Vom Aufbruch zum Umbruch

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Es ist ein Treffen, das das Attribut "historisch" verdient hat: die Zusammenkunft des deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer und des israelischen Ministerpräsidenten David Ben-Gurion am 14. März 1960 im berühmten Waldorf-Astoria Hotel in New York. Fünfzehn Jahre nach Ende des Holocausts ist es der Beginn einer Verständigung zwischen dem deutschen und dem jüdischen Staat. Für Adenauer ist es eine moralische und politische Pflicht, Wiedergutmachung für die Naziverbrechen zu leisten. Ben-Gurion seinerseits glaubt an ein neues, demokratisches Deutschland und benötigt Mittel, um die Wirtschaft und Infrastruktur in seinem Land aufzubauen. In der ersten Hälfte der 1960er Jahre schickt Deutschland kostenlos Schiffe, Lokomotiven und viele andere Industriegüter nach Israel. Am 12. Mai 1965 bietet Deutschland dann Israel volle diplomatische Beziehungen an.Heute ist Deutschland in Wirtschaft und im Handel, im kulturellen Austausch und in vielfältigen Partnerschaften von Städten, Schulen und Vereinen der nach den USA zweitwichtigste Partner Israels.

Corbis-Bettmann, New York

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In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 erhalten bewaffnete "Kampfgruppen der Arbeiterklasse" und Einheiten der nationalen Volksarmee (NVA) den Befehl zur Abriegelung Ost-Berlins. Das Ziel: die westliche Stadtinsel auf dem Territorium der DDR von seinem Umland durch den Bau einer Mauer zu isolieren. Hintergrund ist der dramatisch anschwellende Flüchtlingsstrom aus der DDR. Denn seit der Gründung der DDR 1949 bis zum Mauerbau haben fast 2,7 Millionen Menschen die "sozialistischen Errungenschaften" abgelehnt und das Land verlassen. Davon sind zwei Drittel über Berlin in den Westen gelangt.Für den Bau der Mauer werden Eingänge und Fenster der Häuser, die auf der Grenzlinie stehen, zugemauert und die Wohnungen ab dem 20. September 1961 zwangsgeräumt. Der Ausbau zur "Modernen Grenze" wird ab 1965 betrieben. Die gemauerten Abschnitte werden nacheinander bis 1970 durch circa 3,5 Meter hohe Betonplatten erneuert, die der Mauer durch ein oben aufgesetztes, etwa 35 Zentimeter Durchmesser dickes Betonrohr eine Gesamthöhe von 4 Metern verleihen. Das Rohr verhindert das Anbringen von Seilen mit Wurfhaken. Hinter der Betonwand werden eine etwa 40 Meter breite Rasen- und Schlackenfläche durch einen bis zu 2,5 Meter tiefen Graben begrenzt. Daran schließen sich ein geharkter Sandstreifen zur Spurensicherung mit Beleuchtungsanlagen, ein asphaltierter Weg für die Fahrzeuge der Bewacher und eventuell Laufanlagen für abgerichtete Hunde sowie Beobachtungstürme, Bunker und Schützenstellungen an. Schließlich wird die breite Sperranlage durch einen Kontaktzaun aus Betonpfählen mit Drähten, die bei Berührung optische und akustische Signale auslösen, und Wildfangzäune, beziehungsweise eine zweite so genannte Hinterlandmauer, ergänzt. Die Mauer, die aus einer 107 Kilometer langen Betonplattenwand besteht, hat bei einer Gesamtlänge von 155 Kilometern in Ost-Berlin eine Länge von 43 Kilometern, in der DDR von 112 Kilometern. Die Absperrungen, die durch 300 Beobachtungstürme und 22 Bunker gesichert werden, verlaufen auf 37 Kilometer Länge durch Wohngebiet; 17 Kilometer trennen Industriegebiet, circa 30 Kilometer Waldgebiet, 24 Kilometer Gewässer, 54 Kilometer Bahndämme.Das Foto vom 15. August 1961 zeigt den Sprung eines Volksarmisten über den Stacheldraht an der Bernauer Straße. 28 Jahre später fällt die Berliner Mauer: Nach dem Rücktritt des Staats- und Parteichefs Erich Honecker am 18. Oktober 1989 wird am Abend des 9. November 1989 die innerdeutsche Grenze und die Berliner Mauer überraschend geöffnet. 

wissenmedia GmbH, Gütersloh

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1962 wütet die schlimmste Sturmflut seit 100 Jahren in Hamburg. Auslöser ist das Sturmtief "Vincinette". Es fegt mit Orkanböen bis zu 200 Stundenkilometern über Norddeutschland hinweg, drängt das Wasser der Nordsee als meterhohe Flutwelle in die Elbe und lässt die Deiche brechen. Mehr als 300 Menschen sterben, 20.000 Menschen müssen evakuiert werden, ein Sechstel des Staatsgebietes ist überschwemmt, ganze Stadtteile verwüstet, Strom, Gas und Wasser fallen aus und alle Verkehrswege in den Süden Deutschlands sind unterbrochen. Geschätzter Sachschaden: über eine Milliarde DM. Erst in letzter Minute wird offiziell Alarmstufe drei ausgelöst. Eine groß angelegte Rettungsaktion beginnt. Erstmals beteiligt sich die Bundeswehr an einer zivilen Hilfsaktion.In der Krise macht sich der damalige Innensenator Helmut Schmidt einen Namen. Er leitet eine vorbildliche Rettungsaktion. Und sein besonnenes aber wirkungsvolles Handeln bringt ihm höchste Akzeptanz und großes Ansehen. 

