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Donaumetropole Bratislava
Den Reiz der Stadt macht aus, dass es von Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont blieb. Allerdings ging während des Sozialismus das jüdische Viertel am südöstlichen Fuß der Burg beim Bau der neuen Schnellstraße und der futuristischen Donaubrücke unwiederbringlich verloren. Von ihm sind heute nur noch wenige Häuser sowie das wieder freigelegte Grab des berühmten Rabbiners Chatam Sofer an der Südseite der Burg erhalten. Der multiethnische Charakter der Stadt mit einer bunten Mischung aus ungarischen, deutschen, slowakischen und jüdischen Einwohnern verschwand indes schon vorher. Die jüngere Geschichte ist jedoch gut in einschlägigen Minderheitenmuseen dokumentiert.
Die Burg – das Wahrzeichen
Das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt ist die Burg. Heute sind hier Exponate des Historischen Museums ausgestellt, unter ihnen die etwa 23000 Jahre alte „Venus von Moravany“. Seit einigen Jahren glänzt die Fassade in strahlendem Weiß. Das schlichte Äußere wird von einem in prachtvollem Rokoko gehaltenen Inneren kontrastiert. Der Innenbereich stammt aus der Zeit der Habsburger Kaiserin Maria Theresia. Offiziell war sie „nur“ Königin von Ungarn. Die Krönung fand, da die Türken Buda besetzt hielten, im hiesigen Martinsdom statt. Daher rührt ihre besondere Verbundenheit zu Bratislava. Apropos Türken, sie sind auch der Grund für die mächtigen Verteidigungswälle und Bastionen. Wer die Burg heute besucht, kommt immer noch auf eine Baustelle, auch wenn die wichtigsten Arbeiten abgeschlossen sind. Nach einem verheerenden Brand während der napoleonischen Besatzung 1811 war das viertürmige Bauwerk 150 Jahre nur noch eine Ruine. Nach 1918 gab es bereits Pläne, an seiner Stelle ein neues Universitätsgebäude zu errichten. Doch letztlich entschied man sich doch für die aufwändige Restaurierung, die mit Unterbrechungen bereits 60 Jahre dauert. Ein Besuch lohnt sich daher nicht nur wegen des schönen Rundblicks, sondern auch, weil sich immer etwas Neues entdecken lässt. Zeichen des neuen slowakischen Nationalstolzes ist übrigens die Reiterstatue von Svätopluk auf dem Ehrenhof, die erst vor einigen Jahren eingeweiht wurde.
Den Charme der Donaumetropole lernt man am besten am Hviezdoslav-Platz (Hviezdoslavovo nám.) kennen. Die Flaniermeile der Stadt ist zu fast jeder Tag- und Nachzeit belebt. Der langgezogene Platz mit seinen Baumreihen und zahlreichen Cafés lädt zum Verweilen ein.
Barock, Rokoko und Klassizismus – das historische Zentrum
In dem Viertel um den Hauptplatz stehen zudem mit der Franziskanerkirche und dem Alten Rathaus die ältesten Gebäude von Bratislava. Etwas erhöht im Norden wird das Stadtzentrum vom Michaelertor begrenzt. Es ist das letzte erhaltene Tor der mächtigen Stadtbefestigung, die auch von den Türken nicht eingenommen wurde.
Der Hauptplatz mit seinen Marktständen und der Rolandstatue ist ein beliebter Treffpunkt. Wer Kaffeehäuser liebt, sollte das Treffen jedoch gleich in das Café Mayer oder das Café Roland mit seinen erlesenen Konditoreiwaren verlegen. Das Café Roland befindet sich zugleich in einem reich verzierten Jugendstilgebäude. Von dieser Architektur hat Bratislava übrigens mit dem Blauen Kirchlein in der Gajova-, Ecke Bezrucova-Straße ein ganz besonderes Kleinod zu bieten.
Viel Grün in Stadt und Umgebung
Bratislava ist vor allem auch eine Stadt der Parks. Am anderen, südlichen Donauufer erstreckt sich mit dem Janko-Kral-Garten wohl eine der ältesten öffentlichen Parkanlagen Europas. Sie stammt aus der Zeit Maria Theresias und ist ein willkommener Ruheplatz für müde Touristen. Über das Stadtgebiet verteilt befinden sich weitere schöne Parks. Besonders zu empfehlen ist der Horský Park (Bergpark) nordwestlich der Burg. Er befindet sich in einer Villensiedlung über der Stadt und ist ein beliebter Treffpunkt. Nicht zuletzt wird das Bild Bratislavas durch die Kleinen Karpaten bestimmt, die bis ins Stadtgebiet hineinragen. Ein Ausflug dahin lohnt sich auch wegen des Weins, der an ihren Ausläufern gut gedeiht.