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In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 erhalten bewaffnete "Kampfgruppen der Arbeiterklasse" und Einheiten der nationalen Volksarmee (NVA) den Befehl zur Abriegelung Ost-Berlins. Das Ziel: die westliche Stadtinsel auf dem Territorium der DDR von seinem Umland durch den Bau einer Mauer zu isolieren. Hintergrund ist der dramatisch anschwellende Flüchtlingsstrom aus der DDR. Denn seit der Gründung der DDR 1949 bis zum Mauerbau haben fast 2,7 Millionen Menschen die "sozialistischen Errungenschaften" abgelehnt und das Land verlassen. Davon sind zwei Drittel über Berlin in den Westen gelangt.Für den Bau der Mauer werden Eingänge und Fenster der Häuser, die auf der Grenzlinie stehen, zugemauert und die Wohnungen ab dem 20. September 1961 zwangsgeräumt. Der Ausbau zur "Modernen Grenze" wird ab 1965 betrieben. Die gemauerten Abschnitte werden nacheinander bis 1970 durch circa 3,5 Meter hohe Betonplatten erneuert, die der Mauer durch ein oben aufgesetztes, etwa 35 Zentimeter Durchmesser dickes Betonrohr eine Gesamthöhe von 4 Metern verleihen. Das Rohr verhindert das Anbringen von Seilen mit Wurfhaken. Hinter der Betonwand werden eine etwa 40 Meter breite Rasen- und Schlackenfläche durch einen bis zu 2,5 Meter tiefen Graben begrenzt. Daran schließen sich ein geharkter Sandstreifen zur Spurensicherung mit Beleuchtungsanlagen, ein asphaltierter Weg für die Fahrzeuge der Bewacher und eventuell Laufanlagen für abgerichtete Hunde sowie Beobachtungstürme, Bunker und Schützenstellungen an. Schließlich wird die breite Sperranlage durch einen Kontaktzaun aus Betonpfählen mit Drähten, die bei Berührung optische und akustische Signale auslösen, und Wildfangzäune, beziehungsweise eine zweite so genannte Hinterlandmauer, ergänzt. Die Mauer, die aus einer 107 Kilometer langen Betonplattenwand besteht, hat bei einer Gesamtlänge von 155 Kilometern in Ost-Berlin eine Länge von 43 Kilometern, in der DDR von 112 Kilometern. Die Absperrungen, die durch 300 Beobachtungstürme und 22 Bunker gesichert werden, verlaufen auf 37 Kilometer Länge durch Wohngebiet; 17 Kilometer trennen Industriegebiet, circa 30 Kilometer Waldgebiet, 24 Kilometer Gewässer, 54 Kilometer Bahndämme.Das Foto vom 15. August 1961 zeigt den Sprung eines Volksarmisten über den Stacheldraht an der Bernauer Straße. 28 Jahre später fällt die Berliner Mauer: Nach dem Rücktritt des Staats- und Parteichefs Erich Honecker am 18. Oktober 1989 wird am Abend des 9. November 1989 die innerdeutsche Grenze und die Berliner Mauer überraschend geöffnet.