Da muss man erst mal drauf kommen!

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Auch wenn sich die Gäste zu benehmen wissen, oft muss Josephine Cochrane nach Partys in ihrem Haus über zerbrochenes Geschirr klagen. Immer wieder ärgert sich die wohlhabende Dame aus Shelbyville (Illinois) darüber, dass ihre Angestellten beim Abwasch ihr gutes Porzellan zerbrechen. Nach wenigen Versuchen sich selbst um den Abwasch zu kümmern, steht für sie fest, dass es einen angenehmeren Weg zu sauberen Tassen und Tellern geben muss. Kurz nachdem sie erste Entwürfe für eine Spülmaschine fertiggestellt hat, verstirbt ihr Mann. Die Schulden, die er hinterlässt, bestärken Cochrane in ihrem Vorhaben, ein funktionierendes Gerät auf den Markt zu bringen. 1886 wird die Spülmaschine auf ihren Namen patentiert. Sieben Jahre später erhält Josephine Cochrane auf der Weltausstellung in Chicago den Preis für "die beste mechanische Konstruktion, Haltbarkeit und Zweckentsprechung". Mit ihrer Erfindung gilt sie der Frauenbewegung noch heute als Leitfigur, hat sie doch zur Befreiung der Frau aus der Küche beigetragen. Weniger begeistert hingegen sind zunächst die Hausbediensteten. Aus Angst, ihre Arbeitsplätze zu verlieren, laufen sie gegen die Spülmaschine Sturm.

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"Vater der Telefonie" wird Alexander Graham Bell heute genannt, denn er hat dem Telefon zur Marktreife verholfen. Tatsächlich gibt es in der Geschichte wenige Patente, die ähnlich umstritten sind wie das auf den Fernsprecher des britischen Sprachtherapeuten und Taubstummenlehrers. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liefern sich zahlreiche Erfinder ein Wettrennen um einen funktionierenden Fernsprechapparat. Das erste Gerät zur Übertragung von Tönen durch elektromagnetische Wellen wird 1861 von Philipp Reis vorgestellt. 15 Jahre später reicht Bells Anwalt den Patentantrag für ein Telefon ein, nur zwei Stunden vor dem Amerikaner Elisha Gray. Bell wird die Priorität zuerkannt, auch wenn sein Fernsprecher, im Gegensatz zu dem von Gray, nicht funktioniert. Bei der späteren Konstruktion des Telefons verwendet Bell Elemente, die nicht in seiner Patentschrift vorgesehen sind, sehr wohl aber in der seines Konkurrenten. Aus dem folgenden Rechtsstreit geht Bell als Sieger hervor, genau wie aus den Streitigkeiten mit Antonio Meucci, dessen Aufzeichnungen für einen Fernsprechapparat wenige Jahre zuvor an Bell geraten waren und von diesem patentiert wurden. Fortan kann Bell seinen Mitstreitern die Aktivitäten auf dem Gebiet des Telefons untersagen. Aus der 1877 gegründeten "Bell Telephone Company" geht 1885 die "American Telephone and Telegraph Company" hervor, bis heute eine der größten privaten Telefongesellschaften der USA.

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1810 kann sich der französische Koch und Zuckerbäcker Nicolas Appert über den Erhalt von 12 000 Goldfranc, gezahlt von der napoleonischen Regierung, freuen. Schon lange hatte er sich mit der Frage beschäftigt, wie man Nahrungsmittel dauerhaft haltbar machen könne. Im Zuge der Koalitionskriege nach der Französischen Revolution wird ein solches Verfahren schließlich zur Notwendigkeit, denn auf den Schlachtfeldern wird die Verpflegung der riesigen Heere zum ernsthaften Problem. Napoleon setzt ein Preisgeld für die Entwicklung einer Methode zur Haltbarmachung von Lebensmitteln aus. Apperts Verfahren, Nahrungsmittel in luftdicht verschlossenen Glasflaschen zu erhitzen und auf diese Weise zu konservieren, besteht den Test der französischen Marine und bringt ihm neben dem Preisgeld auch den Ehrentitel "Wohltäter der Menschheit" ein. Das Geld investiert er in eine Manufaktur, in der er bald Dosen aus Weißblech für die Konservierung verwendet. Einige der gläsernen Konserven hatten den Wellengang auf den Marineschiffen nicht überstanden.

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Beutel überbrühen, ziehen lassen und ab in die Mülltonne. Fertig ist der Tee. Das Prinzip des Teebeutels ist so simpel, dass nicht einmal sein Erfinder, der amerikanische Teehändler Thomas Sullivan, darauf kommt. Im Jahr 1904 möchte er seinen Kunden eine neu eingekaufte Teesorte vorstellen. Um beim Versand der Proben Kosten einzusparen - sie werden für gewöhnlich in kleinen aber schweren Blechdosen versendet - stopft er die losen Blätter in Seidenbeutel und verschickt sie an die Kunden. Diese missdeuten die Versandart und überbrühen, in dem Glauben, dies sei so von Sullivan beabsichtigt, den Tee mitsamt Beutel mit kochendem Wasser. Der Teebeutel ist erfunden.

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Kleine Krümmung, große Wirkung: Auch wenn Klos mit Wasserspülung schon seit dreieinhalb Tausend Jahren bekannt sind, hat die Sache doch lange einen Haken. Da sich die Toiletten direkt über der Jauchegrube befinden, stinkt es — auch mit Wasserspülung — immer erbärmlich. 1775 hat der schottische Mathematiker und Uhrmacher Alexander Cummings die Nase voll und meldet das entscheidende Patent an. Durch eine Krümmung nach oben und einer weiteren gleich wieder nach unten, wird stets eine gewisse Wassermenge im Abflussrohr zurückgehalten – der perfekte Geruchs-Stopper.

