Licht ins Dunkel - Lichterfeste weltweit

1/10

Besinnlichkeit verbreiten die Halloween-Kürbisköpfe nicht. Aber Gruseln tun wir uns bei ihrem Anblick auch schon lange nicht mehr - schließlich läuten sie auch in Deutschland bereits seit einigen Jahren die Lichtersaison ein. Dass sie uns keine Angst einflößen, mag auch daran liegen, dass Halloween, das keltische Todesfest, inzwischen eher zur fröhlichen Gruselparty verkommen ist. Die wird jährlich in der Nacht vom 31.10. auf den 1.11. begangen - unmittelbar vor Allerheiligen. Dem heidnisch-keltischen Glauben nach wimmelt es in eben dieser Nacht von Dämonen, Geistern und den Seelen der im vergangenen Jahr Verstorbenen, die dem Diesseits einen finalen Besuch abstatten und die Grenze zwischen realer und irrealer Welt damit für eine Nacht verwischen. Um die Dämonen zu vertreiben, maskierten sich die Menschen und entzündeten große Feuer. Durch irische Auswanderer gelangte der Halloween-Brauch ab 1830 in die USA, von wo aus er - kommerzialisiert - seinen Weg in beinahe alle Industrienationen fand. Heutzutage besänftigt man kleine Plagegeister einfach mit Süßigkeiten, feiert Halloween-Parties und entzündet, statt lodernder Feuer, Teelichter in den ausgehölten Kürbissen. Im November finden die orangenen Fratzen ihre letzte Ruhestätte dann auf dem Kompost - und werden durch zahnlose Mondgesichter abgelöst.

shutterstock.com

2/10

"Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Dort oben leuchten die Sterne und unten da leuchten wir", singen Kinder selbstbewusst und schwenken ihre - oft selbstgebastelten - Laternen. Am Abend des 11.11. wird jährlich das Martinsfest begangen. Es erinnert an die Legende des Heiligen Martin von Tours, der um 350 n.Chr. in einer kalten Nacht seinen Mantel mit einem Bettler geteilt haben soll. Während manche dieses leuchtende Beispiel gelebter Nächstenliebe bevorzugt mit einer Martinsgans feiern, trauen sich viele auf seinen Spuren ebenfalls in die Kälte. Und zwar sowohl in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol. Das große Martinsfeuer am Ende der Prozession ist ein Höhepunkt des Abends. Der heidnische Glauben, dass die Feuer böse Geister vertreiben, wurde dafür einfach in den christlichen Glauben integriert: Die Feuer werden heutzutage im Schutze der Dorfkirchen angezündet. Ein weiterer Höhepunkt ist die Nachstellung der Mantelszene durch einen verkleideten Darsteller hoch zu Roß. Am 11.11. ist allerdings nicht nur der Sankt Martin Darsteller verkleidet.

Fotolia.com

3/10

Verkleidet sind auch diejenigen, die den Beginn der Fünften Jahreszeit am 11.11. um 11.11 Uhr feiern! Der 11.11.2011 war zudem ein beliebtes Hochzeitsdatum. Der Martinstag scheint für das Ja-Wort nicht schlecht gewählt - er galt früher als wichtiger Orakeltag. Liebende stellten an Sankt Martin jeweils einen Obstbaumzweig ins Wasser: Wenn beide bis Weihnachten erblühten, galt das als gutes Omen für die Liebe. Die kleinen Laternenträger mag das weniger interessieren, für sie wird es am Abend dieses Tages irgendwann wieder heißen: "Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus. Rabimmel, Rabammel, Rabumm" - bis zum nächsten Jahr mit einer neuen Laternen-Kreation. In Schweden dagegen tragen junge Menschen die Lichter am liebsten gleich auf dem Kopf.

