wissen.de Artikel
Wien: Das Herz der Donaumonarchie
Im Herz der Donaumetropole
Im Zentrum befindet sich die Altstadt mit dem Gewirr der engen, teilweise noch kopfsteingepflasterten Gassen, mit den Höfen und Durchhäusern, den Plätzen und Palästen. Hier im Ersten Bezirk schlägt, liebevoll restauriert, das Herz der Donaumetropole. Unweit des Stephansdoms befindet sich die Peterskirche, die in ihrer ersten Anlage auf das 8. Jahrhundert zurückgeht. Das Kernstück der Altstadt ist aber der gigantische Gebäudekomplex der ab dem 13. Jahrhundert erbauten Wiener Hofburg. Die Ringstraße, die nach 1858 im Zuge der Stadterweiterung an Stelle der alten Stadtbefestigung angelegt wurde, ist ein in Europa einzigartiges Beispiel des Historismus der Gründerzeit, bei dem auf mehreren Kilometern staatliche Repräsentationsbauten wie Hoftheater, Neue Universität, Oper, Parlament und Rathaus mit den vornehmen Wohnpalästen und Mietshäusern eines zu wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Macht emporstrebenden Bürgertums wetteifern. Im Schatten der Prachtstraße lagen die Wohn- und Elendsquartiere einer schnell anwachsenden Industriearbeiterschaft. Der Karl-Marx-Hof, ein Gebäudekomplex mit mehr als 1300 Wohneinheiten, ist Teil und Musterbeispiel eines umfangreichen sozialreformerischen Bauprogramms, mit dem in den 1920er Jahren die Wohnsituation von rund einem Siebtel der damals über zwei Millionen Einwohner zählenden Stadt verbessert wurde.
Von den rund 415 Quadratkilometern Stadtfläche sind fast die Hälfte, nämlich 205 Quadratkilometer, Parks, Gärten und Wälder. Die größte Grünfläche ist der berühmte Wienerwald, als grüne Lunge und Naherholungsgebiet der Großstadt von immenser Bedeutung. Einen Grüngürtel gibt es aber auch rund um den Ersten Bezirk, denn repräsentative Parks umkränzen die City. An der Stelle des ehemaligen Wasserglacis ist der Stadtpark errichtet und 1862 eröffnet worden. Pavillons und Denkmäler (u. A. jenes für den Walzerkönig Johann Strauß) sind das Inventar der durchkomponierten Grünzone; Strauchgürtel, malerische Wiesen, Baumgruppen und ein Teich gliedern den Park. Der Burggarten am Ring entstand in den Jahren 1818/1819 als private Gartenanlage des Kaisers. Seit dem Ende der Monarchie darf auch das "gemeine Volk" in diesem kleinen, aber stimmungsvollen, auf verschiedenen Niveaus angelegten Park lustwandeln. Imposant ist das 1902 errichtete große Palmenhaus, eine Meisterleistung des Jugendstils. An der Außenmauer zur Ringstraße steht das Mozartdenkmal. Gänzlich anderen Charakter hat der 1819 bis 1823 angelegte Volksgarten, der sich ebenfalls entlang der Ringstraße, zwischen Heldenplatz und Burgtheater erstreckt. Wie sein Name andeutet, ist er der erste für die Bevölkerung geschaffene Park. lm Zentrum der streng geometrischen Gartengestaltung steht der Theseustempel.
Das Zentrum der Donaumonarchie
Einst an Stelle einer keltischen Siedlung als römisches Militärlager Vindobona angelegt, wurde Wien seit dem 13. Jahrhundert Residenzstadt der Habsburger. Unter Kaiserin Maria Theresia wurde es gesellschaftliches und politisches Zentrum der Monarchie. Als Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich war Wien Schauplatz des Wiener Kongresses, der nach dem Sturz Napoleons I. dem Europa des 19. Jahrhunderts seine politische Gestalt gab. Und als Hauptstadt des Vielvölkerreiches wurde es zum Sammelbecken von Zuwanderern aus allen Teilen der k. u. k. Monarchie, zum Treffpunkt der verschiedensten Nationalkulturen - durch die Wiener Wesensart, die geprägt ist von der Grundstimmung "leben und leben lassen", zwar nicht miteinander vereint, aber zur spannungsreichen Vielfalt zusammengefasst.
Durch die jüngsten politischen Veränderungen im Osten Europas gewinnt Wien als traditionelle Drehscheibe zwischen Ost und West neuerlich wieder an Bedeutung. Im 18. und 19. Jahrhundert entfalteten sich Kunst und Kultur in Wien zu glanzvoller Blüte. Hier lebten und wirkten Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg Wien endgültig zur Weltmetropole der "klassischen" Musik auf. 1842 wurden die Wiener Philharmoniker gegründet. Johannes Brahms, Anton Bruckner, Gustav Mahler, Hugo Wolf und Richard Strauss komponierten in Wien, und auch die Pioniere der Neuen Musik - Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern sowie Ernst Krenek - stammen aus der Donaumetropole.
