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Zukunftswerkstatt
Schon die Jüngsten und Jungen, Kindergartenkinder und Jugendliche, können diesen Prozess in der Zukunftswerkstatt durchlaufen. Alter und Bildungsstand der Teilnehmer spielen keine Rolle. Kurzum: Mitmachen kann jeder, der das notwendige Interesse mitbringt. Entscheidendes Merkmal: Im Mittelpunkt steht die Fantasie. Sie wird angeregt, um neue Lösungen zu entwickeln. Die Themen sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Die Fragen können beispielsweise aus den Bereichen Politik, Architektur, Verkehr, Technik, Ökologie und Medizin stammen. Auch soziale und psychologische Probleme finden Raum, in der Regel mit regionalem Bezug. Lehrer und Schüler etwa können sich fragen, wie ihre Schule in Zukunft aussehen soll, Bürger reden mit bei der Neugestaltung des Stadtparks, Mitarbeiter regen eine bessere Teamarbeit an.
Die Zukunftswerkstatt hat eine klare methodische Struktur und chronologische Abfolge. Sie umfasst drei Hauptphasen, manchmal auch eine vierte Hauptphase für soziale Experimente. Gearbeitet wird mit den Kompetenzen und Ressourcen der Teilnehmer. Grundlegend ist die Annahme, dass jeder Experte für sich selbst ist. Mit der Methode der Zukunftswerkstatt können brachliegende Problemlösungspotentiale mobilisiert werden. Parallel werden sich die Teilnehmer ihrer Ideen, Probleme und Wünsche bewusster. Inspiriert von eigenen Visionen, entwickeln sie – oft ungewöhnliche und überraschende - Perspektiven für die Zukunft. Es entsteht ein kollektives Engagement.
Methode
In den 1970er Jahren wurde die Zukunftswerkstatt von den Zukunftsforschern Robert Jungk, Rüdiger Lutz und Norbert R. Müllert entwickelt. Anlass waren die Protestbewegungen der 1968er Jahre, die sich unter anderem gegen die politischen Machtstrukturen wandten. Was auch Jungk beschäftigte: Nicht die, die es angeht, treffen die Entscheidungen, sondern in der Regel Experten, die nicht mit den Konsequenzen einer Entscheidung leben müssen. Um das zu ändern, plädierte er für eine lebendige Demokratie von unten. Dieser Grundgedanke war die Geburtsstunde der Zukunftswerkstatt.
Einsatzgebiete
Vielseitiges Instrument für Zukunftsgestaltung, Förderung von Partizipation, Demokratie und Bürgerbeteiligung, Entwicklung von gemeinsamen Projekten, Katalysator für bestehende Probleme, Kreativitätsfreisetzung und -förderung, Ausbildung sozialer Phantasie, Entwicklung von neuen, oft ungewöhnlichen Konzepten.
Teilnehmer
Ausschließlich für Gruppen geeignet, maximal 25 Teilnehmer, ideal sind 15 bis 20 Teilnehmer, möglichst von zwei geschulten Moderatoren begleitet, ist die Gruppe wesentlich größer, sollte in parallelen Werkstätten gearbeitet werden, die sich phasenweise in einem Plenum treffen
Zeitbedarf
Empfohlen sind zwei bis drei Tage, auch kürzere Zeitspannen sind möglich, aber in der Regel weniger effektiv
Ablauf
Kennzeichnend für die Zukunftswerkstatt ist das sogenannte Drei-Phasen-Modell: Kritik, Vision, Realisierung. Es wurde bereits Ende der 1970er Jahre entwickelt. Was ärgert? Was nervt? In der Kritikphase wird gesammelt, was die Teilnehmer belastet. Das hat oft auch reinigende Wirkung, da erstmal Dampf abgelassen wird. In der Visionsphase kann hemmungslos fantasiert werden. Die Wünsche der Teilnehmer werden offen formuliert. Und damit es dabei nicht bleibt, geht es in der Phase der Realisierung schließlich darum, wie man Alltag und Vision verbinden kann. Es werden konkrete Handlungsschritte ausgearbeitet, wie man seinem Ideal Schritt für Schritt näher kommen kann. Dabei geht es im Wesentlichen um die Fragen: Was wollen wir konkret tun? Wer kann uns dabei helfen? Wann beginnen wir?