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Archäologische Prospektionsmethoden

Luftbildarchäologie - Spurensuche aus der Vogelperspektive

Vor einer archäologischen Ausgrabung sollte das Gelände eingehend mit einer oder mehreren Prospektionsmethoden untersucht werden. In der Regel werden verschiedene Methoden kombiniert werden, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu garantieren.

Mit Hilfe der Luftbildarchäologie können an der Oberfläche nur bedingt zu erkennende oder nicht genau lokalisierbare Bodendenkmäler aufgrund verschiedener Bewuchs- und Bodenmerkmale sehr gut analysiert und dokumentiert werden.

Bewuchsmerkmale

Man unterscheidet hier zwei verschiedene Typen: Zum einen die negativen Bewuchsmerkmale von Pflanzen, die über Mauerwerk, Straßen oder sonstigen Steinsetzungen sichtbar sind und zum anderen positive Merkmale bei Pflanzen, die man bei wieder verfüllten, Eintiefungen (Gräben, Gruben) in den gewachsenen Boden findet. Diese zwei Typen sind während der Wachstumsphasen des Getreides unterschiedlich stark zu erkennen.

In der ersten Phase, die vor und während der Wachstumsperiode des Getreides abläuft, sind negative Bewuchsmerkmale über Mauern, antiken Straßenzügen etc. in Form von gelben und im allgemeinen schlechter entwickelten Pflänzchen zu erkennen, wohingegen sich die Saat über verfüllten Gräben und Gruben besser entwickelt, d.h. dunkelgrün und sehr kräftig ist (positive Bewuchsmerkmale).

Die Zeit während und kurz nach der Ährenschiebe stellt die zweite Phase dar. Hier ist die schlechtere Entwicklung der über Mauern wachsenden Pflanzen noch besser zu beobachten.

Die Gelbfärbung ist zwar größtenteils verschwunden, doch ist ein Größenunterschied von bis zu 40cm im Vergleich zu den Pflanzen festzustellen, die auf verfüllten Bodeneintiefungen wachsen und denen somit mehr Humus und auch eine höhere Wasseraufnahmekapazität des Bodens zur Verfügung steht.

Weiterhin wurde festgestellt, dass Getreidepflanzen, die über einer im Boden verborgenen Mauer wachsen, im Falle eines Windbruches meistens resistenter sind als Pflanzen, die daneben oder über einem verfüllten Graben wachsen. Das liegt daran, dass erstere aufgrund ihrer geringen Höhe dem Wind weniger Angriffsfläche bieten und auch die mit der geringeren Höhe verbundene, größere Stabilität spielt eine nicht unwesentliche Rolle.

In der Reifephase werden Pflanzen über Mauerwerk schneller reifen und somit auch früher gelb als das Getreide des restlichen Feldes. Dies ist besonders nach einem extrem trockenen Sommer zu bemerken. Sobald jedoch auch die Pflanzen des restlichen Feldes in die Reife übergegangen sind, sind nur noch Unterschiede in der Höhe der Pflanzen zu erkennen. Anders verhält es sich mit dem Getreide, das über Gräben wächst. Es bleibt länger grün, da ausreichend Wasser und Humus zur Verfügung stehen.

Abschließend bleibt noch zu sagen, dass diese Bewuchsmerkmale ausschließlich bei Feldfrüchten wie Gerste, Roggen, Weizen und Hafer festzustellen sind. Andere Pflanzen wie z.B. Obst, Weinreben, Kartoffeln oder Mais zeigen keine Reaktion, da diese in zu großen Abständen eingesäht werden.

Schattenmerkmale

Die Schattenmerkmale basieren im Prinzip auf den Bewuchsmerkmalen, die in der zweiten und dritten Phase des Wachstumsvorganges deutlich werden. Photographiert man während dieser Zeit bei einem tiefen Sonnenstand ein bestimmtes Gebiet, so werden zum einen die durch die unterschiedlichen Höhen der Getreidehalme entstehenden Schatten erkennbar, und zum anderen sieht man mehr oder weniger großflächige Geländeerhebungen (z.B. Tumuli) in einem sonst flachen Gebiet.

Feuchtigkeitsmerkmale

Nach einer Schneeschmelze oder einem starken Regenschauer lassen sich in Wasser speichernden Böden wie Löß und Lehm unterschiedlich starke Verdunstungsraten feststellen. So trocknen ungestörte Flächen relativ gleichmäßig aus - die Verfüllungsschichten ehemaliger Gräben speichern aufgrund ihres veränderten Wasserbindungsvermögens das Wasser länger.

Schneemerkmale

Im Winter kann man feststellen, dass nach einem Schneeschauer höher gelegene Geländeabschnitte schneefrei sind, da sich der Schnee aufgrund des Windes in Luv und Lee dieser Erhebung angesammelt hat. Genau auf die gleiche Weise werden Gräben mit Schnee verfüllt. Mit Hilfe der Schneemerkmale lassen sich vor allem Grabhügel sowie Befestigungsanlagen durch die Luftbildarchäologie erkennen.

Während der ersten Frostperioden des Winters taut der Schnee schneller über verfüllten Gräben, da die feinporige und feuchte Einfüllung eine stärkere gespeicherte Bodenwärme aufweist als der benachbarte ungestörte Boden. Umgekehrt kann man am Ende einer Kälteperiode feststellen, dass der Schnee über Gräben länger liegen bleibt, da sich dort im Laufe des Winters durch langen, tiefgreifenden Frost sozusagen ein Kältereservoir gebildet hat.

Bodenmerkmale

Archäologische Befunde zeichnen sich durch eine andere Farbe und eine andere Konsistenz des Bodens aus, der über dem Befund liegt, da hier die Bodenstruktur zum Teil tiefgreifend gestört ist. So sind zum Beispiel Brandschichten, Mauerzüge oder römischer Estrich aufgrund ihres anderen Erscheinungsbildes oft klar als andersfarbige Flächen vom umgebenen Boden zu unterscheiden.

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