Wohin gehst Du, BRD?

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"Wellness" hält Einzug in den Alltag: Gesunde Ernährung, Erholung, Vitalität und Bewegung - gern im Freien - liegen voll im Trend. Das neue Körperbewusstsein zielt weniger auf das akribische Zählen von Kalorien als auf Entspannung, Erholung und die Aufnahme von genügend Vitaminen. Die dazu passenden Sportarten sind beispielsweise Pilates oder Nordic Walking - Trainingsmethoden für den ganzen Körper. Nach einer Studie des Deutschen Tourismusverbands, die 2007 erscheint, werden in Deutschland jährlich 73 Milliarden Euro für "Wohlfühl- und gesundheitsorientierte" Angebote ausgegeben. Ein noch relativ junger Zweig in diesem Bereich ist die "Medical Wellness", eine moderne Variante der Kur. Fachverbände erarbeiten eine einheitliche Definition, um Wildwuchs zu unterbinden. "Medical Wellness" soll sich demnach auf seriöse, medizinisch-wissenschaftlich fundierte Angebote im angenehmen Ambiente mit nachhaltigen Effekten beziehen, die sich von reinen "Wohlfühlangeboten" abheben.

mev, Augsburg

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Im Großstadtdschungel, im Autobahnnetz oder auf Wanderpfaden: Auf ihren Orientierungssinn oder gar ihren gesunden Menschenverstand verlassen sich immer weniger Menschen, wenn sie in unbekannte Regionen vorstoßen. Und bevor sie mit dem Auto rechts anhalten müssen, um eine Straßenkarte zu studieren oder gar das Seitenfenster herunterkurbeln müssen, um jemanden nach dem Weg zu fragen, verlassen sie sich lieber auf ein Navigationssystem. Das bisschen Orientierungsvermögen, das dem Stadtmensch noch geblieben ist, kann er sich auf diese Weise umgehend und vollständig abtrainieren.

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Seitdem diverse internationale Schulleistungstests ergeben haben, dass Kinder mit Migrationshintergrund an deutschen Schulen nicht genügend gefördert werden, ist ihre Integration zu einem Dauerthema der Bildungspolitik geworden. Der Hilferuf des Lehrerkollegiums der Berliner Rütli-Schule mit großem Ausländeranteil und hohem Aggressionspotential macht 2006 deutlich, wie schwierig die Ausgangslage an mancher Schule ist. Ebenfalls aus Berlin kommt ein neuer Ansatz: An der Herbert-Hoover-Realschule mit einem Ausländeranteil von 90% beschließt die mit Lehrern, Schülern und Eltern besetzte Schulkonferenz einstimmig, dass auf dem Schulgelände nur noch deutsch gesprochen werden soll. Das sei nicht mehr als ein Gebot der Höflichkeit, meint Schulleiterin Jutta Steinkamp. Sie sieht in dem Beschluss auch einen Schritt zum Abbau von Aggressionen. Zwar wird die Schule für "ein Engagement, das die Identität der Deutschen in Europa fördert" mit dem Preis der Nationalstiftung ausgezeichnet, doch ist sie auch Gegenstand heftiger Debatten: Die türkische Zeitung "Hürriyet" spricht von einer Zwangsgermanisierung; andere fordern, Deutsch auf dem Schulgelände generell gesetzlich verpflichtend zu machen - während die Hoover-Schule doch gerade stolz ist, diesen Schritt freiwillig und ohne Druck vollzogen zu haben.Weitere Fotostrecke: Die Welt ist kleiner geworden - die Ereignisse des aktuellen Jahrzehnts

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Die Regierung einigt sich im Januar 2008 auf ein neues Gentechnikgesetz. Demnach sollen künftig tierische Lebensmitel auch dann die Bezeichnung "ohne Gentechnik" tragen dürfen, wenn Zusatzstoffe in den Futtermitteln gentechnisch verändert wurden. Weiter werden die Vorschriften zum Anbau von genverändertem Mais verschärft. Bei Genmais handelt es sich um den einzigen zurzeit in Europa zum kommerziellen Anbau zugelassenen genmanipulierten Organismus. In der Novelle zum Gentechnik-Gesetz werden die Abstände zwischen Genmais- und konventionell bewirtschafteten Feldern auf 150 Meter und zu ökologisch bewirtschafteten Flächen auf 300 Meter festgesetzt. Sollten sich die Landwirte jedoch schriftlich auf einen geringeren Abstand einigen, entfällt die Verordnung. Dieser Punkt wird von Umweltverbänden kritisiert, weil das Bemessen des Abstandes damit letztlich doch nur persönlichen Absprachen unterliegt. Am 14. April 2009 dann verbietet Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner den Anbau von Genmais. Die Zukunft der Erforschung und Nutzung der vorhandenen Potenziale in der Gentechnik ist damit ungewiss.