pixelio.de / Dieter Schütz

4/10

Die Kerzen auf dem Kopf sehen nach einer ziemlich wackeligen und nicht ganz ungefährlichen Angelegenheit aus. Deswegen hat man sie inzwischen meistens durch elektrische Lichter ersetzt. Jährlich am 13. Dezember feiern die Schweden und inzwischen auch die Dänen, Norweger und Finnlandschweden das Luciafest - zu Ehren der Heiligen Märtyrerin Lucia, die in Italien gelebt und gewirkt haben soll. Warum aber bezeichnet man Lucia als Lichterkönigin? Zum einen trägt sie das Licht bereits in ihrem Namen, der stammt nämlich von dem lateinischen Begriff "lux", also Licht, ab. Außerdem habe Lucia oft einen Kerzenkranz auf dem Kopf getragen, wenn sie andere Frühchristen mit Lebensmitteln versorgte. Gefeiert wird das Luciafest bereits seit dem Mittelalter. Einen neuen Aufschwung in Schweden bekam es aber erst durch eine Misswahl: 1927 rief eine Stockholmer Zeitung ihre Leser dazu auf, eine Lucia unter den schwedischen Schönheiten zu küren. Das zog. Inzwischen wählen die Fernsehkanäle jedes Jahr eine nationale Lucia; jeder Ort kürt seine eigene Lichterkönigin und auch in den Familien wird eine kleine Lucia bestimmt - meistens die älteste Tochter. Weil sich der schwedische Gleichstellungsgedanke damit nur schwer vereinbaren lässt, dürfen in den Kindertagesstätten inzwischen alle Kinder eine Lucia sein - und weiße Gewänder mit einem roten Band um die Taille sowie den Kerzenkranz auf dem Kopf tragen. Die Feierlichkeiten beginnen am Morgen in der Familie und setzen sich dann den ganzen Tag über fort. Andere Lichterfeste dauern sogar länger als einen Tag an.

scanstockphoto.com

5/10

Das jüdische Chanukka oder auch Hannukkah-Fest heißt übersetzt "Lichterfest". Es findet jährlich am 25. Tag des Monats Kislew statt und dauert acht Tage lang. Pro Tag wird eine Kerze mehr auf dem großen Leuchter entzündet. Die mittig platzierte neunte Kerze ist dabei keinesfalls die wichtigste - sondern lediglich der Schamasch, "der Diener". Ihre Aufgabe ist es, kurz nach Sonnenuntergang die jeweiligen Kerzen anzuzünden. Diese selbst sollen keine nützliche Funktion erfüllen, sondern dienen der Anschauung und der Bezeugung eines Wunders, das sich im Jahre 164 v. Chr. in Jerusalem zugetragen haben soll. In jenem Jahr, so die Überlieferung, weihten die Juden Judäas den zweiten Tempel Jersusalems nach dem erfolgreichen Aufstand gegen hellenisierte Juden wieder ein. Der schöne Lichterschein täuscht also etwas darüber hinweg, dass sein Anlass ein blutiger Religionskrieg war. Warum aber acht Kerzen an acht Tagen? Dem alten Glauben nach, darf die Menore, ein Leuchter des Tempels in Jerusalem, niemals erlöschen. Als der Tempel zurückerobert wurde, sei jedoch nur noch ein Krug geweihtes Öl vorgefunden worden - was gerade mal einen Tag lang Licht ins Dunkel gebracht hätte. Es reichte dennoch acht Tage lang - so lange, bis neues Öl hergestellt werden konnte. Wenn die Chanukka-Lichter heute brennen, ruht die Arbeit. Stattdessen werden Gebete gesprochen, es wird gesungen, gespielt und die Chanukka-Geschichte wird erzählt. Auch in anderen Religionen feiert man mehrtägige Lichterfeste.

shutterstock.com

6/10

Divali heißt das fünftägige Lichterfest der Hinduisten, das kastenübergreifend und mit großem Enthusiasmus in ganz Indien gefeiert wird. Es beginnt stets am fünfzehnten Tag des Hindumonats Kartik, was bei uns auf Ende Oktober oder Anfang November fällt und steckt voller farbenfroher Bräuche. Jedem Tag des Festes kommt dabei eine besondere Bedeutung zu - wobei ein Grundgedanke über allen leuchtet: Gefeiert wird der Sieg des Guten über das Böse, des Lichts über die Dunkelheit und das Erkennen der eigenen inneren Stärke. Für manche Hindus stellt die Rückkehr des Gottes Rama aus seinem 14-jährigen Exil im Dschungel den eigentlichen Anlass für die Feierlichkeiten dar. Weil es bei seier Heimkehr dunkel war, sollen die Menschen damals Öllampen entlang seines Weges angezündet haben. Im Süden Indiens hält man es dagegen für beachtenswerter, dass Krishna einen Dämonen besiegt und nicht weniger als sechzehntausend Frauen befreit haben soll. Gefeiert wird jedenfalls überall - in Indien, Sri Lanka, Nepal und anderen hinduistisch geprägten Ländern - traditionell mit Öllampen, die die Wege, Häuser und Bäume zieren. Heutzutage haben sie Verstärkung von Lichterketten, Lampions und Feuerwerken erhalten. Niemals aber dürfen Lichtquellen des Vorjahres verwendet werden: Am Divali- Fest, das für Erneuerung steht, haben ausgediente Objekte keinen Platz. Die neuen Lampen dagegen sollen den Seelen der Verstorbenen helfen, den Weg in den Himmel zu finden. Aber auch ganz iridsche Motive spielen eine Rolle.

