Abschiedsorte

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Vor der Burg von Edinburgh findet jedes Jahr im Sommer das Edinburgh Military Tattoo statt, das sich zum größten Musikfestival Schottlands entwickelt hat. „Tattoo“ bedeutet aber nicht, dass die Teilnehmer tätowiert sind; der Begriff ist die englische Übersetzung unseres "Zapfenstreichs". Heute als Abschiedsritual für scheidende Regierungsmitglieder verstanden, zeigte der Zapfenstreich früher den Beginn der Nachtruhe beim Militär an. Ein Schlag auf den Zapfen der Alkoholfässer signalisierte den Soldaten dabei: Jetzt gibt’s nichts mehr. Das englische Wort Tattoo kommt aus dem Niederländischen "tap toe", Zapfen zu.

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Auch wenn der Tränenpalast alles andere als ein Palast ist; Tränen sind hier reichlich geflossen. Der Betonbau aus den 1960er Jahren, der den offiziellen Namen "Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichsstraße" trug, war für viele Deutsche Symbol für Abschied und Trauer. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 fungierte das Gebäude als Ausreisehalle für Bürger der Bundesrepublik, die in Ostberlin zu Besuch gewesen waren. Der Berliner Volksmund taufte den Grenzübergang "Tränenpalast", weil hier Familienangehörige und Freunde bis zum Fall der Mauer 1989 voneinander Abschied nehmen mussten. Nach der Wiedervereinigung wurde das Gebäude in ein Kulturzentrum gleichen Namens mit Diskothek und Kabarett umfunktioniert. Seit 1993 steht der Bau unter Denkmalschutz; der Club wurde nach einem Verkauf des Grundstücks durch den Senat 2006 aufgelöst. Seit 2011 beherbergt der Tränenpalast die Ausstellung "Grenz.Erfahrungen. Alltag der deutschen Teilung" vom Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Einige Originalschilder im Gebäude erinnern noch heute an die Zeit, als hier tatsächlich Tränen des Abschieds flossen.

Monika Wittmann

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Als am 28. Juni 1814 in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo mehrere Schüsse fielen, war der Abschied einer längst überholten Welt endgültig eingeläutet. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie durch den Anarchisten Gavrilo Princip sollte den Ersten Weltkrieg auslösen, an dessen Ende die Jahrhunderte alten Monarchien Europas untergingen. Die Idee von der gottgegebenen Herrschaft musste nun neuen Regierungsformen weichen. Ironie der Geschichte: Franz Ferdinand, der seit Jahren in Wartestellung war, um den Thron der Habsburgermonarchie von seinem greisen Onkel Kaiser Franz Josef zu übernehmen, sollte bei seinem Besuch in Bosnien ausgerechnet auf diese besondere Beziehung zu Gott vertrauen: Auch nach Warnungen vor Attentaten ließ sich der Erzherzog nicht von der Fahrt abhalten. "Unter einen Glassturz lasse ich mich nicht stellen. In Lebensgefahr sind wir immer. Man muss nur auf Gott vertrauen."

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Pünktlich zum 11. Mai pflegte König Ludwig von Bayern II. seinen Wohnsitz für den Sommer nach Schloss Berg an der Ostseite des Starnberger Sees zu verlegen. Bis zu seiner Rückkehr nach München führte er von dort auch die Regierungsgeschäfte. Als er am 12. Juni 1886 nach Berg kam, war ihm die Entscheidungsgewalt über sein Reich längst entglitten. Der 41-Jährige Monarch hatte sich geistig so in seine Traumwelt verstiegen, dass seine Minister keinen anderen Ausweg sahen, als Ludwig zu entmündigen und auf Schloss Berg zu internieren. Für den abgesetzten König sollte es ein Aufenthalt ohne Wiederkehr sein. Einen Tag nach seiner Internierung wurden die Leichen Ludwigs und seines Arztes Dr. Gudden im Starnberger See gefunden. Die beiden waren zu einem Spaziergang aufgebrochen und nicht wieder zurückgekehrt. Die offizielle Version der Ereignisse lautete, dass Ludwig sich in geistiger Umnachtung ertränkt hatte. Bis heute ranken sich aber Theorien um den Tod des Königs, wonach dieser einem Komplott zum Opfer gefallen sei.