Corbis-Bettmann, New York

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Die Modewelt ist geschockt, als die britische Designerin Mary Quant Anfang der 1960er Jahre ihre neueste Erfindung präsentiert: den Minirock. Doch es dauert nicht lange, bis das knappe Kleidungsstück zu einem Freiheitssymbol avanciert.In der britischen Vogue wird der Minirock erstmals 1962 abgebildet. Von da an ist es vorbei mit der prüden Mode der Nachkriegszeit – und der spätere Designklassiker erreicht schnell das europäische Festland. In wenigen Jahren entwickelt er sich zum weltweiten Verkaufsschlager und prägt die Mode bis in die 1970er Jahre hinein.Weitere Fotostrecke: Die schrillen, umstrittenen und klugen Köpfe der 60er Jahre

Corbis-Bettmann, New York

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Im Juni 1963 besucht der amerikanische Präsident John F. Kennedy Berlin und die Berliner Mauer. Die Bewohner jubeln dem charismatischen Politiker und seinem Gastgeber, dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt, bei der Stadtrundfahrt zu. Und Millionen Deutsche erleben an den Bildschirmen mit, wie Kennedy seine berühmte Rede auf der Kundgebung vor dem Schöneberger Rathaus hält. Darin sagt er unter anderem: "Ich weiß nicht, dass jemals eine Stadt 18 Jahre lang belagert wurde und dennoch mit ungebrochener Vitalität lebt, mit unerschütterlicher Hoffnung, mit der gleichen Stärke und der gleichen Entschlossenheit wie heute West-Berlin. Die Berliner Mauer ist die abscheulichste und stärkste Demonstration für das Versagen des kommunistischen Systems [...]. Alle freien Menschen, wo immer sie auch leben mögen, sind Bürger dieser Stadt West-Berlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner!"

Corbis-Bettmann, New York

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Selten hat ein Unglück die Menschen in Deutschland so bewegt wie die Tragödie, die am Abend des 24. Oktober 1963 in Lengede mit einer Grubenkatastrophe ihren Anfang nimmt.Aus einem in der Nähe der Erzgrube "Mathilde" der Ilseder Hütte in Lengede gelegenen Teich brechen 500 000 Kubikmeter Wasser und Schlamm in die Schachtanlage ein. 129 Bergleute sind zu diesem Zeitpunkt unter Tage beschäftigt. Innerhalb kürzester Zeit ist die 100 Meter tief liegende Sohle der Grube überschwemmt. 29 Bergleute kommen in den eindringenden Wassermassen ums Leben, 79 können sich in den ersten Stunden über Schächte und Wetterbohrlöcher retten. Für die weiteren 50 Bergarbeiter scheint jede Rettung aussichtslos. Doch die rund 950 Rettungskräfte geben nicht auf, und es gelingt ihnen, immer wieder einzelne Bergleute ans Tageslicht zu holen.Am 3. November besteht dann keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden. Doch aus einer Tiefe von etwa 60 Metern dringen plötzlich schwache Klopfzeichen nach oben. In größter Eile kehren die bereits abgezogenen Rettungsmannschaften an den Unglücksort zurück. Am 7. November, kurz nach sechs Uhr morgens, erreicht eine Bergungsbohrung in 56 Metern Tiefe die elf Bergleute. Kurz nach 14 Uhr ist der letzte der eingeschlossenen Kumpel gerettet.

Corbis-Bettmann, New York

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Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in England kommt es am 30. Juli 1966 im Finale zum Duell England gegen Deutschland. Nach der regulären Spielzeit steht es im Wembley-Stadion unentschieden 2:2. In der 102. Minute ereignet sich die wohl umstrittenste Szene aller Fußball-Weltmeisterschaften: Geoffrey Hurst schießt auf das Tor und der Ball prallt von der Unterkante des deutschen Tores auf den Rasen. Der Schweizer Schiedsrichter entscheidet nach Befragung seines russischen Assistenten auf Tor. England gewinnt das Spiel schließlich mit 4:2 und ist Weltmeister. Erst über 30 Jahre später kann durch moderne Fernsehtechnik eindeutig belegt werden, dass der Ball die Linie nicht überschritten hat.

Corbis-Bettmann, New York