shutterstock.com

7/10

Nicht nur die Lampen sind an Divali neu, auch die Menschen tragen neue Kleider und neuen Schmuck und die Wohnungen werden neu gestrichen. Und auch an andere wird gedacht! Man besucht sich gegenseitig und verteilt kleine Aufmerksamkeiten wie Süßigkeiten. Das hinduistische Fest wird zudem mit Lakshimi, der Göttin des Wohlstandes und des Erfolgs in Verbindung gebracht. Deshalb stellen Geschäftsleute Lichter in ihren Läden auf, um der Göttin den Weg zu weisen - und das kommende Geschäftsjahr erfolgreich zu beginnen. Ebenfalls um einen Neustart geht es auch bei einem anderen Lichterfest.

istockphoto.com

8/10

Loi Krathong wird in Thailand landesweit am letzten Vollmond des thailändischen Kalenders gefeiert - und fällt üblicherweise in den November. An diesem Tag werden kleine Schiffe mit Bananenblättern, Blumen, Kerzen und Räuerstäbchen zu Wasser gelassen. Mit ihnen wollen die Gläubigen alle Sorgen, Verunreinigungen, allen Ärger und alle schlechten Gefühle loslassen - und mit einer gereinigten Seele friedlich zurückbleiben. Liebende demonstrieren an diesem Tag ihre Zusammengehörigkeit - indem sie alle schlechten Gefühle auf einem gemeinsamen Schiffchen davonschwimmen sehen. In Chiang Mai feiert man das Fest, wie auf unserem Bild zu sehen ist, mit Hunderten von Heißluftballons, die in den nächtlichen Himmel aufsteigen. Das Feuerwerk, das jahrelang ein fester Bestandteil von Loi Krathong war, fällt seit einigen Jahres jedoch aus - zumindest in Bangkok. Dort ist das Knallen seit 2005 aus Sicherheitsgründen untersagt. Noch besinnlicher geht es wenig später bei einem anderen Fest zu.

Fotolia.com

9/10

An Weihnachten wird es richtig besinnlich, doch schon die Adventszeit verleiht der winterlichen Landschaft einen besonderen Glanz. Kein Wunder, dass in der Vorweihnachtszeit alles mit Lichtern dekoriert wird, denn schon das Alte wie das Neue Testament sind gespickt mit Bildern, die das Licht Gottes symbolisieren. Der Adventskranz, ursprünglich ein evangelischer Brauch, weist mit seinen vier Kerzen auf das Licht hin, das Christus in die Welt gebracht hat. Der mit elektrischen Kerzen bestückte Lichterbogen, den viele am Fenster stehen haben, hat eine weltlichere Tradition. Er stammt ursprünglich aus dem Erzgebirge und brachte die Sehnsucht der Bergleute nach Sonnenlicht zum Ausdruck. Wenn alle Lichter des Schwibbogens brannten, bedeutete dies, dass alle Arbeiter wohlbehalten aus den Gruben zurückgekehrt waren. In China dagegen erleuchten rote Lampions wenig später die Nacht.

Fotolia.com

10/10

Das Neujahrsfest ist der wichtigste chinesische Feiertag. Auch in Thailand, Singapur, Malaysia, Indonesien und den Philippinen - sowie in den zahlreichen Chinatowns - wird dann gefeiert und mit einem beleuchteten Drachen ein Tänzchen aufgeführt. Dieser hat nämlich erst den Anlass für das Fest geliefert. Der Legende nach überfiel das Monster aus den Bergen oder dem Meer jährlich die Menschen und musste erst wieder vertrieben werden - und das alte Jahr gleich mit ihm. Das ging am besten mit lodernden Feuern, Lärm und viel roter Farbe, auf die das Ungetüm sehr sensibel reagierte. Heute sind rote Laternen in China ein Symbol für Glück, Freude und Wohlstand, weswegen sie zum Neujahrsfest überall platziert werden. Auch in China erneuert man zum Lichterfest das Heim und sich selbst, um frisch frisiert und mit neuer Wandfarbe in das neue Jahr starten zu können. Begangen wird das Fest mit der ganzen Familie, weswegen jährlich eine große Migrationsbewegung heimkehrender Chinesen einsetzt, die für die lange Anreise mit üppigem Essen entschädigt werden. Zum Abschluss der Festivitäten wird ein großes Feuerwerk gezündet. Ob besinnlich oder krachend, aus allen Ecken leuchtend oder mit einzelnen Kerzen leise scheinend - Lichterfeste entfalten ihren Zauber weltweit.