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Zipp und zu – so einfach läuft es zunächst nicht. Die ersten Reißverschlüsse klemmen, kratzen und verhaken sich. Die Kunden bleiben lieber bei den altbewährten Knöpfen, Haken und Bändern. So benötigt besonders Frau weiterhin Hilfe beim Schließen von Kleid und Korsett. Die Entwicklung des Reißverschlusses findet über mehrere Jahrzehnte statt. 1851 erhält Elias Howe ein Patent auf eine Schließvorrichtung für Kleidung, die aber in der Praxis keine Verwendung findet. Einen Schritt weiter kommt Whitcomb Judson, dessen Hakenverschluss 1893 auf der Weltausstellung in Chicago für eine Sensation sorgt. Vermarkten kann er den zunächst nur für Stiefel gedachten Verschluss jedoch nicht. Das Konzept ist nicht ausgereift, der Verschluss nahezu so teuer wie die zu verschließenden Schuhe. Massentauglich wird der Reißverschluss erst 1912 mit seiner Weiterentwicklung durch Gideon Sundback. Erster großer Kunde ist die US Navy, die die Uniformen ihrer Lotsen mit der neuen Erfindung aufrüstet. Ganz und gar praktisch ist die neue Verschlusstechnik zunächst jedoch nicht. Die noch aus Metall bestehenden Reißverschlüsse setzen schnell Rost an - zum Waschen müssen sie rausgetrennt und dann wieder eingenäht werden.

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Ein Wissenschaftsstreit um Froschschenkel läutet den Beginn des elektrischen Zeitalters ein. 1787 liest Alessandro Volta, Professor für Physik im italienischen Pavia, die Veröffentlichungen seines Wissenschaftskollegen Luigi Galvani. Dieser behauptet, in den Muskeln und Nerven von Fröschen elektrische Energie nachweisen zu können. Denn kommen gehäutete Froschschenkel mit Metallen in Berührung, zucken diese. Für Galvani steht fest: Es gibt eine tierische Elektrizität. Volta ist fasziniert von Galvanis Beobachtungen, vermutet die Elektrizität jedoch nicht im Körper der Frösche, sondern in den Metallen. Seine Experimente, die er auch am eigenen Körper ausprobiert, bestätigen seine These: Bei der Berührung von Metallen laden sich diese auf. Es entsteht eine elektrische Spannung. Volta vertieft seine Experimente und kommt zu dem Schluss, dass es verschiedene Klassen elektrischer Leiter gibt. Weiter entdeckt er, dass die Spannung sich erhöht, wenn man feuchte Platten verschiedener Metalle aufeinander stapelt. Dies führt zu seiner wohl wichtigsten Erfindung. Der Volta-Säule, dem Vorläufer der Batterie.

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"One Penny Black" lautet der Name der weltweit ersten Briefmarke, die ab Mai 1840 Briefsendungen in Großbritannien bestückt. Im Jahr zuvor stimmt Königin Victoria, deren Bildnis die Marke ziert, einer Reform des Postwesens zu. Der entscheidende Gesetzesentwurf wird von dem Lehrer Rowland Hill vorgelegt, der einen einheitlichen Portosatz und eine damit einhergehende Kostensenkung für Briefsendungen vorschlägt. Nicht länger soll der Briefverkehr nur den wohlhabenden Schichten vorbehalten sein. Zentraler Gedanke von Hills Entwurf ist die Einführung eines Vorauszahlungssystems: Fortan soll der Absender für die Zustellungsgebühr aufkommen. Bevor die ersten Postwertzeichen auf den Markt kommen, muss der Empfänger für den Brieftransport aufkommen.

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Die ersten Kühlgeräte sind eine explosive Angelegenheit. 1834 entwickelt der Amerikaner Jacob Perkins eine Kompressionskältemaschine, bis heute das Herzstück fast jedes Kühlschranks. Als Kühlmittel verwendet er Ether. Das Gefährliche dabei: In Verbindung mit Luftsauerstoff bildet Ether hochexplosive Peroxide. So kommt es, dass die ersten unter dem Namen "Äthereismaschinen" patentierten Kältemaschinen explodieren. Erst mit der Erfindung der Ammoniakkältemaschine durch Carl von Linde gelingt es, die Zuverlässigkeit der Maschinen so zu verbessern, dass diese industrietauglich werden. In die privaten Haushalte hält der Kühlschrank allerdings erst mit der Entwicklung von Ersatzchemikalien Einzug. Der ätzende Ammoniak verursacht nicht nur Lecks, sondern auch einen üblen Geruch.

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Im Jahr 1908 schmeckt der Kaffee bitter. Die Rückstände der gemahlenen Bohnen krümeln unangenehm im Mund. Dann durchlöchert Melitta Bentz, Hausfrau aus Dresden, mit Hammer und Nägeln einen Kochtopf und legt ihn mit Löschpapier aus den Schulheften ihrer Söhne aus - der erste Filter ist geboren. Im Freundeskreis kommt der neugewonnene Kaffeegenuss so gut an, dass Melitta Bentz beschließt, ihre Idee zu patentieren und zu vermarkten. 73 Pfennig beträgt das Startkapital, mit dem sie und ihr Ehemann Hugo ein "kaufmännisches Agentur- und Kommissionsgeschäft" beim Dresdner Gewerbeamt anmelden. Schon bald reicht die kleine Vierzimmerwohnung der Familie nicht mehr als Produktionsstätte aus. Das Geschäft mit der Erfindung "Kaffeefilter mit auf der Unterseite gewölbtem Boden sowie mit schräg gerichteten Durchflusslöchern" floriert.

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