Zugvögel und andere Nomaden

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... ist wirklich ein Phänomen unter den Tiernomaden: Frisch geschlüpft verlässt sie ihre Heimat, um frühestens nach 25 Jahren zurückzukehren. Dabei legt sie Tausende von Kilometern zurück. Von Sommer bis Herbst dauert es, bis die kleinen Schildkröten sich durch Floridas Strände gewühlt haben, wo sie eines Nachts geschlüpft sind. Ihr Ziel: die einige Kilometer vor der Künste liegenden nahrhaften Seegras- und Tangmatten. Den Weg zum Meer finden die Kleinen dank des Mondscheins, der das Meer zum Leuchten bringt. Auf dieses Licht laufen sie zu. Nach fünf Jahren in der Saragossasee lassen sich die Unechten Karettschildkröten mit dem Golfstrom nach Großbritannien treiben, von dort über die Azoren und Kanaren zurück in die Karibik. Den Weg zeigt ihnen die so genannte magnetische Landkarte, die sie verinnerlicht haben. Das bedeutet, dass sie in der Lage sind, minimale Unterschiede in der Stärke des Erdmagnetfeldes zu erkennen und so auf ihrer langen Reise ihre Position zu bestimmen. Im Alter von 25 schwimmen die Weibchen zurück an ihren Geburtsstrand - zur Eiablage. Die Unechte Karettschildkröte, die bis zu 62 Jahre alt werden kann, legt im Laufe ihres Lebens über 15.000 Kilometer zurück. Beim Schwimmen rudert sie mit den langen Vorderflossen, mit den ebenfalls verbreiterten Hinterbeinen steuert sie.

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.. ist ein so genannter Teilzieher. Das bedeutet, dass nicht die ganze Familie auf Reisen geht, sondern nur ein Teil. Während sich das Weibchen im Herbst mit der Brut auf gen Süden macht, bleibt das Männchen zuhause. Ein richtiger Nesthocker eben. Die Vögel der Populationen, die sowieso in den gemäßigten Zonen leben, bleiben jedoch meist das ganze Jahr zusammen und suchen noch im Schnee nach Nahrung.

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... lebt in den europäischen und amerikanischen Küstengewässern des Nordatlantiks, steigt aber als Wanderfisch in die Flüsse Ostkanadas und Europas auf, um hier zu laichen. Damit kehrt der "Salmo salar" dorthin zurück, wo er als Junglachs gelebt hat. Hindernisse von bis zu drei Metern Höhe können die wendigen Fische im Sprung überwinden. Nach dem Laichakt sterben die meisten Lachse jedoch an Erschöpfung. Die Nachkommen bleiben ein bis fünf Jahre in den Flüssen und wandern dann erst ins Meer. Als so genannte Blanklachse leben sie noch ein bis vier Jahre im Atlantik und fressen sich eine Fettreserve an, bis sie ihre Wanderung zurück in ihren Heimatfluss antreten, um jetzt ihrerseits zu laichen. Bei ihrer Wanderung folgen sie ihrem Geruchssinn.

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... ist der absolute Langstreckenläufer unter den Wandertieren. Die nordamerikanischen Karibus legen bis zu 9000 Kilometer im Jahr zurück, mehr als jedes andere Säugetier der Erde. Diese Reisen zwischen den Weidegründen sind beschwerlich und gefährlich. Vor allem wegen ihrer Feinde - den Wölfen. Karibus und Rentiere gehören derselben Art an. Doch während der Mensch die Rentiere gezähmt hat und sie als Nutztiere in Herden hält, sind die alaskischen Karibus immer wild geblieben. Wenn sie auf ihren Wanderungen an den Rentierherden vorbeikommen, bringt das die Züchter in Alaska  in Schwierigkeiten. Schließlich sind ihre Tiere weit draußen in der Tundra verstreut, und wenn sie eine Karibuherde an sich vorbei traben sehen, erwacht auch in ihnen der uralte, mächtige Wandertrieb. Folgen sie jedoch ihren Vettern, den Karibus, bedeutet das ihren sicheren Tod. Da sie nicht mehr so instinktsicher sind wie die wilden Karibus, werden sie schnell zur leichten Beute von Raubtieren oder verhungern. Die Wanderungen der Karibus sind deshalb so eindrucksvoll, weil sie in riesigen Herden unterwegs sind - von bis zu 100 000 Tieren. Sie können ausgezeichnet schwimmen und überqueren nicht nur große Ströme, sondern sogar breite Meeresarme. Die durchschnittliche Tagesstrecke kann über 60 Kilometer betragen, ist im Frühjahr, wenn sie geschwächt und trächtig sind, aber meist geringer.

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... ist an den Küsten der nördlichen Meere beheimatet, sie dringt aber auch in das Binnenland vor und brütet hier auf Inseln in großen Seen. Die nordosteuropäische Heringsmöwe legt bei ihrer Reise nach Ostafrika im Winter mehr als 7000 Kilometer zurück. Die westeuropäischen Populationen legen dagegen keine so große Reise zurück, manche bleiben sogar im Brutgebiet.

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... gehört zu den bekanntesten europäischen Wandervögeln. Sein Weg zwischen den Brutquartieren und den afrikanischen Winterquartieren im Süden der Sahara, ist vor allem deshalb so lang, weil er als Segelflieger nicht über das Mittelmeer fliegen kann: Über dem Wasser fehlen ihm die warmen Aufwinde, die er für sein stundenlanges Seegeln braucht. Also umfliegt der Storch jedes Jahr das Mittelmeer, um nach Afrika zu gelangen. Dabei wählen die "Weststörche" den Weg über Gibraltar, um dann vom Senegal bis zum Tschadsee zu fliegen. Die "Oststörche" ziehen dagegen über den Bosporus, das Jordantal und die Sinai-Halbinsel nach Afrika. Dabei folgen sie dem Niltal bis hinunter in den Sudan. Bis sie ihre Winterquartiere in Ost- und Südafrika erreicht haben, haben sie 10.000 Kilometer auf dem Storchenbuckel. Seit kurzem ziehen viele Störche auf der westlichen Route gar nicht mehr bis nach Afrika, sondern bleiben in Spanien und Portugal. Das günstige Nahrungsangebot auf Reisfeldern und Mülldeponien ermöglicht es ihnen, ihren Zug auf der Iberischen Halbinsel abzubrechen. Besonders elegante Flieger sind die Störche indes nicht: Sie fliegen mit ausgestrecktem Hals und hängenden Beinen.

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... leben in winterkalten Steppen Eurasiens. Die widrigen Witterungsverhältnisse und Nahrungsmangel zwingen die Hornträger regelmäßig zu Wanderungen von mehreren hundert Kilometern. Auf solchen Zügen können sich die Herden zu riesigen Verbänden vereinigen. Wenn zu weite Gebiete von Schneefall betroffen sind und die Tiere nicht mehr ausweichen können, kommt ein großer Teil von ihnen um. Wenn die Saigas weiden, wandern sie nur langsam und schaffen nur wenige Kilometer in der Stunde. Droht jedoch ein Wetterumschlag, der Dürre oder Schnee bedeuten kann, ziehen sie zielstrebig in entferntere Gebiete und können in zwei Tagen über hundert Kilometer zurücklegen. Im Winter trotten die Herden immer weiter nach Süden, wo die Schneedecke, wenn es sie überhaupt gibt, dünner ist. Bei Tauwetter im Frühling geht es dann wieder nach Norden, wo das Futterangebot reichlich ist.

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