die Sichtung der Meteore“, sagt Björn Voss, Direktor des Planetariums Hamburg.

Die Venus leuchtet schon bei Sonnenuntergang als heller "Abendstern" am Himmel und ist nach dem Mond das hellste Gestirn am nächtlichen Himmel.

iStock, Joesboy

Venus als leuchtender „Abendstern“

Auch wenn der Meteorschauer in diesem Jahr weniger prächtig ausfällt: Auf die Sterne und Planeten ist Verlass. Besonders hell und nicht zu übersehen leuchtet unser Nachbarplanet Venus, sie steht als "Abendstern" ab der Abenddämmerung mehrere Stunden lang über dem westlichen Horizont. Nach Sonne und Mond ist sie das hellste Licht am Himmel. Am 23. Mai kommt die schmale Mondsichel der Venus sehr nahe, sie steht dann links oberhalb des "Abendsterns" – dieses Duo bietet einen besonders schönen Anblick. Ebenfalls in der Nähe der Venus steht der Mars, unser äußerer Nachbartplanet, sein schwacher, rötlicher Lichtfleck wird allerdings von der Venus weit überstrahlt.

Wenn die helle Venus nach Mitternacht allmählich untergeht, übergibt sie den Staffelstab an zwei andere, ebenfalls helle Planeten: Jupiter und Saturn. Beide Gasriesen sind Ende des Monats zusammen in der Morgendämmerung zu sehen. Der Saturn taucht bereits Mitte Mai ab drei Uhr nachts am Südost-Horizont auf. Am 13. und 14. Mai zieht der Halbmond nahe an ihm vorbei.

Sommerdreieck aus Deneb, Wega und Altair vor der Milchstraßenkulisse.

Stellarium

Frühlings-Sternbilder und das Sommerdreieck

Bei den Sternbildern kündigt sich der "Wachwechsel" von den Winter- und Frühlings-Sternbildern zum Sommerhimmel an. Ähnliches gilt für die nicht zu den Sternbildern zählenden Sternen-Anordnungen, die die Jahreszeiten markieren: Vom „Wintersechseck“ sind im Nordwesten nur noch die Sterne Kapella im Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen und Prokyon im Kleinen Hund zu sehen, während die restlichen drei Sterne des Sechsecks - Sirius, Rigel und Aldebaran - schon unter dem Horizont verschwunden sind.

Dafür stehen die Frühlingssternbilder prominent und hoch am Himmel. Das auffälligste von ihnen ist der Löwe, mit seiner gut erkennbaren Formation aus relativ hellen Sternen. Er ist am abendlichen Südwest-Himmel unterhalb des Großen Wagens zu sehen. Sein Hauptstern Regulus bildet gemeinsam mit Spica und Arktur, den Hauptsternen der Jungfrau und des Bärenhüters, die großflächige Figur des „Frühlingsdreiecks“. Es ist die ganze Nacht hindurch gut zu sehen.

Gegen Mitte des Monats tauchen schon die Sterne des „Sommerdreiecks“ am östlichen Horizont auf. Es sind Wega in der Leier, Altair im Adler und Deneb im Schwan. Ende Mai zeigen sie sich gleich nach Sonnenuntergang, sobald die ersten Lichtpunkte am Himmel funkeln. Auf den ersten Blick erscheinen diese drei Sternen gleich groß und hell, doch dies täuscht: Deneb ist etwa 100-mal weiter von uns entfernt als die beiden anderen Sterne des Sommerdreiecks. "Trotz dieser viel größeren Distanz erscheint er uns etwa gleich hell. Der Grund dafür ist seine enorme Größe”, erklärt Voss. „Wir sehen hier einen gigantisch großen Himmelskörper mit einem Durchmesser von rund 280 Millionen Kilometern – damit ist er etwa 200-mal so groß wie unsere Sonne. Wäre er uns so nah wie Wega, wäre er für uns fast so hell wie unser Sichelmond.“

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