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Für gut fünf Millionen Menschen zwischen 1850 und 1934 wurde der Hamburger Hafen zu dem Ort, an dem sie sich von der Alten Welt verabschiedeten. Anschließend gingen sie an Bord eines der zahlreichen von dort ablegenden Schiffe nach Übersee, um sich auf den Weg in neues Leben zu machen. Die Auswanderer kamen aus ganz Europa nach Hamburg und hatten oft schon eine mühevolle Anreise hinter sich, ehe sie überhaupt den Fuß auf ihr Schiff setzten. Die meisten Emigranten hatten die Vereinigten Staaten als Ziel.

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Procida im Golf von Neapel ist eine der weniger bekannten, aber genauso malerischen Inseln wie Ischia oder Capri. Bekannt ist das 10.000 Einwohner umfassende Eiland auch wegen eines etwas makabren Brauchs, von den Toten Abschied zu nehmen. Wegen des beschränkten Platzes auf dem örtlichen Friedhof werden Verstorbene nur auf Zeit begraben. Nach einer Ruhephase werden die sterblichen Überreste im Beisein der Verwandten exhumiert,die Knochen von den anderen Überresten getrennt, in einen Zinksarg gegeben und dann in einem Platz sparenden Wandgrab erneut beigesetzt.

ESA

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Mit über drei Millionen Einwohnern ist ad-Dār al-bayḍā zwar die größte Stadt Marokkos. Doch ohne den berühmten Film mit Ingrid Bergmann und Humphrey Bogart wäre Casablanca, wie die Metropole im westlichen Kulturkreis genannt wird, heute allenfalls wegen der 1943 dort abgehaltenen "Casablanca-Konferenz" zwischen US-Präsident Roosevelt und dem englischen Premierminister Churchill in die Geschichte eingegangen. Der vor einigen Jahren zum besten Liebesfilm aller Zeiten gewählte Hollywoodstreifen aus dem Jahr 1942 hat den Namen Casablanca auf der ganzen Welt bekannt gemacht. Bergmann spielt darin Ilsa, die Frau eines tschechischen Widerstandskämpfers, die mit ihrem Mann Laslo in Casablanca Visa ergattern möchte, um sich dem Zugriff durch die Nazis zu entziehen. Dabei trifft sie ihren ehemaligen Geliebten Rick wieder, der dort ein Café führt. Beide gestehen sich erneut ihre Liebe ein, doch Rick (Humphrey Bogart) gibt seine Ansprüche auf und überredet Ilsa, bei ihrem Mann zu bleiben, der sie dringend brauche. Bis heute legendär sind die Zitate "Schau mir in die Augen Kleines" und "Spiel’s noch einmal, Sam".

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Übersetzt bedeutet "Place de la Concorde" Platz der Eintracht. Doch so friedlich diese Bezeichnung erscheint, ist die Geschichte des größten Platzes in Paris keineswegs. In der Zeit von 1755 bis 1776 gebaut, wurde er erst "Place Louis XV" genannt. 1792 erhielt er dann den Namen "Place de la Revolution", ehe ein Jahr später darauf eine Guillotine errichtet wurde, unter der 1119 Personen ihren Tod fanden. Unter der Schreckensherrschaft der Jakobiner wurden Adelige, Abtrünnige und auch etliche Angehörige der Aufrührer selbst geköpft. Prominenteste Opfer waren der abgesetzte König Ludwig XVI., der am 21. Januar 1793 hingerichtet wurde und seine Frau Marie Antoinette, die neun Monate nach ihrem Mann im Oktober 1793 aufs Schafott kam. Unter den weiteren Getöteten befinden sich berühmte Namen wie Madame Dubarry, Mätresse Ludwigs XV., die Revolutionsführer Danton, Robespierre sowie der Ehemann von Josephine de Beauharnais, der späteren Gattin Napoleons. Nach dem Sturz der Jakobiner erhielt der Platz den Namen "Place de la Concorde", den er seit 1830 nach erneuten Änderungen endgültig trägt.

