Zimt - Genuss oder Gefahr?

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Die Warnung vor überhöhtem Genuss betrifft in erster Linie den Cassia-Zimt. Da nur dieser hohe Cumaringehalte aufweist, sollte bevorzugt Ceylon-Zimt benutzt werden.Leider ist bei Zimtpulver die Herkunft des Zimts meist nicht erkennbar. Bei Zimtstangen ist es allerdings einfacher, die Sorte zu identifizieren, denn bei Cassia-Zimt ist eine relativ dicke Rindenschicht mit vielen Hohlräumen zu einem Röllchen geformt. Ceylon-Zimt ähnelt dagegen im Querschnitt einer angeschnittenen Zigarre, in der mehrere feine Rindenlagen kompakt zu einer Zimtstange gerollt sind (s. Foto).Bedauernswerter Weise ist die Herkunft des Zimts auf der Verpackung vieler Fertigprodukte meistens nicht deklariert, teilweise sind die Angaben auch falsch.

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Der Aroma- und Duftstoff Cumarin ist in vielen Pflanzen wie Waldmeister, Steinklee und Zimt enthalten. Vor allem im sogenannten „Cassia-Zimt“ kommt Cumarin teilweise in sehr hohen Konzentrationen vor, während Ceylon-Zimt nur geringe Mengen an Cumarin enthält. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das das gesundheitliche Risiko von Cumarin in Lebensmitteln bewertet hat, besteht besonders bei sensiblen Personen die Gefahr einer Leber schädigenden Wirkung, die allerdings reversibel ist.Auch im Tierversuch wurde die Wirkung von Cumarin untersucht. Die Daten zeigten, dass bei Mäusen und Ratten, die über einen langen Zeitraum sehr hohe Mengen an Cumarin erhielten, Krebs ausgelöst wurde. Hinweise auf eine Tumorentstehung durch Cumarin beim Menschen liegen derzeit aber nicht vor.In Lebensmitteln darf isoliertes Cumarin übrigens nicht zugesetzt werden. Synthetisch hergestelltes Cumarin wird jedoch in kosmetischen Produkten und als Medikament z.B. gegen Ödeme eingesetzt. Da Cumarin sehr gut über die Haut aufgenommen wird, ist auch diese Aufnahme zu berücksichtigen. Legt man ein „worst case“-Szenario zugrunde, so können alleine dadurch bis zu 40 Prozent der täglichen tolerierbaren Menge ausgeschöpft werden.

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Für Cumarin wurde sowohl von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als auch vom BfR eine sogenannte „tolerierbare tägliche Aufnahmemenge“ festgelegt. Diese Menge bedeutet, dass man sie ein Leben lang aufnehmen kann, ohne gesundheitliche Schäden zu riskieren. Sie liegt bei 0,1 Milligramm Cumarin pro Kilogramm Körpergewicht und Tag und gilt auch für besonders empfindliche Verbraucher. Das entspricht bei einem 70 kg schweren Mann etwa 7 Milligramm Cumarin am Tag.

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Für Kleinkinder bedeutet dies zum Beispiel, dass bereits drei (!) Zimtsterne den tolerierbaren Gehalt an Cumarin ausschöpfen, wenn diese die höchsten gemessenen Gehalte an Cumarin enthalten und die alleinige Cumarinquelle darstellen. Kinder sind möglicherweise nicht nur durch ihr geringeres Körpergewicht von einer höheren Exposition mit Cumarin als Erwachsene betroffen, sondern auch durch ihre Vorlieben.Für Erwachsene wäre die tägliche tolerierbare Menge erst bei etwa 15 Zimtsternen erreicht. Es besteht jedoch keine Gesundheitsgefahr, wenn dieser Wert kurzzeitig überschritten wird. Eine regelmäßige Überschreitung des Wertes, die über 2 Wochen hinausgeht, wird aber besonders bei empfindlichen Personen als kritisch angesehen. Das BfR empfiehlt daher besonders in der Vorweihnachtszeit, Zimtgebäck nur in Maßen zu essen und dabei auch die Aufnahme über andere Lebensmittel - wie Milchreis mit Zimt und Zucker - zu berücksichtigen. Auch Betreuungseinrichtungen wie Kindergärten und Horte sollten zimthaltiges Gebäck unter den gegebenen Umständen nur in Maßen und nach Rücksprache mit den Eltern anbieten.Die Empfehlung einer möglichst abwechslungsreichen Ernährung hat also nicht nur unter dem Aspekt einer ausreichenden Nährstoffaufnahme einen Sinn. Häufig stellen gerade natürliche Pflanzeninhaltsstoffe, die landläufig gerne als „gesund“ und „natürlich“ und damit auch als „nebenwirkungsfrei“ eingestuft werden, in großen Mengen ein Risiko für die Gesundheit dar.

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Erwachsene, die nicht täglich größere Mengen Zimt zu sich nehmen, können sich in der Weihnachtszeit auch mal Zimtsterne schmecken lassen. Wer Zimtsterne zu Hause bäckt, sollte möglichst auf Ceylon-Stangenzimt zurückgreifen, da dieser kaum mit Cumarin belastet ist.Auch für Kinder, die sehr gerne und viel Zimt essen, gilt: Benutzen Sie als Eltern Ceylon-Zimt, um höhere Belastungen mit Cumarin zu vermeiden. Die Empfehlung einer möglichst abwechslungsreichen Ernährung hat nicht nur unter dem Aspekt einer ausreichenden Nährstoffaufnahme einen Sinn. Wie schon Paracelsus sagte: „All Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“

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Auch Positives ist über Zimt zu berichten: So wird er als vielfältiges Heilmittel gerne in der Naturheilkunde eingesetzt. Zimttee – beispielsweise – stärkt nicht nur und wirkt antibakteriell, er wirkt auch gegen die meisten Erkältungssymptome. Außerdem fördert er die Verdauung und hilft bei leichten Magen-Darmkrämpfen, da er die Magensaftproduktion ankurbelt. Des Weiteren wird ihm nachgesagt, dass er Frauen mit Problemen bei der Menstruation helfen kann.Äußerlich angewandt reizt Zimt die Haut, insbesondere das ätherische Zimtöl. Die Durchblutung wird an der Stelle der Anwendung gefördert und Schmerzen können bei vorsichtiger Dosierung gelindert werden. Durch die entkrampfende Wirkung kann man Zimt äußerlich gegen Verspannungen einsetzen.Darüber hinaus soll Zimt bei Typ-2-Diabetes helfen. Hier senkt er den Blutzucker und die Blutfettwerte... was für Diabetiker allerdings kein Freibrief für Zimtsterne und andere Süßigkeiten mit Zimt ist.

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