Schleyer, Schmidt und Sporthelden

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Brandts Ostpolitik, vor allem die Ratifizierung der 1970 geschlossenen Verträge mit der UdSSR und der Volksrepublik Polen, wird zum bestimmenden Thema der deutschen Innenpolitik. Gestützt auf Überläufer aus den sozialliberalen Reihen versucht am 27. April 1972 der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Rainer Barzel durch ein konstruktives Misstrauensvotum, Bundeskanzler Willy Brandt abzuwählen. Doch der Coup misslingt: Barzel verfehlt die Mehrheit und sieht sich – wegen seiner positiven Haltung zu den Ostverträgen – in eigenen Reihen heftiger Kritik ausgesetzt. Die Ratifizierung der Ost-Verträge durch den Bundestag am 17. Mai ist zugleich der Auftakt zum bisher härtesten Wahlkampf in der Geschichte der Bundesrepublik. Nach einer starken Polarisierung führt Willy Brandt am 19. November 1972 die SPD zum größten Wahlsieg in ihrer 110-jährigen Geschichte – wozu auch das starke Engagement vieler Bürger für ihre Partei beigetragen hat.

Corbis-Bettmann, New York

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Ein Kommando der "Rote-Armee-Fraktion" (RAF) entführt am 5. September 1977 Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Der blutige Kampf der Terroristen hat damit in der Bundesrepublik Deutschland einen neuen Höhepunkt erreicht. Vier von Schleyers Begleiter sterben bei dem hinterhältigen Überfall. Am Tag nach der Entführung stellen die Entführer ihre Forderungen: Elf Häftlinge, darunter die in Stammheim einsitzenden Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof sollen freigelassen und ins Ausland ausgeflogen werden. Der 63-Jährige wird Wochen später durch drei Schüsse in den Kopf getötet, seine Leiche am 19. Oktober im Kofferraum eines Autos in Mulhouse/Elsaß aufgefunden.

Corbis-Bettmann, New York

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Ein Unfall schockiert nicht nur die Nation: Der Automobil-Weltmeister Niki Lauda verunglückt beim großen Preis von Deutschland am 1. August 1976 auf der Nordschleife des Nürburgrings schwer und schwebt vier Tage lang in Lebensgefahr. Der 27-jährige Österreicher prallt in seinem Ferrari in der zweiten Runde mit fast 250 km/h gegen eine Böschung. Beim Aufprall wird der Schutzhelm von Laudas Kopf gerissen, der auf die Fahrbahn zurück geschleuderte Wagen steht in hellen Flammen. Vier Fahrer bergen den hilflosen Lauda aus dem 800 Grad heißen Cockpit, noch bevor nach 28 Sekunden die Sicherheitsstaffel vor Ort ist. Lauda überlebt. Nach sechs Wochen geht der Österreicher in Monza wieder an den Start eines Formel-1-Rennen.

Corbis-Bettmann, New York

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Schwieriger Start für den am 16. Mai 1974 gewählten Kanzler Helmut Schmidt (SPD): Der "Ölschock" aus dem Jahr 1973 zeigt noch deutliche Auswirkungen. Eine erneute Preiserhöhung für Erdöl im Januar 1973 hat Produktionsrückgänge und Massenentlassungen in nahezu allen Industriezweigen zur Folge. Die Zahl der Arbeitslosen im gesamten Bundesgebiet steigt auf fast eine Million. Die neue Erfahrung, dass weder Leistung noch Bildungsstand vor dem Verlust des Arbeitsplatzes schützen, führt in der Bevölkerung zu tiefer Verunsicherung. Schmidt betont jedoch das Positive. In seiner ersten Regierungserklärung bilanziert er: "Unsere wirtschaftliche Lage ist gut. Unser Volk lebt in sozialer Sicherheit und in Freiheit. Der innere und der äußere Friede sind gefestigt. Unser Land hat Ansehen und Freunde in der Welt." Im Kampf gegen die RAF und dessen Auswirkungen bewährt sich Schmidt als starker Krisenmanager.

Corbis-Bettmann, New York

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An Bord des sowjetischen Raumschiffs "Sojus 31" startet der DDR-Oberstleutnant Sigmund Jähn am 26. August 1978 als erster Deutscher zu einem Flug in den Weltraum. Zusammen mit zwei sowjetischen Kosmonauten dockt Jähn am zweiten Tag des Unternehmens an die bemannte Raumstation "Salut 6" an. Dort arbeitet er an zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen und Experimenten. Nach acht Tagen im All landen die drei Kosmonatuen wieder sicher auf der Erde. Erst in den 80er Jahren fliegt mit Ulf Merbold der erste Bundesdeutsche ins All.

wissenmedia GmbH, Gütersloh

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Der Direktor des Frankfurter Zoos, Bernhard Grzimek, tritt am 1. Februar 1973 von seinem Amt als Naturschutzbeauftragter zurück. Er habe während seiner zweijährigen Amtszeit seine Ziele bezüglich des Naturschutzes innerhalb der Bundesregierung nicht durchsetzen können, begründet Grzimek die Entscheidung. Grzimek hat die Aufgabe 1969 übernommen und sich leidenschaftlich für den Schutz der Natur und die Erhaltung der natürlichen Lebensräume von Tieren engagiert. Der 64-Jährige gibt 1974 auch die Leitung des Zoologischen Gartens in Frankfurt am Main ab. Bekannt wurde der deutsche Tierarzt durch Bücher, Filme und Fernsehen, u.a. "Kein Platz für wilde Tiere", "Serengeti darf nicht sterben" oder "Grzimeks Tierleben". Er nahm sich zeit seines Lebens besonders der Erhaltung gefährdeter Tierarten an.

wissenmedia GmbH, Gütersloh