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Das kolossale Denkmal bei Detmold im südlichen Teutoburger Wald erinnert an den Cheruskerfürsten Arminius. Als Anführer der germanischen Stämme fügte er den römischen Legionen unter Feldherr Publius Quinctilius Varus im Jahr 9 nach Christus eine empfindliche Niederlage zu. Drei römische Legionen mit 15.000 Kämpfern wurden in der Varusschlacht aufgerieben. Varus selbst nahm sich das Leben. Für den römischen Kaiser Augustus bedeutete die Niederlage einen herben Verlust - er büßte rund ein Achtel seiner gesamten Streitmächte ein. Laut seinem Biographen Sueton soll er bei Erhalt der Nachricht schmerzvoll geklagt haben: "Quintilius Varus, gib die Legionen zurück!"

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So berühmt das Shakespear’sche Liebespaar Romeo und Julia auch sein mag: echte historische Vorbilder dafür hat es nicht gegeben. Zwar sind Familien mit den Namen Cappelletti und Montecchi nachweisbar –, doch das tragische Schicksal der jungen Liebenden aus den miteinander verfeindeten Familien Capulet und Montague ist eine Erfindung Shakespeares. Ähnlich verhält es sich auch mit dem berühmten Balkon an der "Casa di Giuiletta" in Verona. Dessen Bestandteile lagerten bis zum 20. Jahrhundert noch in einem Museum. Mehrere Filmprojekte und findige Touristenexperten waren der Anlass, aus dem musealen Marmorbruch einen Balkon zu bauen, der seit den 1920-er Jahren Millionen von Besuchern anzieht und neuerdings sogar als Trauungsort gemietet werden kann.

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So hatte sich Napoleon Bonaparte seine Zukunft ganz sicher nicht vorgestellt: Seiner Macht beraubt und nach Elba verbannt, blieben ihm, einst Herrscher über ganz Europa, nun gerade mal 10.000 Untertanen, die das Eiland nahe der italienischen Küste bewohnten. Zwar hatte der gebürtige Korse auf Elba zwei "Regierungssitze", unter anderem die Villa San Martino. Doch die Reorganisation seines neuen Reichs war Napoleon, der sich immer noch „Kaiser“ nennen durfte, schnell zu langweilig. Als Bonaparte durch getreue Spione erfuhr, dass die Franzosen mit ihrem neuen Herrscher, Ludwig XVIII. alles andere als zufrieden waren, witterte er seine Chance: Es gelang ihm, von Elba zu fliehen, nach Frankreich zurückzukehren und die Macht erneut an sich zu reißen. Doch seine Herrschaft sollte nur 100 Tage dauern. In einer Entscheidungsschlacht bei Waterloo unterlag Napoleon am 18. Juni 1815 dem Heer der alliierten Preußen und Engländer. Napoleon wurde erneut entmachtet und verbannt. Diesmal jedoch auf die weit im Atlantik gelegene Insel St. Helena, auf der er 1821 starb.

Kessler Medien, Saarbrücken

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Der altägyptischen Tradition zufolge bedeutete der Tod zwar, dass die Lebenden von ihren Verstorbenen Abschied nehmen mussten. Für die Toten selbst stellte das Sterben jedoch nur den Übergang in ein neues, ewiges Reich dar. Damit die Verstorbenen im Jenseits ein ihrem Stand angemessenes Leben führen konnten, wurde reichen und mächtigen Ägyptern eine entsprechende Begräbnisstätte errichtet, die nicht nur den Leichnam beherbergte, sondern auch eine zum Leben notwendige Ausstattung erhielt. Ein heute noch gut erhaltenes Beispiel des Totenkults am Nil ist die Nekropole im Tal der Könige im ehemaligen Theben (heute Luxor). 64 Grabstätten aus der Zeit von 1550 bis 1100 vor Christus sind bis dato dort ausgegraben worden. Der bekannteste Fund ist dabei das Grab des Tutanchamun, das 1922 vom britischen Archäologen Howard Carter entdeckt wurde. Neben dem Sarkophag mit dem mumifizierten Pharao enthielt das Grab unzählige Kunstschätze. Die Mumie Tutanchamuns ist heute der einzige Leichnam eines ägyptischen Herrschers, der wieder in seiner ursprünglichen Grabstätte im Tal der Könige ruht.

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