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In den 1960er Jahren entwickelt sich der Schriftsteller Heinrich Böll zur moralischen Instanz der Bundesrepublik. Vor allem kämpft er gegen die Einschränkungen menschlicher Freiheit durch politische und öffentliche Systeme.In einem seiner berühmtesten Werke, dem Roman "Ansichten eines Clowns" (1963), zeigt Böll aus der Perspektive eines Außenseiters die problematische Verbindung zwischen Kirche und Politik auf. Kritik an Gesellschaft und Politik übt Böll aber nicht nur in seinen literarischen, "fiktionalen" Texten. In den berühmt gewordenen Frankfurter Vorlesungen, seinem theoretischen Hauptwerk, äußert er sich lautstark über die deutschen Zustände zu Beginn der 60er Jahre: "Die Politiker sollten sich nicht grämen, schon gar nicht beklagen, sie sollten sich fragen, warum es denn keinen einzigen Nachkriegsroman gibt, in dem sich die Bundesrepublik als ein blühendes, fröhliches Land dargestellt findet." In den Vorlesungen bezeichnet Böll die Bundesrepublik als "ein trauriges Land, aber ohne Trauer".Böll erhält 1967 den renommierten Georg-Büchner-Preis und 1972 den Nobelpreis für Literatur.