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"Klimakatastrophe" lautet das Wort des Jahres 2007, und dieses Thema beherrscht auch die öffentliche Diskussion. So erstaunt es nicht, dass der frühere US-Vizepräsident Al Gore und der Weltklimarat für ihre Warnungen vor dem Klimawandel und seinen Folgen mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt werden. Nachdem der Klimarat im Februar seinen Sachstandsbericht über die zu erwartenden Veränderungen veröffentlicht hat, widmen sich die Medien wochenlang Fragen wie: Lohnt sich für mein Auto die Umstellung auf Biosprit? Wie spare ich bei der Heizung? Welchen Nutzen hat die Energiesparlampe? Angesichts explodierender Ölpreise und klimaschädigender Emissionen von Kohlekraftwerken drängt die Kernkraft wieder in den Fokus des Interesses auch der deutschen Politik – und sei es als Energie für eine Übergangszeit bis zum Ausbau regenerativer Energieträger. Allerdings leidet ihr Image unter den Störfällen in den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel. Zwar variieren die Vorhersagen über das zu befürchtende Ausmaß der Klimaveränderungen, doch eines ist klar: Es wird wärmer werden auf der Erde, der Meeresspiegel wird ansteigen. Und wieder wird es die Menschen in den ohnehin von Naturkatastrophen gebeutelten Ländern wie Bangladesch und den Malediven besonders hart treffen. Doch auch die Deutschen werden die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen. Einen Vorgeschmack auf Naturunbilden, die in Zukunft häufiger auftreten werden, gibt im Januar 2007 der Orkan "Kyrill".

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Ob Ü30, Ü40 oder After Work - die Partykultur der ersten Dekade des neuen Jahrtausends entdeckt das erwachsene Publikum als Zielgruppe. Denn wer den ganzen Tag hart arbeitet, braucht dringend eine brauchbare Plattform, um erstens ausgelassen feiern und zweitens um sogar einen Partner finden zu können. Mit Songs aus der Zeit, als die Partygäste ihre Sturm und Drang-Phase durchlebten, schenkt der DJ ihnen die Jugend zurück - jedenfalls für die Dauer des Abends.

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Die 2003 vorgestellten Ergebnisse der PISA-Studie, eines internationalen Leistungsvergleichs 15-jähriger Schülerinnen und Schüler, schlagen in Deutschland wie eine Bombe ein: Sowohl hinsichtlich der Lesekompetenz als auch in den Bereichen mathematische und naturwissenschaftliche Grundbildung rangiert Deutschland im Vergleich mit 31 anderen Staaten weit hinten. Der Bundesländer-Vergleich ergibt zudem ein steiles Bildungsgefälle in Deutschland. Die Kultusminister, die ansonsten eher in Konkurrenz zueinander stehen, sind sich einig, dass eine grundlegende Reform der deutschen Schule notwendig sei. Die Bundesregierung spricht sich für eine stärkere Zentralisierung des Bildungswesens aus. Unmittelbar nach Bekanntwerden der PISA-Ergebnisse setzt eine Diskussion über die Ursachen des schlechten Abschneidens deutscher Schüler ein. Als Maßstab werden die Länder herangezogen, die bei PISA vorn liegen: Bei der Lesekompetenz belegen Finnland, Kanada und Neuseeland die Spitzenränge, bei der mathematischen Grundbildung sind es Japan, Korea und Neuseeland und in den Naturwissenschaften Korea, Japan und Finnland. Der erste Befund: An den Ausgaben für die Bildung allein kann es nicht liegen, denn Korea und Japan geben weniger Geld pro Schüler aus als Deutschland. Wichtig für den Schulerfolg scheint vor allem ein Klima zu sein, in dem Leistung und Anstrengung etwas zählen. Unzweifelhaft ergibt sich aus der PISA-Analyse auch, dass ein früher Einstieg ins Lernen sinnvoll ist. Weitere Diagnosen zeigen, dass die Trennung der Schüler nach Schultypen zu früh erfolgt. Für PISA-Spitzenreiter ist kennzeichnend, dass sie ohne selektives Schulsystem eine gute Durchschnittsleistung erreichen.