Stephansdom - Das Wiener Wahrzeichen
Hofburg - Kaiserin Maria Theresias Residenz
Am riesigen Heldenplatz stehend, bekommt man den besten Eindruck von der Größe und Bedeutung der Hofburg. Kaiserin Maria Theresia residierte hier 1740 bis 1780, ihr liberaler Sohn Josef II. von 1780 bis 1791. Seine Amtsräume benutzt heute der Bundespräsident der Republik Österreich. In der Hofburg befindet sich die Nationalbibliothek mit ihren rund zwei Millionen Bänden und 40000 Handschriften. Äußerst sehenswert ist der barocke Prunksaal der Bibliothek, reich verziert mit Deckengemälden, Säulen, Statuen und goldenen Wandornamenten. In einem Teil der Hofburg mit ihren 2600 Räumen "wohnen und tanzen" die Lipizzaner der Spanischen Reitschule; Reiter in historischen Kostümen führen die berühmten weißen Lipizzanerhengste vor, deren edle Vorfahren ursprünglich aus Spanien kamen. Die Reitschule wurde 1580 gegründet, als Kaiser Maximilian II. das Züchten spanischer Pferde in Österreich einführte. Im Schweizertrakt, dem ältesten Teil der Hofburg, befindet sich die Schatzkammer, wo man als Höhepunkt den mittelalterlichen Kronschatz mit Reichskrone, Reichszepter und Reichsapfel bewundern kann. In der Burgkapelle direkt neben der Schatzkammer singen die berühmten Wiener Sängerknaben während der Schulzeit jeden Sonntag die Messe.
Schönbrunn - Ausdruck des Habsburger Selbstbewusstseins
Schloss Schönbrunn, die ehemalige Sommerresidenz der Habsburger, ist eines der weltweit berühmtesten Königsschlösser. Den Mittelpunkt des Schlosses bildet in festlichem Rokoko die 43 Meter lange Galerie. Wo 1814/1815 der Wiener Kongress tagte, finden heute Staatsbankette statt. Das Schloss mit der weitläufigen Gartenanlage wurde als Gesamtkunstwerk von Johann Bernhard Fischer von Erlach, einem der bedeutendsten Barockbaumeister Europas, konzipiert. Schloss-, Park- und Landschaftsarchitektur formen sich in Schönbrunn zu einer Einheit, die in ihrer proportionalen Zuordnung nichts Zufälliges duldet. So stehen das Schloss und die Gloriette auf der Anhöhe natürlich in direktem Bezug zueinander, was eine bipolare Spannung ergibt. Die Habsburger Kaiser, die hier zeitweise wohnten, waren sich der Symbolik sehr wohl bewusst: Schönbrunn als Ausdruck herrscherlichen Selbstbewusstseins, bekrönt von jener klassizistischen Gloriette mit ihren dorischen Säulengängen und dem triumphbogenartigen Mittelteil als Sinnbild einer europäischen Großmacht.
Prater - Wiens Vergnügungspark
Größte und bekannteste Parkanlage Wiens ist sicherlich der Prater. Das ehemalige kaiserliche Jagdrevier wurde 1766 von Kaiser Joseph II. der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und allmählich zu einem Vergnügungspark umgestaltet. Heute geht es hier am Abend dank Spielhallen, Loopingbahnen und hundert anderen Lustbarkeiten laut und schrill zu, aber an schönen Nachmittagen ist der Prater von einer ruhigen Vergnüglichkeit. Eine Fahrt mit dem 1896/1897 anlässlich der Weltausstellung errichteten Riesenrad sollte man - trotz möglicher Wartezeit - unbedingt wagen, denn es bietet einen schönen Blick über die Stadt. Mit der Liliputbahn lässt sich eine kleine Erkundungsfahrt durch das Augebiet des grünen Praters zum Praterstadion und wieder zurück machen. Zahlreiche über die gesamte Parkanlage verteilte Lokale laden zum Verweilen ein.
Architektur von Hundertwasser
Als Touristenmagnete erweisen sich die von Friedensreich Hundertwasser entworfenen Häuser. Mit dichter Begrünung der Balkone und Dächer, mit bunten Farben und unregelmäßigen, jeden rechten Winkel und ebene Fläche meidenden Formen verwirklicht der Künstler Prinzipien des ökologischen Bauens. Unweit seines ersten, 1985/1986 fertig gestellten Hauses in der Löwengasse befindet sich in der Unteren Weißgerberstraße 13 das ebenfalls von ihm geplante und gestaltete Kunst-HausWien, eine Mischung aus Hundertwasser-Galerie, Ausstellungshalle und Souvenirshop. Ebenfalls von Hundertwasser verschönt wurde die Fassade der Müllverbrennungsanlage Spittelau. Dieses viel bestaunte (und kritisierte) Bauwerk kann vom Donaukanal aus mit einem Schiff besichtigt werden, das ebenfalls von Hundertwassers schnörkelhafter Kunst gezeichnet ist.