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Der VW-Personalvorstand Peter Hartz wird von der Bundesregierung nach dem Skandal um Arbeitsamtsstatistiken an die Spitze einer 15-köpfigen Kommission berufen, die Vorschläge für eine Reform der Arbeitsvermittlung ausarbeiten soll. Auch wenn sie erst 2005 wirksam wird, sorgt die Reform der Arbeitslosen- und Sozialhilfe, die Teil des Konzeptes und bekannt ist unter dem Stichwort "Hartz IV", schon 2004 für viel Diskussionsstoff. Langzeitarbeitslose erhalten künftig in der Regel nach einem Jahr nur noch eine an der Bedürftigkeit ausgerichtete Unterstützung und das auch nur dann, wenn sie über keine anderen Mittel zum Lebensunterhalt verfügen. Die Reform hat den Anspruch, wieder mehr Menschen in Lohn und Brot zu bringen. Die steigenden Arbeitslosenzahlen des Jahres 2004 lassen in dieser Hinsicht jedoch nicht gerade Hoffnung aufkeimen. Die Präsenz der Arbeitsmarktreform in deutschen Köpfen zeigt sich am 10. Dezember 2004: Die Gesellschaft für Deutsche Sprache in Wiesbaden wählt "Hartz IV" zum Wort des Jahres.

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Ein ehemaliger Schüler richtet am 26. April 2002 im Gutenberg-Gymnasium in Erfurt ein entsetzliches Blutbad an. Er tötet bei seinem Amoklauf einen Polizisten, zwei Schüler und 13 Lehrer, ein Viertel des Kollegiums. Anschließend nimmt sich der 19-jährige Attentäter selbst das Leben. Der Amokläufer, der mit einer so genannten Pump-Gun bewaffnet ist, war zwei Monate vor dem Schulabschluss wegen der Fälschung von Attesten vom Gymnasium verwiesen worden. Waffen und Munition hat er sich als Mitglied eines Schützenvereins legal beschafft. Einen Tag später gedenken mit einem ökumenischen Gottesdienst im Erfurter Dom mehr als 2000 Menschen der Opfer des Amoklaufs. Die Bluttat löst eine bundesweite Debatte über Gewalt an den Schulen und die Zukunft des Bildungswesens aus. Am 11. März 2009 steht Deutschland erneut unter Schock: Beim Amoklauf eines 17-Jährigen in einer Realschule in Winnenden (Baden-Württemberg) werden 16 Menschen getötet, darunter der Täter. Nachdem der ehemalige Schüler in dem Gebäude neun Schüler und drei Lehrerinnen erschossen hat, flüchtet der Täter und bringt drei weitere Menschen um, bevor die Polizei ihn aufhalten kann.

Thüringische Landeszeitung, Weimar

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Wer in Deutschland im 21. Jahrhundert noch mit einem Walkman durch die Gegend läuft, muss sich als digitaler Neandertaler belächeln lassen. Denn nachdem Apple am 23. Oktober 2001 den ersten iPod mit fünf Gigabyte-Festplatte vorgestellt hat, ist sofort klar: Der amerikanische Softwareriese wird mit dem kleinen "portable media player" den Markt der Abspielgeräte revolutionieren. Und tatsächlich passen auf die integrierte 120 Gigabyte große Festplatte des Standard-iPods, des "iPod classic", circa 30 000 Songs, die man sich praktischerweise gleich aus dem Internet herunterladen kann. Womit auch die CD ihrem baldigen Ende entgegensieht. Doch kann der iPod nicht nur Musikformate lesen, sondern ab 2005 auch Videodateien. Dämpft anfangs der Preis für einen iPod - 399 Dollar in den USA, in Deutschland sogar knapp 500 Euro - die Verkaufszahlen noch, erreicht Apple im Weihnachtgsgeschäft 2004 den Durchbruch: Der Quartalsabsatz versechsfacht sich mit 4,6 Millionen Playern im Vergleich zum Vorjahr. Bereits 2006 hat Apple insgesamt 67,6 Millionen iPods verkauft und damit die gesamte Branche umgekrempelt. Das iPhone, das Apple 2007 herausbringt, bringt uns ins Internet, lässt uns Fotos machen, Breitbild-Videos anschauen und - ach ja - telefonieren.Weitere Fotostrecke: Die Welt ist kleiner geworden - die Ereignisse des aktuellen Jahrzehnts

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